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Stottern in Andernach: Katrin kämpft gegen die Sprachbarriere!

Stottern betrifft mehr als 830.000 Menschen in Deutschland, wie die Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe bekannt gibt. Eine dieser Personen ist die 26-jährige Katrin Keip aus Andernach. Sie hat seit ihrer Kindheit mit Stottern zu kämpfen und beschreibt, wie herausfordernd es sein kann, in sozialen Interaktionen zu sprechen. Besonders in neuen Bekanntschaften muss sie sich oft überwinden: "Es ist schon Angst und Scham mit dem Reden verbunden. Ich mache mir dann Gedanken, wie viel stottere ich jetzt, wie wirke ich?"

Der Ursprung ihres Stotterns war für Katrin unklar, als es mit fünf Jahren auftrat. Heute, nach vielen Jahren, bleibt das Stottern ein ständiger Begleiter in ihrem Leben. "Ich weiß genau, was ich sagen möchte. Aber wenn ich es dann ausspreche, bricht meine Stimme ab, und ich habe ein Druckgefühl im Hals," erklärt sie frustriert. Sie wünscht sich mehr Geduld von ihren Mitmenschen und möchte nicht unterbrochen werden oder dass man ihr in die Sätze hineinredet.

Was ist Stottern?

Stottern ist eine Störung des Sprechablaufs, auch bekannt als eine Redeflussstörung. Dabei verlieren Betroffene vorübergehend die Kontrolle über ihre Sprechmotorik. Dies äußert sich in unfreiwilligen Wiederholungen von Silben oder Lauten, sowie in Blockierungen, die sowohl hörbar als auch stumm sein können. Die Symptome sind je nach Person und Situation unterschiedlich stark ausgeprägt. Laut der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe haben etwa fünf Prozent aller Kinder bis zum Alter von sechs Jahren Schwierigkeiten mit dem Sprechen. Bei 70 bis 80 Prozent dieser Kinder regelt sich das Stottern wieder, jedoch bleiben viele von ihnen ein Leben lang betroffen.

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Ein Grund für dieses Phänomen ist oft unbekannt. Norbert Bender, Vorsitzender der Vereinigung, erklärt, dass bei den meisten Stotternden keine spezifische Ursache feststellbar sei. Forschungen haben gezeigt, dass bestimmte Hirnregionen von stotternden Menschen anders strukturiert sind als bei nicht betroffenen Personen. Es gibt auch Fälle von psychogenem Stottern, das durch traumatische Ereignisse oder Schlaganfälle ausgelöst werden kann, jedoch ist dies eher selten. Das Gute ist, dass Stottern behandelbar ist. "Stottern ist beeinflussbar," fügt Bender hinzu.

Unterstützung durch Familie und Freunde

Katrin Keip hat in der Vergangenheit Therapie-Sitzungen besucht, die ihr geholfen haben, Techniken zum besseren Umgang mit ihrem Stottern zu erlernen. Sie hat Glück, keine negativen Erfahrungen mit Mobbing in der Schule gemacht zu haben, was darauf zurückzuführen ist, dass ihre Familie die Lehrer informiert hat, sodass das Thema offen angesprochen wurde. "Ich erinnere mich, dass ich einmal 'Stotterliesel' von einem Mitschüler genannt wurde. Heute kann ich darüber lachen," sagt sie. Ihre Entschlossenheit, offen über ihr Stottern zu sprechen, wurde durch die Unterstützung ihrer Familie und Freunde gestärkt. "Hätte ich diese Unterstützung nicht gehabt, wäre ich nicht die Person, die ich heute bin."

Der Druck, mit Stottern umzugehen, ist jedoch nicht ganz verschwunden. Besonders das Telefonieren stellt für Katrin eine große Herausforderung dar. "Wenn ich weiß, dass ich jetzt mit jemandem telefonieren muss, mit dem ich noch nie telefoniert habe, geht mein Puls hoch," gibt sie zu. Dennoch versucht sie, selbstbewusst zu sein und sich der Herausforderung zu stellen.

Der "Welttag des Stotterns", der seit 1998 jährlich am 22. Oktober gefeiert wird, hat das Ziel, auf die Schwierigkeiten der Betroffenen aufmerksam zu machen. Norbert Bender betont, dass an diesem Tag Aktionen und Veranstaltungen organisiert werden, um mehr Verständnis und Akzeptanz zu fördern.

Das Stottern bleibt ein Teil von Katrins Leben, doch sie ist sich bewusst, dass es nicht sie definiert. "Ich bin mehr als mein Stottern," sagt sie mit einem Lächeln und zeigt, dass es trotz aller Herausforderungen auch Hoffnung gibt.


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Genauer Ort bekannt?
Bad Marienberg, Deutschland
Quelle
swr.de

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