Ein bemerkenswerter Vorfall hat in der deutschen Bäckerei-Landschaft für Aufsehen gesorgt: Die Sternenbäckerei, eine Kette mit 120 Filialen in ganz Deutschland, hat Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Diese Entscheidung könnte weitreichende Folgen haben, da einige der Filialen zwangsläufig schließen müssen.
Hechingen, wo sich der Hauptsitz der Sternenbäckerei befindet, ist besonders betroffen. Hier wird die Produktion bis zum Jahresende eingestellt, was für viele Mitarbeiter und die Treue der Kunden eine große Herausforderung darstellt. Die Anzeichen für diese Entwicklung sind nicht neu. Seit Jahren kämpft die Branche mit einem verschärften Wettbewerb durch große Lebensmittelketten und die Auswirkungen der Energiepreiskrise, die die wirtschaftliche Situation vieler kleiner und mittelständischer Bäckereien erheblich verschärft hat.
Verkündete Filialschließungen und mögliche Rettungen
Die Bäckereikette hat die Insolvenz bereits im Frühjahr 2024 gemeldet. Doch nach anfänglicher Ruhe gibt es jetzt neue Unsicherheiten. Laut einem Bericht der Schwäbischen Zeitung wird es in den kommenden Tagen klare Informationen darüber geben, wie viele Filialen letztlich geschlossen werden müssen. Die Situation ist angespannt, und viele der über 1.000 Beschäftigten sehen einer ungewissen beruflichen Zukunft entgegen.
Positive Nachrichten gibt es jedoch für die Filialen in Gera (Thüringen) und Spremberg (Brandenburg). Hier zeichnet sich eine Lösung zur Fortführung der Geschäfte ab. Ein Investor hat offenbar Interesse an den Standorten bekundet, was Hoffnung für die Mitarbeiter und Kunden in diesen Regionen bietet.
Die Bäckereibranche unter Druck
Die Schwierigkeiten der Bäckerei Sternen sind Teil eines größeren Problems, das die gesamte Branche betrifft. Seit 2013 hat der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks einen stetigen Rückgang der Anzahl der Bäckereien in Deutschland festgestellt. Während es 2013 noch 13.171 Betriebe gab, sind es bis 2023 nur noch 9.242 gewesen. Dies spiegelt die Herausforderungen wider, vor denen viele kleine Bäckereien stehen, die im Schatten zahlreicher Großketten operieren müssen.
Ein besonders besorgniserregender Trend ist der Rückgang der Anzahl der Auszubildenden in der Branche. Statt früher mehr als 23.000 Lehrlingen sind im Jahr 2023 nur noch knapp 10.000 im Bäckerhandwerk tätig. Dies könnte auf ein ernstes Problem in der Nachwuchsgewinnung hinweisen, das die Zukunft der Branche ernsthaft gefährden könnte.
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland zeigt ebenfalls eine besorgniserregende Tendenz: Immer mehr Unternehmen sehen sich in den kommenden Jahren mit Insolvenzen konfrontiert. Der Insolvenzreport für das zweite Quartal 2024 legt nahe, dass die Zahl der Insolvenzen „auf einem besorgniserregend hohen Stand“ verharrt. Besonders betroffen sind neben Bäckereien auch die Automobilzulieferer, der Einzelhandel und einige Modeunternehmen.
Wie sich die Situation weiterentwickeln wird, bleibt abzuwarten. Viele Augen werden auf die kommenden Wochen gerichtet sein, in denen sich möglicherweise die Schicksale der Filialen und ihrer Mitarbeiter entscheiden werden. Der Fortbestand der Sternenbäckerei könnte nicht nur für die Angestellten von Relevanz sein, sondern auch für die Bäckereikulturen in den betroffenen Regionen.