Souleymane Bah hat in Deutschland eine bemerkenswerte Lebensgeschichte geschrieben, die von Entbehrungen, Hoffnung und letztlich Erfolg geprägt ist. Ursprünglich stammt er aus Guinea, einem Land, in dem viele Bürger unter widrigen Umständen leiden. „Ich wollte einfach raus“, beschreibt Bah seinen Fluchtimpuls, der aus der repressiven politischen Situation und den Lebensbedingungen in seiner Heimat resultierte. Dort, wo es oft an den grundlegendsten Ressourcen wie Wasser und Strom mangelte, war es nicht sicher, besonders nach seinen Teilnahme an Demonstrationen, die ihn ins Visier der Behörden brachten.
Nachdem er sich in Deutschland niedergelassen hatte – zunächst in einer Unterkunft in Coesfeld – fand er sich in einer rechtlichen Grauzone wieder. Als „Geduldeter“ durfte er nicht arbeiten, aber er engagierte sich ehrenamtlich, was ihm half, die Sprache zu lernen und soziale Kontakte aufzubauen. Seine erste Anstellung als Fließbandarbeiter lenkte ihn von seiner Leidenschaft ab, die in der Informatik lag. Mit der Zeit konnte er jedoch seiner Leidenschaft nachgehen und schloss im Januar 2020 seine Ausbildung zum Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik ab.
Herausforderungen und Chancen
Die Umstände für Bah blieben jedoch schwierig. Um eine Aufenthaltserlaubnis zu beantragen, benötigte er einen Reisepass, den er während der Pandemie in seiner Heimat beschaffen sollte. Dies stellte sich als nahezu unmöglich heraus, da er weder geimpft war noch Zugang zu den notwendigen Gesundheitsressourcen hatte. Als er schließlich Hilfe beim Caritasverband suchte, standen ihm mehrere Optionen zur Verfügung, darunter das Klagen gegen die Anforderungen der Botschaft oder die Fortsetzung seines Lebens als Geduldeter unter harten rechtlichen Bedingungen. Letztendlich entschied er sich, zurück nach Guinea zu fliegen, um den Reisepass zu bekommen.
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland schloss Bah nicht nur seine Ausbildung erfolgreich ab, sondern bildete sich auch zum Meister in Elektrotechnik weiter. Dies geschah im Rahmen einer Meisterfeier, die am 6. Oktober in Münster stattfand. Seit kurzer Zeit gibt er sein Wissen als Berufsschullehrer in Ahaus weiter und bildet die nächste Generation in seinem Handwerk aus. Seine Faszination für Elektrotechnik spiegelt sich in seinem Engagement als Lehrer wider, wo er seinen Schülern grundlegende Themen wie Wendeschutzschaltung näherbringt.
Die Kombination aus seiner Teilzeitfortbildung zum Geprüften Betriebswirt und seiner Lehrtätigkeit zeigt, wie Bah es geschafft hat, sich beruflich und persönlich weiterzuentwickeln. Trotz der Herausforderungen, die ihm auf seinem Weg begegnet sind, spürt er die Sicherheit, die ihm seine Arbeit gibt. „Die einzige Sicherheit ist, dass ich jetzt arbeiten kann“, beschreibt er seine Situation, die ihm die Möglichkeit gibt, für seine drei Kinder da zu sein.
Majda Mchiche vom Caritas-Fachdienst lobt Bahs unermüdliche Kraft und den Glauben an einen besseren Ausgang seiner Situation: „Trotz aller Schwierigkeiten hat er immer einen klaren Blick behalten“, sagt sie und betont, dass Menschen, die eine Perspektive haben, in der Lage sind, über sich hinauszuwachsen. Bah verkörpert mit seinem Lebensweg diese Hoffnung und zeigt, wie wichtig Chancen sind – nicht nur in der beruflichen, sondern auch in der persönlichen Entwicklung.