In den letzten Jahren standen deutsche Automobilhersteller zunehmend unter Druck, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu bewahren. Bei einer Veranstaltung in Nachrodt-Wiblingwerde, geleitet von Prof. Dr. Stefan Bratzel, wurde diskutiert, ob die deutschen Autobauer ihre „Angreifermentalität“ aufgehört haben. Dies wirft die Frage auf, ob der langanhaltende Erfolg der Branche dazu geführt hat, dass die Unternehmen weniger hungrig sind, um neue Märkte zu erobern.
Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management, betonte in einer Diskussion mit Experten aus der heimischen Automobilbranche, dass die deutschen Hersteller Marktanteile an ihre Konkurrenten in den USA und China verlieren. Die Elektrifizierung, die von immer höheren Energiekosten, wachsender Bürokratie und steigenden Lohnkosten begleitet wird, verschärft diese Problematik. Laut Bratzel müssen die Automobilhersteller „so viel besser und innovativer sein, wie sie teurer sind“, um im Wettbewerb bestehen zu können.
Der Wandel zur Elektromobilität
Ein zentrales Thema der Diskussion war die entscheidende Rolle der Elektrifizierung. Der Professor erklärte, dass Deutschland im Vergleich zu China, wo im Juli 50 Prozent der neu zugelassenen Autos elektrisch waren, zu einem Nachzügler geworden sei. Zu viele Bedenken hinsichtlich der Reichweite und der Ladeinfrastruktur verzögern die Akzeptanz von E-Autos in Deutschland. Bratzel betonte, dass eine verbesserte Ladeinfrastruktur die Reichweitenproblematik verringern und damit auch die Anschaffungskosten für Elektrofahrzeuge, welche bereits 40 Prozent der Gesamtkosten ausmachen, beeinflussen kann.
Die Veranstaltung brachte nicht nur den Status quo in der Automobilbranche zur Sprache, sondern auch künftige Entwicklungen. Bratzel hob hervor, dass die Wertschöpfung zunehmend in Bereichen wie Batterien, Halbleitern und Software liegt. Hier eröffnen sich neue Geschäftsfelder, die für Unternehmen in der Region Chancen bieten können.
In Anbetracht des Strukturwandels manifestiert sich die Frage, inwieweit Unternehmen bereit sind, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken. Der Appell an die Firmen besteht darin, neue Kooperationen einzugehen, insbesondere mit digitalen Unternehmen. Die geforderten Veränderungen sind dringend, da die Margen der traditionellen Zulieferer sinken und die Industrie sich vermehrt liberalisieren muss.
Jochen Schröder, Geschäftsführer der GWS, machte darauf aufmerksam, dass etwa 4000 Arbeitsplätze im Märkischen Kreis direkt an den Antriebsstrang gebunden sind. Dies wirft die wichtige Frage auf, wie diese Unternehmen außerhalb der Automobilbranche Fuß fassen können. Der Strukturwandel könnte ihnen nicht nur helfen, sondern auch dazu führen, dass neue Produkte und Dienstleistungen entstehen, die weniger von konventionellen Technologien abhängen.
Die Veranstaltung, die von mehreren wichtigen Wirtschaftsorganisationen wie der GWS, MAV und der SIHK organisiert wurde, verdeutlichte die Herausforderungen und Möglichkeiten, die die Automobilindustrie vor sich hat. Während die Bedenken um die derzeitige Marktentwicklung und die Risiken eines verzögerten Wandels bestehen, bleibt die Hoffnung, dass Innovationskraft und neue Geschäftsmodelle die Industrie in eine zukunftsfähige Richtung lenken können.
Diese Diskussion zeigt deutlich, dass die Anpassungsfähigkeit in der heutigen Automobilwelt ein entscheidender Erfolgsfaktor ist, der über die Zukunft vieler Unternehmen entscheiden könnte. Für weitere Details zu den aktuellen Entwicklungen in der Automobilbranche sei an dieser Stelle auf www.come-on.de verwiesen.