In einem spektakulären Prozess sorgt ein 34-jähriger Ägypter, der als Schleuser agierte, für Aufregung vor dem Schöffengericht in Rosenheim. Der Mann, der aus der Justizvollzugsanstalt Traunstein vorgeführt wurde, steht im Verdacht, in den Monaten April und Mai 2024 insgesamt 23 Menschen illegal nach Deutschland geschleust zu haben. Mit einem seiner Handys konnte die Polizei die strafbaren Handlungen dokumentieren, einschließlich eines besonders dreisten Vorfalls, bei dem er zwei Syrer, die bereits an der Grenze zurückgewiesen worden waren, ein zweites Mal über die Grenze brachte.
Der Angeklagte war ursprünglich 2022 nach Deutschland gekommen und versuchte, durch Schleusungen von Wien aus Geld für seine zwei Ehefrauen zu verdienen - eine in Ägypten, die andere in Italien. Dabei machte er sich die Dienste eines Syrers zunutze, der ihm über Facebook Transportaufträge erteilte. Die Richterin Isabella Hubert zeigte sich skeptisch gegenüber den Aussagen des Angeklagten, der behauptete, aus Kairo zu stammen und nie zur Schule gegangen zu sein. „Wie konnten Sie denn per Facebook kommunizieren, wenn Sie nicht lesen oder schreiben können?“, fragte sie eindringlich.
Strengere Urteile gefordert
Obwohl der Angeklagte ein Geständnis ablegte, forderte die Anklage mit Nachdruck eine kräftige Strafe. Der Staatsanwalt betonte, dass die Informationen über mögliche Hintermänner des schändlichen Handels kaum hilfreich waren und beantragte eine Haftstrafe von drei Jahren und zehn Monaten. Dagegen appellierte die Verteidigung, die Umstände und das Geständnis des Angeklagten stärker zu berücksichtigen, gerade weil er nicht vorbestraft sei und bereits fünf Monate in Untersuchungshaft sitze. Der Verteidiger hielt eine Freiheitsstrafe von 22 Monaten für angemessen mit einer Aussetzung zur Bewährung.
Die Richterin stellte jedoch klar, dass angesichts der aktuellen Migrationslage ein starkes Signal nötig sei, um potenzielle Nachahmer abzuschrecken. Das Gericht verhängte schließlich eine Haftstrafe von drei Jahren und sieben Monaten, was für viele Beobachter des Prozesses eine klare Botschaft an mögliche Schleuser ist.
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