Stormarn

8000 Fähnchen gegen Armut: Schüler setzen ein Zeichen für Kinder in Stormarn

Schockierende Realität in Ahrensburg: Schüler stecken 8000 blaue Fähnchen auf die Wiese vor dem Schloss, um auf die drängende Kinderarmut im Kreis Stormarn aufmerksam zu machen – ein Aufruf zur Solidarität für die 18,3 Prozent der armen Kinder in Glinde und Bad Oldesloe!

In Ahrensburg fand ein eindrucksvolles Ereignis statt, bei dem Schüler der Stormarnschule zusammen mit den Auszubildenden der Beruflichen Schule Ahrensburg eine bedeutende Aktion ins Leben riefen. Sie steckten 8000 blaue Fähnchen in die Wiese vor dem malerischen Schloss, die alle ein persönliches Schicksal symbolisieren. Jedes Fähnchen steht für ein Kind, das in der Umgebung unter oder nahe der Armutsgrenze lebt.

Auf den ersten Blick mag das Bild der Fähnchen idyllisch erscheinen, doch es verbirgt eine ernsthafte Botschaft. Die Initiatoren, die sich intensiv mit dem Thema Armut auseinandergesetzt hatten, wollten auf die schwierige Situation vieler Kinder aufmerksam machen. „Wir haben in Workshops erfahren, wie schlimm es ist, und waren motiviert, an dieser Aktion mitzuwirken“, sagt Julius von Eicken, ein Schüler der 6c.

Die Situation der Kinderarmut in Stormarn

Die Tatsache, dass in einem der wohlhabendsten Kreise Norddeutschlands, wie Stormarn, eine signifikante Anzahl von Kindern in Armut lebt, ist alarmierend. Statistiken zeigen, dass vor allem Kinder in Glinde und Bad Oldesloe stark betroffen sind. Glinde verzeichnet rate von 18,3 Prozent, gefolgt von Bad Oldesloe mit 16,98 Prozent. Auch in Städten wie Ahrensburg und Reinbek ist die Situation nicht besser, was den vierten Armutsatlas für den Kreis Stormarn belegt.

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Die Schülerinnen und Schüler waren sich einig, dass es traurig ist, wie viele Familien unter finanziellen Schwierigkeiten leiden. Sara Alhabal, eine angehende Sozialpädagogische Assistentin, äußert: „Wir finden es traurig, dass so viele arme Kinder existieren. Wir möchten helfen, wohin es nur geht.“ Dies zeigt den starken Willen, der in der jungen Generation herrscht, sich für die Belange benachteiligter Kinder einzusetzen.

Ute Vöcking, eine Vertreterin des Kinderschutzbundes, berichtet von den finanziellen Hilfen, die bereits um die 126.000 Euro betragen haben. Diese Gelder wurden Familien in Not zur Verfügung gestellt und sind fast gleichwertig mit dem Betrag aus dem Jahr zuvor. Die Inflation hat in den letzten Monaten zwar etwas nachgelassen, dennoch bleibt die Situation der betroffenen Familien prekär.

Zusammenhang zwischen Armut und Bildung

Ein weiterer Punkt, den Oliver Ruddigkeit, Geschäftsführer des Kinderschutzbundes Stormarn, hervorhebt, ist der klare Zusammenhang zwischen Armut und Bildungserfolg. „Kinder aus armen Verhältnissen haben oft schlechtere Bildungschancen“, erklärt Ruddigkeit. Diese Kinder sind im Schulsystem meist benachteiligt und haben häufig nicht die nötigen Ressourcen, etwa technische Geräte wie Tablets, um erfolgreich lernen zu können.

Die Probleme reichen viel tiefer und betreffen die gesamte Lebensqualität dieser Kinder. Ruddigkeit weist darauf hin, dass während Krisenzeiten oft der Fokus auf die eigenen Bedürfnisse gerichtet wird, was das Gefühl der Solidarität mit den Bedürftigen verringert. „Die gesellschaftliche Stimmung hat sich leider verschlechtert, und es gibt weniger Anreiz, anderen zu helfen“, so Ruddigkeit weiter.

Neben diesen finanziellen und bildungspolitischen Herausforderungen gibt es auch eine wachsende Stigmatisierung von armen Menschen, die durch populistische Diskussionen in den Medien verstärkt wird. Diese negativen Darstellungen führen oft dazu, dass die Betroffenen an den Pranger gestellt werden, wobei viele in Not geraten sind, ohne Schuld daran zu tragen.

Diese Problematik ruft nicht nur Empathie hervor, sondern auch das Bedürfnis nach unmittelbarer Hilfe. Angebote wie der Kindernothilfe-Fonds können schnelle Unterstützung bieten, und der Ansatz, anstelle von Geschenken Geld für Kinder in Not zu spenden, wird empfohlen. „Das tut nicht weh und hat großen Einfluss“, sagt eine der engagierten Schülerinnen.

Die Aktion in Ahrensburg war ein eindringlicher Aufruf, auf die Missstände aufmerksam zu machen. Der Zusammenhalt der jungen Generation in der Bekämpfung von Kinderarmut könnte durchaus Hoffnung für die Zukunft geben.

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