Die Polizeistation in Owschlag hat eine neue Leitung: Julia Bünning, mittlerweile 43 Jahre alt, hat im September die Rolle des Polizeihauptkommissars übernommen. Zuvor war sie 21 Jahre lang in Rendsburg tätig, wo sie sich um eine Vielzahl von Polizeiaufgaben kümmerte. Die Übernahme der neuen Position ist für sie eine Rückkehr zu ihren Wurzeln, da sie selbst aus einer ländlichen Gemeinde stammt und die Verbundenheit zur Bevölkerung in der Dorfpolizei schätzt. Der frühere Leiter, Ralf Kossek, ging in den Ruhestand, wodurch die Weichen für den Neuanfang gestellt wurden.
In einem Gespräch mit unserer Redaktion erklärt Bünning, dass die Polizeiarbeit in ländlichen Gebieten eine ganz andere Dynamik hat als in Städten. Der Kontakt ist persönlicher, was sie als sehr positiv empfindet. Vor ihrer offiziellen Übernahme ließ sie sich ein halbes Jahr lang in Owschlag einarbeiten, um sich mit den Gegebenheiten und der örtlichen Bevölkerung vertraut zu machen. Bünning hebt hervor, dass die Polizeiarbeit im Dorf oft eng mit den Bürgern verknüpft ist.
Einblicke in den Alltag der Polizei
Was sind die Hauptaufgaben, die die Polizei in Owschlag bewältigt? Vor allem kommen vor allem Fälle vor, bei denen Bürger Zahlungsaufforderungen ignoriert haben, beispielsweise bei Bußgeldbescheiden. Oft genug klopfen die Beamten dann persönlich an die Haustüren der Schuldner. „Die Wahl ist einfach: Entweder 30 Euro zahlen oder für einen Tag in Haft“, sagt Bünning. Diese Direktheit führt dazu, dass die meisten Menschen bereit sind zu zahlen, wenn die Polizei vor der Tür steht.
Doch nicht nur ernste Gespräche gehören zum Job. Auch die sommerliche Ruhestörung bei Gartenfesten oder Landjugendfeiern wird von der Polizei oft thematisiert. Hierbei versucht Bünning mit einem Vermittlungsansatz zwischen den Feiernden und den Anwohnern zu agieren. „Wir appellieren an die gegenseitige Rücksichtnahme“, erklärt sie.
Einige Szenarien sind weniger alltäglich und wirken fast schon klischeehaft: „Manchmal haben wir es mit ausgebüxsten Kühen oder freilaufenden Schafen zu tun“, erzählt sie schmunzelnd. Diese Abwechslung im Job ist es, die Julia Bünning liebt. Sie betont, dass Langeweile in ihrem Arbeitsalltag kein Thema ist, da jeder Tag völlig unterschiedliche Situationen bereithält.
Ressourcen und Personalsituation
Die Polizeistation Owschlag ist für etwa 9.000 Bürger zuständig, inklusive der umliegenden Gemeinden. Nachts und an den Wochenenden teilt man sich die Dienste mit anderen Stationen wie Fockbek und Osterrönfeld, was bedeutet, dass in diesen Zeiten ein großes Gebiet abgedeckt werden muss. Aktuell steht den Beamten ein Auto sowie ein Team von vier Polizisten zur Verfügung. Diese Situation sieht Bünning jedoch nicht als problematisch an: „Auf dem Land haben wir nicht so viele Einsätze. Und wenn doch etwas Größeres passiert, haben wir Unterstützung durch die Leitstelle, die sofort Hilfe aus anderen Regionen anfordern kann.“
Obwohl Bünning die zurückhaltende Aufgabensituation auf dem Land schätzt, vermisst sie ihre Zeit in Rendsburg nicht. Besonders der Lärm und die Unruhe, die mit den Einsätzen in der Stadt verbunden waren, sind für sie kein Verlust. „Ich bin froh, nicht mehr für die Insassen der Ausnüchterungszelle verantwortlich zu sein“, erklärt sie und erinnert sich an die nächtlichen Proteste der Betrunkenen, die um Einlass in die Freiheit betteln.
Ein anderes Thema, das Julia Bünning besonders am Herzen liegt, ist der Respekt, den Jugendliche der Polizei entgegenbringen. Ihr fällt auf, dass dieser Respekt im ländlichen Raum immer mehr schwinden zu scheint. „Ich erinnere mich an eine junge Frau, die angedroht bekam, Arbeitsstunden leisten zu müssen. Ihre Reaktion war: 'Mir doch egal, da gehe ich eh nicht hin.'“ Solche Erlebnisse sind für sie besorgniserregend und zeigen den Wandel im Verhältnis zwischen Jugend und Ordnungshütern.
Julia Bünning lebt in einer Umlandgemeinde von Rendsburg, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Neben ihrer Tätigkeit als Polizeichefin agiert sie auch als Betreuerin nach belastenden Einsätzen, um anderen Kollegen zu helfen, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. Ihre neue Rolle in Owschlag erfüllt sie mit Stolz, dennoch wünscht sie sich, dass die Polizeistation in ein moderneres Gebäude umziehen kann. Die derzeitige Lage direkt am Bahnhof ist zwar vorteilhaft, aber die Räumlichkeiten insgesamt sind in die Jahre gekommen, ohne ausreichende sanitäre Anlagen oder eine adäquate Küche.
Trotz dieser Herausforderungen betont Bünning: „Wir haben hier keine Alarmglocken, die ständig läuten. Dennoch patrouillieren wir regelmäßig, um für die Bürger ansprechbar zu sein.“ Sie ermutigt die Bevölkerung ausdrücklich, den Kontakt zu den örtlichen Beamten zu suchen und Scherze darüber zu machen, dass die Polizisten nicht nur für die Einsätze zuständig sind, sondern auch bereit für lockere Gespräche stehen.
Eine tiefere Analyse über die Veränderungen in der Polizeiarbeit unter Julia Bünning ist in einem ausführlichen Bericht auf www.shz.de zu finden.
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