Ein Stuhl an Stuhl, ein Publikum voller Spannung! Mehr als 500 neugierige Menschen strömten ins Hamburger Rathaus, um die brisanten Enthüllungen von Anne Brorhilker, der früheren Chefanklägerin im Cum-Ex-Skandal, zu hören. Die Juristin, die im April ihre Entlassung aus dem Staatsdienst beantragte, bleibt nicht untätig: Sie ist nun Co-Geschäftsführerin der NGO Finanzwende. Der Abend war ein voller Erfolg, doch die Warteschlange war lang – 200 weitere Interessierte mussten enttäuscht nach Hause geschickt werden, wie der Linken-Abgeordnete Norbert Hackbusch berichtete. Aufgrund des riesigen Interesses kündigte er an, bald eine weitere Veranstaltung mit Brorhilker zu organisieren.
Verdeckte Machenschaften der Finanzwelt
Brorhilker packte aus: Sie kritisierte die skrupellose Art, mit der Banker und Banken den Staat um satte 10 Milliarden Euro in Deutschland betrogen haben, nur durch die perfiden Cum-Ex- und Cum-Cum-Geschäfte. Ihre Worte sind klar: „Das Entdeckungsrisiko war sehr gering, der Tatanreiz sehr, sehr hoch.“ Es ist kein Zufall, dass in Sachen Wirtschaftskriminalität oft die gesellschaftliche Stigmatisierung fehlt – ein Problem, das sich tief im Bewusstsein festgesetzt hat. Die Juristin warf der Politik vor, den Betrügern den Weg geebnet zu haben und brachte damit die Versäumnisse von Behörden und Gesetzgebern zur Sprache.
Zweifelhafte Verbindungen zwischen Banken und Politik
Insbesondere fiel ihr Blick auf einen brisanten Fall: Die Hamburger Warburg Bank. Diese Verstrickung zeige klar die bedenkliche Nähe zwischen Finanzinstituten und der Politik auf. Aus Unterlagen der Staatsanwaltschaft geht hervor, dass der Warburg-Gesellschafter Christian Olearius 2016 und 2017 gleich dreimal den späteren Bundeskanzler Olaf Scholz empfing, während gegen ihn bereits wegen schwerer Steuerhinterziehung ermittelt wurde. Es bleibt unklar, ob die Treffen Einfluss auf eine Entscheidung der Finanzbehörde hatten, die eine Steuerrückforderung über 47 Milliarden Euro einfach fallen ließ.
Brorhilker, die als zentrale Figur im Cum-Ex-Skandal gilt, verdeutlichte, dass das Betrugssystem nur über komplexe Netzwerke funktioniere. Während sie keine Details zu ihren früheren Ermittlungen preisgab, ist klar, dass der Schatten des Skandals noch lange nicht verschwunden ist.
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