In Schleswig-Holstein, und speziell im Kreis Stormarn, scheint es dieses Jahr einen bemerkenswerten Anstieg an Mücken- und Bremsenpopulationen zu geben. Viele Menschen empfinden die kleinen Blutsauger als äußerst lästig, da sie unerbittlich unsere Aufmerksamkeit und unser Blut suchen. Die Natur scheint in dieser Hinsicht erneut ihrem Lauf zu folgen, doch der Naturschutzbund-Experte Thomas Behrends erinnert uns daran, dass dies nicht zwangsläufig ein negatives Zeichen ist.
Nach den extremen Wetterbedingungen im Jahr 2018, als eine Dürreperiode den Grundwasserspiegel stark absacken ließ und die natürlichen Gewässer wie Moore und Bäche fast austrockneten, gibt es in diesem Jahr eine spürbare Wende. Behrends, ein Diplom-Biologe, berichtet, dass die Wasserstände in der Region wieder steigen. „Wir werten diese Entwicklung als sehr positiv“, sagt er. Besonders in Stormarn war der Grundwasserspiegel zuvor besorgniserregend niedrig, was sich nun allmählich verbessert. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Mückenpopulation, sondern auch auf das gesamte Ökosystem.
Wasser als Brutstätte für Stechtiere
Das zurückkehrende Wasser bietet perfekte Bedingungen zur Fortpflanzung der Stechmücken. „Mit mehr Wasser gibt es auch mehr Brutstätten“, erklärt Behrends. Dies bedeutet, dass die steigenden Wasserstände in Bächen und Sümpfen der Region direkt zur Normalisierung der Mückenpopulation beitragen. „Der Umstand, dass die Wasserstände wieder angestiegen sind, hat zur Folge, dass wir wieder eine normale Population haben“, fügt er hinzu, wobei er die Situation in den skandinavischen Wäldern als Vergleich heranzieht, wo hohe Stechtierpopulationen zur Normalität gehören.
Das Verständnis, dass weibliche Mücken für die Blutmahlzeiten verantwortlich sind, ist ebenfalls wichtig. Nur die Weibchen benötigen das Blut, um ihre Eier zu entwickeln – eine Proteinquelle, die für die Fortpflanzung essentiell ist. Männliche Mücken hingegen ernähren sich vorwiegend von Nektar und Pflanzensäften. Interessanterweise hat das Geschlecht der Mücke nichts mit der Lautstärke ihrer Geräusche zu tun. Sowohl Weibchen als auch Männchen können lästige Geräusche erzeugen, jedoch ist die weibliche Mücke diejenige, die auf sich aufmerksam macht, indem sie juckende Stiche hinterlässt. Das Summen und Stechen dieser Insekten kann für viele Menschen eine wahre Herausforderung darstellen, insbesondere wenn man in der Nacht den Schlaf finden möchte.
Ein Blick auf die kommende Zeit
Die Zunahme von Mücken und Bremsen in Stormarn mag auf den ersten Blick unangenehm erscheinen, doch es zeigt auch die Wiederbelebung eines Ökosystems, das durch klimatische Veränderungen und Dürrejahre gelitten hat. Behrends und der Naturschutzbund Schleswig-Holstein begegnen dieser Entwicklung mit Optimismus, denn mehr Wasser bedeutet nicht nur mehr Insekten, sondern auch mehr Leben in den Gewässern. Dieser Kreislauf der Natur, bei dem Wasser der Schlüssel zur Fortpflanzung vieler Arten ist, trägt zur Vielfalt und Stabilität des Lebens in der Region bei. Die Menschen in Stormarn sollten sich vielleicht daran erinnern, dass diese kleinen Wesen ein wichtiger Bestandteil unseres Ökosystems sind, auch wenn sie gelegentlich etwas lästig sein können.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Mückenpopulation weiter entwickeln wird, aber die Rückkehr von Wasser in die Landschaft von Stormarn könnte ein Zeichen für eine gesunde ökologische Balance sein, die nicht nur den kleinen Blutsaugern, sondern auch vielen anderen Lebewesen zugutekommt. Während die Menschen ihre Outdoor-Aktivitäten vielleicht etwas anpassen müssen, um den steigenden Insektenpopulationen zu begegnen, könnten die kommenden Monate auch Gelegenheiten bieten, das reiche Leben der Region neu zu entdecken.
– NAG