In Bad Segeberg stehen die Busse der Autokraft morgens fast still, doch das Chaos bleibt aus. Schulen wie das Städtische Gymnasium und die Gemeinschaftsschule am Burgfeld berichten, dass die Eltern den Schulbesuch ihrer Kinder gut organisiert haben, trotz der Streikankündigung von Verdi. „Die Eltern haben das super selbst über Fahrgemeinschaften organisiert“, äußert sich eine Lehrervertretung. Viele haben nicht einmal ihre Kinder vom Unterricht abgemeldet, was zeigt, dass die Vorbereitungen der Schulen die Situation gut gemanagt haben.
Ein betroffener Vater, Matthias Möller, schildert die Herausforderungen, die der Busstreik für Familien mit schulpflichtigen Kindern mit sich bringt. Er selbst kann glücklichweise Home-Office machen, um seinen Sohn zur Schule zu fahren, während andere Eltern weniger flexibel sind. „Aber das kann nicht jeder“, erklärt er die Probleme, denen viele gegenüberstehen.
Autokraft zeigt sich besorgt
Die Situation könnte sich jedoch in den kommenden Tagen verschärfen. Autokraft hat bereits angekündigt, dass mehrere Streiktage geplant sind, beginnend am Freitag, dem 11. Oktober, gefolgt von weiteren Tagen bis zum 17. Oktober. Auf Anfrage von LN weist die Autokraft darauf hin, dass Fahrgäste auf ihren Notfahrplan achten sollten, der angeblich zuverlässig sein soll. Jedoch bemängeln viele Fahrgäste, dass der Notfahrplan nicht funktioniert. Oft sind die Busse nicht verfügbar oder bereits überfüllt, was für viele eine unzuverlässige Alternative darstellt.
Vor allem die Linie 7550, die vom Hamburger Ochsenzoll nach Bad Segeberg verkehrt, wird kritisiert. Der nächstmögliche Bus soll erst um 9:25 Uhr fahren, viel zu spät für viele Schüler. „Es gibt ein Streikrecht, aber auch eine Schulpflicht“, so Möller, der fordert, dass zumindest die Schulbuslinien verlässlich bedient werden sollten.
Wütende Busfahrer in Bad Segeberg
Die Busfahrer selbst sind spürbar frustriert und bereit, für ihre Rechte zu kämpfen. Sie fühlen sich von ihrem Arbeitgeber, dem Omnibus Verband Nord (OVN), hintergangen. Schon im Frühjahr gab es Streiks, bei denen es um einen gekündigten Manteltarifvertrag ging. Jetzt, wo Verhandlungen über Löhne und Inflationsausgleich ohne Streik abgeschlossen wurden, gibt es eine unerwartete Wendung: Am letzten Tag der Erklärungsfrist hat der OVN die Tarifeinigung wieder gekündigt.
„Das ist wie ein Tritt vors Schienbein“, äußert sich ein wütender Busfahrer zu den Geschehnissen. Die Verhandlungen über geänderte Preisstrukturen scheinen auch nicht produktiv gewesen zu sein, was die Situation zusätzlich verschärft.
Anke Carsjens, eine Pendlerin, die morgens im Regen auf ihren Bus wartet, äußert Unverständnis dafür, dass die Fahrgäste nicht über ausfallende Verbindungen informiert werden. „Es gibt überhaupt keine Nachricht in der App über den streikbedingten Wegfall von Fahrten der Autokraft“, klagt sie und muss nun mit dem Auto zur Arbeit fahren.
Die Problematiken, die der Busstreik mit sich bringt, betreffen somit nicht nur die Schüler, sondern auch viele Arbeitnehmer in der Region. Der Unmut über die aktuelle Situation wächst und lässt die Frage offen, wie lange die Bürger und Fahrgäste noch mit diesen Unannehmlichkeiten leben müssen. Die Gewerkschaft plant, den Streik gegebenenfalls zu verlängern, und ein Ende der Konflikte ist momentan nicht absehbar. Ein tiefere Einblicke und Analysen zu den Hintergründen dieser Situation sind auf www.ln-online.de zu finden.