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St. Pauli kämpft um Meisterschaft: Blindenfußball unter dem Radar!

FC St. Pauli sicherte sich beim dramatischen Finale in Darmstadt den vierten Titel in der Blindenfußball-Bundesliga und setzt ein starkes Zeichen für Inklusion und den wachsenden Einsatz für den Sport in Deutschland, während der DFB-Vizepräsident die herausragenden Leistungen aller Athleten lobt.

Der FC St. Pauli hat sich bei den diesjährigen Meisterschaften im Blindenfußball erneut einen Platz auf dem Siegertreppchen erkämpft und ist zum vierten Mal deutscher Meister geworden. Kapitän Philipp Versen äußerte sich euphorisch über den Erfolg: „Ich bin überglücklich. Wir haben uns über die gesamte Saison hinweg kontinuierlich gesteigert und daher die Meisterschaft absolut verdient. Einfach sensationell! Der Titel ist die Anerkennung für die Arbeit.“ Die Meisterschaft wurde am Karolinenplatz in Darmstadt entschieden, wo St. Pauli mit insgesamt 16 Punkten vor dem punktgleichen Vizemeister MTV Stuttgart das kleinste Polster aufwies. Marburg landete mit 14 Punkten auf dem dritten Platz.

Bei der Siegerehrung lobte Ralph-Uwe Schaffert, der DFB-Vizepräsident und Vorsitzende der DFB-Stiftung Sepp Herberger, die Leistungen aller Beteiligten: „Die Sportlerinnen und Sportler sind absolut bemerkenswert und werben für Inklusion im und durch Fußball.“ Seit 2008 wird die Blindenfußball-Bundesliga in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Behindertensportverband und dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband ausgetragen, was die Bedeutung dieser Liga unterstreicht. Diese Meisterschaft zeigt zudem, wie wichtig der Blindenfußball als Teil der deutschen Sportlandschaft ist.

Wachsende Herausforderungen im Blindenfußball

Obwohl der Blindenfußball einige Fortschritte gemacht hat, gibt es im deutschen Sport weiterhin große Herausforderungen. Rund 145.000 blinde und mehr als 500.000 sehbehinderte Menschen leben in Deutschland, doch der Sport kämpft stark um Aufmerksamkeit. Nationalspieler müssen oft Überstunden machen oder unbezahlten Urlaub nehmen, nur um am Training und den Spielen teilnehmen zu können. Bundestrainer Martin Mania fordert daher mehr Unterstützung und Entlastung für die Athleten: „Athleten müssen besser entlastet und unterstützt werden, um mehr trainieren und ihr Land vertreten zu können.“

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Die 19-jährige Alisa Rudi, die seit 2022 für Borussia Dortmund spielt, betont ebenfalls die Notwendigkeit mehr Öffentlichkeitsarbeit für den Blindenfußball. Sie ist überzeugt, dass es viele Menschen mit Sehbehinderungen gibt, die gerne aktiv am Spiel teilnehmen würden, wenn sie mehr über diese Möglichkeit erfahren würden. „In anderen Ländern ist es wirklich ein Profisport, da wird man dafür bezahlt und trainiert auch jeden Tag. Bei uns ist es eher eine Freizeitaktivität“, so die junge Spielerin.

Organisatorische Hürden

Aktuell gibt es in Deutschland nur eine Förderung für die Nationalmannschaft und die Bundesliga, was laut Bundestrainer Mania nicht ausreicht, um den Nachwuchs im Blindenfußball zu fördern. „Wir brauchen Trainings- und Wettbewerbsmöglichkeiten, um Kinder und Jugendliche früh zu begeistern und fördern zu können.“ Des Weiteren gibt es keinen zentralen Trainingsstandort für die Nationalmannschaft, was die Entwicklung des Sports zusätzlich erschwert.

Der FC St. Pauli engagiert sich seit Mai 2006 aktiv im Blindenfußball und hat sein eigenes Bundesliga-Team. Trainingseinheiten finden regelmäßig in der Sehbehindertenschule am Borgweg statt, und es gibt sowohl ein Frauen- als auch ein Jugendteam. Unterstützt wird das Ganze durch eine inklusive Trainingsgruppe, in der auch nicht blinde Spieler willkommen sind.

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Im Blindenfußball gibt es eine ganz besondere Spielregel: Pro Team spielt ein sehender Torwart gemeinsam mit vier erblindeten oder zum Teil erblindeten Feldspielern. Jeder Spieler trägt eine Dunkelbrille, die das Sehen völlig unmöglich macht. Um auf sich aufmerksam zu machen, müssen die Spieler das spanische Wort „Voy“ („Ich komme“) rufen, bevor sie sich einem anderen Spieler nähern. Damit die Athleten den Spielball, der mit Rasselgeräuschen ausgestattet ist, gut hören können, muss der Jubel der Zuschauer während des Spiels eingestellt werden.

Das Spielfeld hat eine Größe von 20 mal 40 Metern, und ein Spiel dauert 30 Minuten plus eine zehnminütige Halbzeit. Außergewöhnlich ist es auch, dass Männer und Frauen im Blindenfußball gemeinsam spielen können, obwohl die Mehrheit der Spieler in der Bundesliga Männer sind. Dieser integrative Aspekt des Sports ist ein weiterer Schritt in Richtung Inklusion und Chancengleichheit im Sport.

Die Meisterschaft des FC St. Pauli im Blindenfußball ist nicht nur ein Zeichen für sportlichen Erfolg, sondern auch ein wichtiges Zeichen für die Sichtbarkeit und Anerkennung von Menschen mit Behinderungen im Sport. Aktuelle Informationen und weitere Details finden sich in einem Bericht auf www.shz.de.

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