Die US Open, eines der prestigeträchtigsten Tennisturniere der Welt, stehen erneut im Mittelpunkt einer hitzigen Debatte über die späten Ansetzungen von Matches. Während Jannik Sinner die fesselnde Atmosphäre im Arthur Ashe Stadium bei seinem Viertelfinaleinzug um Mitternacht genoss, stellte sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit solcher spätabendlichen Spiele, als Zheng Qinwen vor den Augen von nur wenigen hundert verbliebenen Zuschauern ihr Match um 2.15 Uhr absolvierte.
Die Diskussion über die späten Nachtpartien ist nicht neu. Über Jahre hinweg haben Spieler, Ex-Profis und die Spieler-Gewerkschaft immer wieder auf die untragbaren Zustände hingewiesen. Alexander Zverev, der einmal mehr in einem Match, das nach 2 Uhr endete, die Grenzen der menschlichen Belastbarkeit auslotete, wurde zu einem Sprachrohr für viele. „Die Ansetzungen im Tennis sind das totale Chaos“, kritisierte der Deutsche mit Nachdruck.
Reaktionen von Profis und Spielergewerkschaft
Über die späten Spiele äußerte sich auch Andy Murray, ehemaliger Weltranglistenerster, verärgert: „Es sieht so amateurhaft aus, wenn Spiele bis zwei, drei, vier Uhr gehen.“ Seine klare Botschaft an die Verantwortlichen: „Klärt das.“ In diesem Jahr wurden von den Organisatoren neue Regelungen eingeführt, die verhindern sollen, dass Matches zu spät beginnen. Sollte ein Spiel um 23.15 Uhr noch nicht begonnen haben, könnte es auf einen anderen Platz verlegt werden. Ein Schritt, den auch US-Star Coco Gauff positiv bewertete: „Ich denke definitiv, dass das nicht gesund ist und nicht fair ist für die, die so spät spielen müssen, weil es ihren Zeitplan ruiniert.“ Doch bisher wurde diese Regel nicht angewandt, was die Verärgerung der Spieler nur verstärkt.
Romain Rosenberg von der Spielerorganisation PTPA wies darauf hin, dass die Zahl der Nachtspiele bei Grand Slams seit 2018 um 100 Prozent gestiegen sei. Die gesundheitlichen Risiken, insbesondere die Erhöhung der Verletzungsgefahr um 25 Prozent bei späten Spielen, seien nicht zu ignorieren. „Die Gesundheit der Spieler muss mehr in den Fokus rücken“, so Rosenberg. „Es ist kein Wunder, dass Spieler bei Turnieren rausziehen, kaputt sind und verletzt. Die physische und mentale Müdigkeit ist real.“ Lengthy matches, die bis in die frühen Morgenstunden dauern, erfordern eine immense physische und mentale Belastung, die die Spieler nach dem Spiel oft bis in die frühe Morgenstunden im Hotel hält.
Standpunkt der Organisatoren
Die Organisatoren der US Open hingegen argumentieren, dass die späten Spiele ein Teil des besonderen Flairs des Turniers sind. Sie betonen, dass es für die New Yorker Zuschauer nicht leicht sei, rechtzeitig nach der Arbeit zu den Matches zu kommen, und verweisen auf die Popularität der Nachtspiele. „Es ist Teil des Reizes. Es ist etwas, das unsere Fans lieben“, äußerte Lew Sherr, Geschäftsführer des US-Tennisverbands. In der Stadt, die niemals schläft, sei auch beim Tennis kein Platz für Langeweile.
Doch der Spagat zwischen Zuschauerinteresse und Spielerwohl bleibt eine Herausforderung. Die jüngsten Vorfälle bei den US Open werfen viele Fragen auf und verdeutlichen die Notwendigkeit von Veränderungen in der Turnierorganisation und Zeitplanung. Es bleibt abzuwarten, wie die Verantwortlichen auf die berechtigten Sorgen der Spieler reagieren werden, um ein Gleichgewicht zwischen dem Genuss der Fans und der Gesundheit der Athleten herzustellen.
– NAG