Ostholstein. Trotz eines angekündigten Busfahrerstreiks in der Region zeigt sich die Situation am Neustädter ZOB überraschend entspannt. Passagiere, wie der junge Bengt Büsing, können ihre Fahrten nach Grömitz ohne Probleme antreten. Eine aktuelle Abfrage in der Deutschen Bahn-App bestätigt, dass die Busse nach Plan fahren, auch für die Rückfahrt. Während die Gewerkschaft Verdi für Donnerstag und Freitag Streiks angekündigt hatte, stehen zahlreiche Busse an der Haltestelle und die digitalen Anzeigetafeln zeigen zahlreiche Abfahrten an. Allerdings fallen einige Verbindungen aus, darunter die Linie nach Timmendorfer Strand.
Zwar befürchteten viele Fahrgäste erhebliche Einschränkungen, der Streik hat jedoch nicht die erwartete Auswirkung. Der Schnellbus X85 zwischen Fehmarn und Lübeck fährt weiterhin stündlich. Laut Notfallfahrplan der Autokraft sind am ersten Streiktag 342 Fahrten möglich. Über genauere Zahlen der ausgefallenen Fahrten kann das Unternehmen allerdings keine Auskunft geben. Ein Bahnsprecher klärt auf, dass die gelben Markierungen im Notfallfahrplan keinerlei Bedeutung haben und alle dort aufgeführten Fahrten durchgeführt werden.
Keine Ausfälle bei Rohde
Die Rohde Verkehrsbetriebe hingegen können für Ostholsteins Norden von keinen Ausfällen berichten. Ein Sprecher bestätigt, dass nur wenige Busfahrer am Streik teilnehmen, was das Unternehmen problemlos kompensieren kann. Für den künftigen Verlauf der Streiks kann wertvolle Vorhersagekraft allerdings nicht garantiert werden. Fahrgäste werden gebeten, sich regelmäßig auf der Website von Nah.SH zu informieren.
Der Schulbetrieb kann ebenfalls wie gewohnt stattfinden. An der Emmi-Bonhoeffer-Schule in Pönitz sind lediglich 10 von 970 Schülern aufgrund der Busproblematik abgemeldet. Das Schulbüro des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums in Oldenburg berichtet von einem reibungslosen Schulbesuch aller Schüler.
Vor dem Autokraft-Betriebshof in Neustadt könnte man die streikenden Busfahrer wahrnehmen. Diese haben sich unter einem Pavillon versammelt, um ihre Positionen zu vertreten. Betriebsrat Karsten Holz bittet um Verständnis für die Unannehmlichkeiten: „Die Kollegen brauchen mehr Geld. Ihr Einkommen reicht oft nicht aus, weshalb viele zusätzlich arbeiten müssen, um über die Runden zu kommen.“ Besonders enttäuschend sei für die Fahrer, dass erzielte Kompromisse plötzlich wieder zurückgezogen wurden, was sie als persönlichen Affront empfinden.
Betriebsrat: Streik wird andauern
Karsten Holz fasst zusammen, dass an diesem Tag in Neustadt keine Busse vom Hof abgefahren sind. Angesichts der zahlreichen Busse, die dennoch fahren, ist er nicht überrascht. „Nur Gewerkschaftsmitglieder erhalten Streikgeld, viele Kollegen können sich jedoch den Beitrag nicht leisten und müssen weiterhin arbeiten“, erläutert er. Über den Fortgang der Streiks zeigt er sich pessimistisch: „Das wird sich länger hinziehen. Wir müssen und werden Durchhaltevermögen beweisen.“ Ein nächster Streiktag ist bereits für den kommenden Freitag, den 11. Oktober, angekündigt. Auch in der darauffolgenden Woche, vom Montag, den 14. Oktober bis Donnerstag, den 17. Oktober, sind erneut Streiks geplant, ob und wie umfangreich diese stattfinden werden, bleibt jedoch noch ungewiss.
Quelle: Sven Wehde