In Schleswig-Holstein sitzen die Verantwortlichen von Northvolt auf einem Pulverfass. Laut Recherchen steht der schwedische Batterieproduzent für Elektroautos vor enormen finanziellen Schwierigkeiten. Der Standort in Heide, welcher das Potenzial hat, ein bedeutender Hersteller von Batterien für bis zu eine Million E-Autos jährlich zu werden, war in der Vergangenheit von politischen Größen wie Kanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck besucht worden. Sie alle hatten große Hoffnungen in das Projekt gesetzt, das darauf abzielt, Europa im harten Wettbewerb um den Batteriemarkt mit Asien voranzubringen.
Die Situation in Schweden ist jedoch alles andere als rosig. Berichte zeigen, dass die Produktionskapazität in der schwedischen Fabrik im September bei lediglich fünf Prozent lag. Dies hat nicht nur zu einem massiven Rückstand bei Lieferungen und damit zu finanziellen Engpässen geführt, sondern auch dazu, dass Northvolt versucht, rund 176 Millionen Euro auf dem Kapitalmarkt zu mobilisieren, um die kommenden Monate zu überstehen. Analysten gehen sogar davon aus, dass sich das Unternehmen möglicherweise vom Standort in Heide zurückziehen könnte, um sich auf die Produktion in Skellefteå zu konzentrieren.
Entwicklungen und Herausforderungen
Die Probleme bei Northvolt werfen Fragen zur Nachhaltigkeit des Projekts in Heide auf. Das Verhältnis zu ihren Hauptaktionären wurde durch den Rückgang der E-Auto-Verkäufe in Deutschland noch schwieriger. Volkswagen, der größte Aktionär mit über 21 Prozent, leidet ebenfalls. Die Verkäufe ihrer Elektrofahrzeuge stagnieren, während chinesische Modelle, die in vielerlei Hinsicht sowohl technisch als auch preislich konkurrenzfähig sind, die Marktanteile an sich reißen. Dies führt Volkswagen dazu, verstärkt eigene Batteriespeicher in Europa zu entwickeln. Nach aktueller Einschätzung hat das Werk in Heide für VW nicht die Bedeutung, die es ursprünglich einmal hatte. Interne Stimmen berichten von einer deutlich niedrigeren Priorität des Standorts.
Trotz der Sorgen sieht sich das Bundeswirtschaftsministerium in der Lage, Unterstützung zu leisten. Für das Werk in Heide hat die Bundesregierung eine Förderung in Höhe von 564 Millionen Euro zugesagt, wobei Staatssekretär Michael Kellner betont, dass es wichtig sei, eine robuste Batterieproduktion in Europa aufzubauen, um weniger abhängig von globalen Lieferketten zu sein. Laut ihm ist Northvolt eine Art Leuchtturmprojekt, jedoch geht es letztlich um eine langfristige Strategie, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Der Internationale Wettbewerb
Während Deutschland lange Zeit auf Verbrennermotoren setzte, hat China verzweifelt in die Batterieforschung und -produktion investiert. Hersteller wie BYD und CATL haben sich in der Branche hervorgetan und stellen Produkte mit einer hohen Energiedichte zu niedrigeren Preisen her. Experten schätzen, dass es Jahre dauern wird, bis europäische Hersteller in der Lage sind, in diesem Wettbewerb eine bedeutende Rolle zu spielen. Um im internationalen Markt zu bestehen, benötigt Northvolt tiefes Know-how in der Batterietechnologie, was mit erheblichen Investitionen verbunden ist.
Die gegenwärtige Situation wird auch durch eine bevorstehende Neubewertung des Zeitplans für die Produktion in Heide kompliziert. Die Unternehmensführung muss dringend klären, wie sich die aktuellen finanziellen Schwierigkeiten und Marktentwicklungen auf den bislang angestrebten Start im Jahr 2026 auswirken. Während auf der Baustelle in Dithmarschen weiterhin gearbeitet wird, bleibt ungewiss, ob dies von Dauer sein kann.
Ungeachtet der Herausforderungen besteht eine gewisse Zuversicht seitens der Landesregierung. Sie hält daran fest, dass das Projekt in Heide nicht akut gefährdet ist. Doch die anhaltenden negativen Berichte von Northvolt aus Schweden, gepaart mit einer Rückkehr zu den finanziellen Herausforderungen, werfen einen Schatten auf die Zukunft des Unternehmens in Deutschland. Es bleibt abzuwarten, ob Northvolt die Kurve kriegt und wann durch die Baustellen in Dithmarschen der Kran seine ersten Batterien drehen kann.
Für weitere Informationen, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.ndr.de.
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