In Bordesholm, Schleswig-Holstein, sorgt eine EU-Verordnung für Aufregung und Enttäuschung unter den Landfrauen. Diese müssen sich nun den strengen Vorschriften der EU-Verordnung Nr. 852/2004 unterwerfen, die sie als „Lebensmittelunternehmen“ klassifiziert. Damit dürfen sie keine selbst gebackenen Kuchen oder Torten an den beliebten Weihnachtsmarktständen verkaufen, was für die örtlichen Landfrauen und die Besucher einen herben Verlust bedeutet. Claudia Jargstorf, die Vorsitzende des Landfrauenvereins Bordesholm, äußerte gegenüber den „Kieler Nachrichten“, dass die Einnahmen aus dem Kuchenverkauf zu wohltätigen Zwecken verwendet worden sind – im letzten Jahr waren das rund 10.500 Euro.
Strenge Auflagen ohne Ausnahmen
Die Behörden begründen die Notwendigkeit dieser Regelung mit Hygienevorschriften, die für private Küchen oft nicht erfüllbar sind. Obwohl es in anderen Gemeinden für ähnliche Veranstaltungen meist nur Warnhinweise gab, stieß man im Kreis Rendsburg-Eckernförde auf Unverständnis, als die Landfrauen nach einer Ausnahmeregelung fragten. „Eine solche gibt es aufgrund der hohen Besucherzahlen nicht“, sagte der Organisator des Weihnachtsmarktes, Ulrich Schuster, über die enttäuschende Antwort der Behörden. Diese Entscheidung bringt eine Tradition ins Wanken, die für den Markt in Bordesholm von zentraler Bedeutung ist.
Die Auswirkungen sind auch in anderen Regionen spürbar. In Nordfriesland beklagen die Landfrauen, dass immer mehr ihrer Backwaren nicht mehr aus eigenen Küchen stammen. Magret Albrecht, die Vorsitzende der Landfrauen Nordfriesland, erklärt, dass die strengen Vorschriften dazu führen, dass selbstgebackene Produkte durch die Produkte von Bäckereien ersetzt werden müssen. Dies stellt nicht nur die Tradition des Backens in Frage, sondern gefährdet auch die kulturelle Identität, die mit den traditionellen Torten verbunden ist. „Wenn ihr selbst Kuchen backt, macht lieber keine Sahnetorten, sondern entscheidet euch für etwas Durchgebackenes“, rät Albrecht.
Die Überlegungen rund um den Kuchenverkauf treiben auch die Diskussion über moderne Hygienestandards voran. In einer Umfrage wird gefragt, ob Menschen Selbstgebackenes aus den Küchen der Landfrauen akzeptieren oder ob die strengen Hygieneanforderungen erwartet werden müssen. Diese Debatte zeigt, wie wichtig die Tradition des Backens trotz strenger Vorschriften ist – und dass sie möglicherweise nicht für alle Veranstaltungen bewahrt werden kann, wie die Beispiele aus Bordesholm und Nordfriesland deutlich machen. Lesen Sie mehr dazu in den Artikeln von Krone und SHZ.
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