In einem dramatischen Fall hat die Polizei in Lübeck einen 26-jährigen Mann aus Polen festgenommen, der im Verdacht steht, Ende September in Warschau einen tödlichen Unfall verursacht zu haben. Der Festgenommene, Łukasz Tomasz Ż., stellte sich in Begleitung eines Anwalts bei den Lübecker Behörden. Die Festnahme erfolgte im Rahmen eines europäischen Haftbefehls, nachdem er sich den polnischen Ermittlungen entzogen hatte.
Der Vorfall, der fatale Folgen hatte, ereignete sich in der Nacht von einem Samstag auf einen Sonntag, als Ż. mit seinem voll besetzten VW Arteon ein Fahrzeug einer vierköpfigen Familie rammt. Während die 37-jährige Mutter und ihre beiden kleinen Kinder schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht wurden, verstarb der 37-jährige Ehemann noch am Unfallort. Dieser tragische Vorfall hat in beiden Ländern große Besorgnis ausgelöst.
Verdacht auf illegales Autorennen
Laut dem Sprecher der Warschauer Staatsanwaltschaft, Piotr Skiba, gibt es ernsthafte Hinweise darauf, dass der Unfallfahrer zuvor ein autorennenähnliches Verhalten an den Tag gelegt hat. Die Insassen des VW Arteon, darunter drei Männer und eine Frau, wurden mit hohen Alkoholwerten getestet, was auf eine mögliche riskante Fahrweise hindeutet. Berichten zufolge hatten die Insassen des VW zuvor in einem Nachtclub gefeiert, bevor sie sich auf den Weg in Richtung Prag machten.
Ein Video, das im Internet kursiert, zeigt, wie der VW mit hoher Geschwindigkeit in das Heck des Fords kracht. Der Staatsanwalt bezeichnete die Reaktion nach dem Unfall als „beispiellos“, da andere Verkehrsteilnehmer den Verletzten zur Hilfe eilen wollten, während die Insassen des VW versuchten, den Unfallfahrer zu einem anderen Fahrzeug, einem Cupra, zu bringen. Es besteht der Verdacht, dass sie eine gemeinsame Geschichte über den Vorfall abgesprochen haben könnten, um den schwerverletzten Insassen die Verantwortung zuzuschieben.
Das Schicksal der Verletzten
Die Mutter und die Kinder, die zum Glück überlebt haben, befinden sich mittlerweile außerhalb Lebensgefahr und zeigen Fortschritte in ihrer Genesung, so Skiba. Dies gibt Hoffnung in einer ansonsten tragischen Situation. Die 20-jährige Mitfahrerin, die aus dem VW geschleudert wurde, hat schwerste Verletzungen erlitten, darunter eine Schädel- und Rückenmarksverletzung. Es wird vermutet, dass sie im Falle ihres Versterbens als Fahrerin für den Unfall benannt werden sollte.
Die Ermittlungen zogen bald zusätzliche Verdächtige in die Schusslinie: Kamil K., Betreiber einer Autovermietung, und mehrere seiner Angestellten wurden festgenommen, da sie im Verdacht stehen, den Unfallfahrer unterstützt zu haben, um dessen Flucht zu ermöglichen. Der Hauptverdächtige, Ż., war anscheinend bereits in der Nacht des Unfalls in Kontakt mit Personen im Ausland, was Fragen zu seinen Fluchtmotiven aufwirft.
Konsequenzen und rechtliche Schritte
In Polen droht dem Festgenommenen nun ein schwerwiegender Prozess wegen fahrlässiger Tötung, der Teilnahme an einem illegalen Autorennen und unterlassener Hilfeleistung. Die polnische Justiz hat die Ermittlungsergebnisse als alarmierend bezeichnet, zumal Ž. bereits zuvor aufgrund von Verkehrsdelikten verurteilt worden war. Er war erst kürzlich mit einem zwölfjährigen Fahrverbot belegt worden, nachdem er wiederholt gegen die Verkehrsregeln verstoßen hatte.
Nach seiner Festnahme in Lübeck wurde Ż. aufgrund seiner Verletzungen zunächst in eine Klinik gebracht. Trotz der ernsthaften Anschuldigungen hat er einer unkomplizierten Auslieferung an die polnischen Behörden nicht zugestimmt, was den weiteren Verlauf der Verfahren beeinflussen könnte. Dies lässt Raum für viele rechtliche und verwaltungstechnische Fragen, die in den kommenden Wochen und Monaten geklärt werden müssen.
Die Situation bleibt angespannt, da die Ermittlungen weitergehen und die deutschen und polnischen Behörden eng zusammenarbeiten, um die genauen Umstände des Unfalls festzustellen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.