In der kleinen Gemeinde Kirchnüchel im Landkreis Plön hat der Gemeinderat einen entscheidenden Schritt in Richtung erneuerbarer Energien unternommen. Einstimmig stimmten die Ratsmitglieder für den Bau von Windkraftanlagen auf kommunalem Grund. Diese Entscheidung war eine Reaktion auf die von der Landesregierung ausgewiesenen Potenzialflächen für Windräder, die jüngst in der Region ins Gespräch kamen. Angesichts einer zunehmenden Nachfrage von Investoren war dieser Schritt überfällig.
In Schleswig-Holstein steht eine umfassende Erschließung von Flächen für Windkraft an. Etwa sieben Prozent der Landesfläche, was ungefähr 113.000 Hektar entspricht, sind potenziell für Windkraftanlagen geeignet. Diese Aussagen sind nicht nur statistischer Natur: Für den Kreis Plön bedeutet dies eine Erhöhung potenzieller Flächen von zwei auf drei Prozent, was weitere Möglichkeiten zur Erzeugung von Ökostrom eröffnet. Dies führt auch dazu, dass Investoren zunehmend auch Landschaftsschutzflächen in Betracht ziehen, um die Erzeugung von Windenergie auszubauen.
Finanzielle Perspektiven für Kirchnüchel
Bürgermeister Jörg Schöning von der Kommunalen Wählergemeinschaft sieht in diesem Beschluss eine große Chance für die Gemeinde. Die finanziellen Mittel, die durch den Bau von Windkraftanlagen generiert werden könnten, sind notwendig, um die angespannte Haushaltslage der Gemeinde zu entlasten. „Es sieht finanziell schlecht aus in der Kommune. Vor allem das Kita-Gesetz belastet uns sehr“, erklärt Schöning. Die Kosten für die Kindergartenplätze sind von 20.000 auf 60.000 Euro gestiegen, was einen erheblichen Druck auf die kommunalen Finanzen ausübt.
Schöning, der seit 2013 im Amt ist, erinnert daran, dass es in der Vergangenheit bereits Bestrebungen gab, neue Windkraftanlagen zu errichten. Doch ein Bauvorhaben wurde durch die Verwaltung des Kreises verhindert, da die Flächen als Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen wurden. „Dank unserer neuen Mitspracherechte stehen die Chancen besser“, ist sich der Bürgermeister sicher.
Das Umfeld um Kirchnüchel bleibt ebenfalls in Bewegung. Nach ersten Informationen könnte es in der nahegelegenen Gemeinde Kletkamp ebenfalls zu einem Beschluss über Windkraftanlagen kommen, da die Mehrheit dort sich vor einigen Jahren ebenfalls dafür ausgesprochen hatte.
Herausforderungen für den Bau neuer Windkraftanlagen
Trotz der positiven Schritte bleibt die Situation jedoch komplex. Die Gründer und Investoren nehmen gerade Verhandlungen über geeignete Flächen auf, wobei verschiedene Umweltprüfungen noch notwendig sind. In Kirchnüchel selbst wurde eine potenzielle Fläche, die als Lebensraum für Seeadler bekannt ist, bereits von den möglichen Standorten ausgeschlossen.
Ein interessierter Investor hat in Kirchnüchel bis zu sieben potenzielle Standorte für Windkraftanlagen identifiziert, wobei die Höhe der geplanten Türme bis zu 270 Meter betragen könnte. Vordringlich sind nun die Überprüfungen durch öffentliche Dienststellen sowie die Berücksichtigung der umweltrelevanten Aspekte. Bürgermeister Schöning betont die Bedeutung des Mitspracherechts für die Gemeinde in diesem Prozess.
Die Planungen können jedoch auch leicht durch landespolitische Entwicklungen beeinflusst werden. So wird das Land Schleswig-Holstein bis Ende 2024 eine überarbeitete Fassung der Potenzialflächen vorstellen, die die aktuell möglichen sieben Prozent gegebenenfalls auf drei Prozent reduzieren könnte. Dieses Vorhaben ist ein Punkt der Diskussion innerhalb des Kreises Plön, der Bedenken hinsichtlich der Landschaftsgestaltung geäußert hat.
Bürgermeister Schöning bleibt optimistisch, dass die Windkraft eine Möglichkeit darstellt, den eigenen Strombedarf zu decken und nachhaltige Energie zu produzieren. Allerdings bleibt die Zukunft ungewiss: „Wir müssen abwarten, was kommt“, so der Bürgermeister.