Kiel. In Kiel wird ein spannendes Projekt unter dem Namen „Anna-Netzwerke“ ins Leben gerufen. Es zielt darauf ab, Menschen im Vorruhestand zu ermutigen, sich zu vernetzen und gemeinsam nachbarschaftliche Aktivitäten zu planen. Diese Initiative soll nicht nur den Übergang in die Ruhephase des Lebens erleichtern, sondern auch der Vereinsamung entgegenwirken. Die Stadtverwaltung, in Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen, hat diese Netzwerke schrittweise in mehreren Stadtteilen Kiel ins Leben gerufen.
Über ein Jahr lang werden die Mitglieder der sogenannten Basisgruppen begleitet. Diese Gruppen sollen in den dafür vorgesehenen Anna-Zentren ihre Treffen abhalten und aus diesen sich selbstständig weitere Initiativen entwickeln, die dann selbstständig Aktivitäten planen. Eine Herausforderung dabei ist die Räumlichkeit, die für die Gruppenaktivitäten benötigt wird.
Gruppenräume im Stadtteil Kiel-Hassee oft schon belegt
Oliver Voigt, der Vorsitzende des Ortsbeirats Hassee und Vieburg, hat beim Gründungstreffen des Netzwerks in Kiel-Hassee beobachtet, wie kreativ die Ideen waren, die von den Gruppenmitgliedern eingebracht wurden. Von Sprachkursen über Kochabende bis hin zur Gründung von Bands war alles dabei. Er begrüßt die Initiative, sieht jedoch eine große Lücke. „Nicht jeder hat die Möglichkeit, viele Menschen privat zu empfangen“, erklärt er. Das sei besonders problematisch, weil für bestimmte Aktivitäten wie das Kochen adäquate Räumlichkeiten nötig sind.
Die Herausforderung, geeignete Treffpunkte zu finden, ist nicht zu unterschätzen. „Viel zu oft sind die gewünschten Räume bereits belegt“, sagt Voigt. Probleme verstärken sich außerdem, wenn Veranstaltungen abends oder am Wochenende stattfinden, da diese Zeiten häufig mit Schließungen von Räumlichkeiten zusammenfallen. Voigt befürchtet, dass die Idee von privat organisierten Treffen aufgrund dieser Schwierigkeiten möglicherweise nicht von Erfolg gekrönt sein wird.
Die Verantwortung für die Bereitstellung der benötigten Räume sieht Voigt bei der Stadt Kiel: „Es ist positiv, dass die Verwaltung die Netzwerke initiiert hat. Aber die Stadt sollte auch die notwendige Infrastruktur bereitstellen.“ In einem einstimmigen Antrag forderte der Ortsbeirat, dass die Stadt eine Liste öffentlicher Räume wie Schulen und soziale Einrichtungen erstellt und diese den Mitgliedern der Anna-Netzwerke proaktiv anbietet.
Gemeinschaftsraum in der Anna Hassee in Kiel meist ausgebucht
Ein zentrales Zentrum des Anna-Netzwerks ist die Anna Hassee, die als Gastgeberin für die Basisgruppe fungiert. Peter Schirren, der Leiter, bestätigt, dass die Räumlichkeiten dort nahezu ausgebucht sind. „Unser Wochenplan ist bereits gut gefüllt“, äußert er sich zur Raumsituation.
Das Amt für Soziale Dienste hat allerdings eine andere Sicht auf die Dinge. Laut ihrer Rückmeldung gab es in den bisherigen zehn Stadtteilen keine größeren Probleme bei der Raumsuche für die Netzwerkgruppen. „Die Gruppen können auf unsere Unterstützung zurückgreifen“, heißt es von den Verantwortlichen. Auch die Ortsbeiräte hätten in der Regel die notwendigen Kontakte, um geeignete Räumlichkeiten zu finden. “Das gehört zu den von uns gewünschten Netzwerkarbeiten vor Ort”, wird betont.
Im Gegensatz dazu äußert Voigt Bedenken: „Wenn es genügend Räume gäbe, hätte ich den Antrag nicht gestellt.“ Er betont, dass die Herausforderungen bei der Suche nach geeigneten Orten spürbar sind. Es bleibt abzuwarten, wie es mit der Raumsituation für die Anna-Netzwerke weitergeht und ob die Stadt Kiel die notwendigen Infrastrukturmaßnahmen umsetzen kann, um die kreativen Ideen der Basisgruppen auch tatsächlich in die Tat umzusetzen. Für weitere Informationen über diese Thematik kann man die Berichterstattung auf www.kn-online.de verfolgen.