Kiel. Seit zwei Jahrzehnten setzt sich der Verein der Freunde der Festung Friedrichsort für die Erhaltung und Zugänglichkeit der letzten deutschen Seefestung in Kiel ein. Trotz unermüdlicher Bemühungen blieben die Fortschritte bislang aus. Der zentrale Knackpunkt liegt in den Eigentumsverhältnissen: Die Festungsanlage befindet sich zum Großteil im Besitz der Festung Friedrichsort GmbH & Co. KG, während ein kleinerer Teil der Kieler Wirtschaftsförderungs- und Strukturentwicklungsgesellschaft mbH gehört, die im kompletten Besitz der Stadt Kiel ist. Die bisherigen Kaufverhandlungen zwischen den Eigentümern haben keine Ergebnisse geliefert.
Das Blatt könnte sich nun jedoch wenden. In einer Sitzung des Ortsbeirats Pries und Friedrichsort gab Michael Gedamke von den Grünen bekannt, dass die Privateigentümer, die zu 75 Prozent an der Festung beteiligt sind, bereit sind, einer "sanften Öffnung der Festung" zuzustimmen. Diese Öffnung würde kulturellen Veranstaltungen und Einblicke in die Festung während der Sommermonate ermöglichen.
Zugang zur Festung im Sommer
Ein Konzept, das im Einvernehmen mit Hinrich Krey, dem geschäftsführenden Gesellschafter der Privateigentümer, abgestimmt wurde, sieht vor, die Festung in den Monaten April bis Oktober während der täglichen Öffnungszeiten von 9 bis 19 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der nächste Schritt sei, auch die Kieler Wirtschaftsförderungsgesellschaft KiWi zur Zustimmung zu bewegen, um das Projekt voranzutreiben. Gedamke, der die momentane Situation als stagnierend kritisierte, äußerte seine Ungeduld über die langsamen Fortschritte: "Trotz eines detaillierten städtischen Entwicklungskonzepts mit hohen finanziellen Ansprüchen hat sich bisher wenig getan."
Das geplante Konzept der "sanften Öffnung" berücksichtigt die Bedürfnisse ansässiger Betriebe und Künstler. Laut Gedamke erfordere eine uneingeschränkte Öffnung besondere Sicherheitsvorkehrungen, insbesondere wegen des belasteten Erdreichs in den Wallgräben. Daher sei dieser Schritt in der aktuellen Phase enorm wichtig. Die Vision, das Entwicklungskonzept vollständig umzusetzen, wird auf etwa 90 Millionen Euro geschätzt, sodass eine vollständige Realisierung in absehbarer Zeit unrealistisch scheint.
Kreative Einbindung des Vereins
Zur Förderung des Projekts fordert Gedamke, dass der Verein der Freunde der Festung in die Entwicklung eines Besichtigungskonzepts einbezogen wird. Ein einstimmiger Beschluss des Gremiums zeigt, dass große Hoffnungen auf die Initiative gesetzt werden. Marvin Stephan Schmidt von den SSW ausdrückte seine Freude über die Fortschritte und bezeichnete den aktuellen Stand als den besten seit langem.
Hinrich Krey äußerte im Gespräch mit den Kieler Nachrichten, dass er seit zwei Jahrzehnten versuche, die Stadt Kiel oder das Land dazu zu bringen, die bedeutende historische Stätte zu übernehmen und dauerhaft zu erhalten. Zudem bemängelte er fehlende klare Konzepte seitens der Stadt in Bezug auf die Festung. Das städtische Pressereferat reagierte und stellte klar, dass die Stadt kulturelle Veranstaltungen grundsätzlich begrüße, jedoch über die aktuell geplanten Nutzungen keine Informationen habe. Die Entscheidung darüber läge letztendlich bei den Eigentümern der Festungsanlage.
Das Potential der Festung Friedrichsort als kulturelles Erbe könnte nun angesichts der neuen Bereitschaft zur Öffnung möglicherweise endlich erforscht werden, was die Geschichte dieser bemerkenswerten Anlage in Kiel in der Öffentlichkeit präsenter machen könnte.
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