Psychische Erkrankungen wie Depressionen können nicht nur den Betroffenen stark belasten, sondern auch das Umfeld stark beeinträchtigen. Angehörige sehen sich oft mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, wenn ein geliebter Mensch in eine psychische Krise gerät. Ein zentraler Aspekt ist, wie sie selbst mit dieser Belastung umgehen können, ohne dabei an ihre eigenen Grenzen zu stoßen.
Gudrun Weißenborn, die über 25 Jahre Erfahrung in der Angehörigenberatung hat, erklärt, dass Angehörige oft hilflos sind, besonders in der Anfangsphase, wenn der Erkrankte keine Einsicht in seine Situation zeigt. «Das Verhältnis von Nähe und Distanz verändert sich, und die Möglichkeiten des Miteinanders müssen neu ausgelotet werden», betont sie. Ein effektiver erster Schritt kann die Kontaktaufnahme zu einem sozialpsychologischen Dienst sein, der dann den Betroffenen unterstützt und für Entlastung sorgt.
Informieren und Akzeptieren
Ein wichtiger Punkt in diesem Prozess ist die Informationsbeschaffung seitens der Angehörigen. Je besser sie die Erkrankung und ihre Symptome verstehen, umso besser können sie reagieren. Angelika Völkel, eine erfahrene Familientherapeutin, weist darauf hin, dass es oft schwierig ist для Angehörige, weil sie sich für das Wohlergehen des Erkrankten verantwortlich fühlen. «Der Wunsch, helfen zu wollen, ist stark, doch wichtig ist, dass die Initiative zur Therapie vom Betroffenen selbst ausgehen muss», erklärt sie.
Das Setzen von Grenzen sei ebenso wichtig. Angehörige müssen darauf achten, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse nicht vernachlässigen. Überforderung führt oft zu emotionaler Erschöpfung. «Ein herausforderndes, aber hilfreiches Mittel zur Abgrenzung kann die räumliche Trennung sein», sagt Rolf Fischer von einem Kölner Verein. Er empfiehlt, den Kontakt zu den Erkrankten auf ein Minimum zu reduzieren, insbesondere, wenn diese nicht im selben Haushalt leben. Eine etwaige Unterstützung durch psychiatrische Pflegedienste kann zudem eine Entlastung im Alltag darstellen.
Das eigene Leben leben
Ein zentraler Aspekt für die Angehörigen ist es, ihr eigenes Leben weiterhin zu führen und sich mental zu schützen. «In einem depressiven Umfeld zu leben, kann selbst krank machen», warnt Völkel. Kontakte zu Freunden, die offen und ohne Stigmatisierung über die Krise sprechen können, sind hilfreich. Selbsthilfegruppen bieten zudem einen geschützten Raum, um sich auszutauschen und zu stärken.
Die Aufrechterhaltung eigener Hobbys und Aktivitäten ist ebenfalls entscheidend. «Regelmäßige Termine, sei es für Sport oder andere entspannende Tätigkeiten, helfen, das eigene Wohlbefinden zu fördern», betont Fischer. Bei all dem sollte man nicht vergessen, klare und offene Gespräche mit dem Erkrankten zu führen, was oft zur Verbesserung der Beziehung beiträgt. «Mit einer klaren, freundlichen Sprache an die Betroffenen heranzutreten, besitzt eine positive Dynamik», sagt Weißenborn.
Hilfsangebote gibt es viele. Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe bietet beispielsweise umfassende Informationen sowie Beratungen an. Zudem können Angehörige auf den Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen zugreifen, um selbst Hilfe zu suchen und Selbsthilfegruppen vor Ort zu finden. Unterstützung und Austausch, sowohl online als auch telefonisch, sind wichtige Ressourcen, um die Herausforderungen als Angehörige gesundheitlich und emotional besser bewältigen zu können.
Der Weg, mit den Anforderungen psychischer Erkrankungen umzugehen, ist für Angehörige oft steinig, aber mit den richtigen Strategien und Unterstützungen kann man sich selbst und den betroffenen Personen helfen.