Magdeburg. In Sachsen-Anhalt wird eine innovative Strategie zur Erhaltung von Natur und Biodiversität verfolgt. Umweltminister Prof. Dr. Armin Willingmann hat im Rahmen seiner jüngsten Sommertour die Bedeutung von Tieren wie Pferden, Schafen und Ziegen als Naturschutzhelfer hervorgehoben. Diese Tiere spielen eine entscheidende Rolle dabei, wertvolle Biotope und Naturschutzgebiete in der Region zu erhalten. Am 16. August 2024, während seines Besuchs im Saale- und Burgenlandkreis, wurde die Effektivität dieser Maßnahmen eindrucksvoll demonstriert.
Mit einem klaren Fokus auf die Verbesserung der Lebensräume, besuchte Willingmann mehrere Naturschutzprojekte, die durch standortangepasste Beweidung unterstützt werden. Zu Beginn seiner Tour stellte der Minister ein Projekt in der Franzigmark bei Halle (Saale) vor. Hier wird mit Hilfe von rund 104.000 Euro aus der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ ein wertvolles Offenlandbiotop gesichert. Das Vorhaben zielt darauf ab, die Zunahme von Sträuchern und Gehölzen, die für Arten wie Goldstern und Kuhschelle bedrohlich sind, zu stoppen.
Der Geo-Naturpark als zentrales Projektgebiet
Im Geo-Naturpark Saale-Unstrut-Triasland stand besonders die Pflege und Entwicklung der Trockenlebensräume im Mittelpunkt. In fünf ausgewählten Gebieten mit einer Gesamtfläche von etwa 26 Hektar sollen wertvolle Lebensraumtypen durchgängig beweidet werden. Diese Maßnahme ist besonders wichtig für den Schutz des stark gefährdeten Stängellosen Tragants sowie der bedeutenden Vorkommen von Kreuz-Enzian und Dreizähnigem Knabenkraut. Durch eine Förderung von 476.000 Euro aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds und des Landes Sachsen-Anhalt wird dieses seit Anfang 2021 laufende Projekt unterstützt.
Der Besuch von Willingmann im Naturschutzgebiet „Tote Täler“ bot außerdem die Gelegenheit, hautnah mit Ziegen und Koniks, einer robusten Ponyrasse, in Kontakt zu treten. Dort wurde in den vergangenen Jahren mit Unterstützung des Umweltministeriums und einer Fördersumme von rund 520.000 Euro ein Projekt der Hochschule Anhalt durchgeführt. Ziel war es, die Bedingungen für eine standortangepasste Beweidung zu schaffen und die orchideenreichen Kalkmagerrasen in einen guten Erhaltungszustand zu versetzen.
Die Wichtigkeit der Beweidung für die Biodiversität
Willingmann betonte die essentielle Rolle der Beweidung für die Erhaltung von Lebensräumen in Sachsen-Anhalt. „Biotope in offenen Landschaften brauchen Pflege, damit bedrohte Tier- und Pflanzenarten eine Zukunft haben“, erklärte er. Die Förderung von Maßnahmen zur Beweidung mit Schafen, Pferden und Ziegen wird landesweit vorangetrieben, um Erosion, Verbuschung und Degradation entgegenzuwirken. Die Ergebnisse sind nicht nur für die Natur positiv. Auch die lokale Bevölkerung und Besucher profitieren von einer attraktiveren Landschaft.
Der Einsatz von tierischen Naturschutzhelfern ist nicht nur eine umweltfreundliche Strategie, sondern trägt auch zur Erhaltung sowie zur Förderung der Biodiversität in der Region bei. Die Kombination von Landwirtschaft und Naturschutz wird als wegweisendes Modell für andere Regionen betrachtet. Stärker noch als in der Vergangenheit können engagierte Projektträger dazu beitragen, die ökologischen Herausforderungen anzunehmen und gleichzeitig ein Bewusstsein für die Wichtigkeit der Natur und deren Erhalt zu schaffen.
Einblick in die Zukunft der Naturschutzmaßnahmen
Diese Summe an lokalen und staatlichen Initiativen zeigt, dass in Sachsen-Anhalt ein Umdenken stattfindet. Naturschutz wird zunehmend als integraler Bestandteil der Landschaftspflege betrachtet. Die Unterstützung der Artenvielfalt findet nicht nur in Form von finanzieller Förderung, sondern auch durch gemeinschaftliches Engagement und Erkenntnisse aus der Forschung statt. Durch unterschiedliche Projekte entstehen Synergien, die weitreichende positive Effekte auf die Umwelt haben.
Die Bedeutung der Beweidung für den Naturschutz
Die Beweidung spielt eine entscheidende Rolle im Erhalt und in der Pflege von Biotopen. Verschiedene Tierarten wie Schafe, Ziegen und Pferde helfen dabei, das Wachstum von Gehölzen und invasiven Pflanzenarten zu kontrollieren. Diese Form der landwirtschaftlichen Praxis ist nicht nur für die Landwirtschaft vorteilhaft, sondern auch essenziell für den Naturschutz, da sie kurzlebige Lebensräume erhalten und so die Artenvielfalt fördern kann. In vielen Gebieten, wie im Geo-Naturpark Saale-Unstrut-Triasland, hat sich diese Methode als besonders effektiv erwiesen, um gefährdete Arten und komplexe Lebensgemeinschaften zu schützen und zu fördern.
Ein Beispiel für die erfolgreiche Implementierung von Beweidungsprojekten ist das erwähnte Vorhaben im Naturschutzgebiet „Tote Täler“, wo robuste Ponys und Ziegen eingesetzt werden, um die seltenen Kalkmagerrasen zu schützen. Diese Form der naturnahen Bewirtschaftung stellt eine nachhaltige Lösung dar, die nicht nur die Biodiversität unterstützt, sondern auch die Landschaftspflege durch lokale Landwirte fördert.
Aktuelle Herausforderungen im Naturschutz
Trotz der positiven Entwicklungen gibt es zahlreiche Herausforderungen, denen sich der Naturschutz in Sachsen-Anhalt gegenübersieht. Der Klimawandel macht sich in vielen biologischen Gemeinschaften bemerkbar, wodurch sich die Lebensräume der meisten heimischen Tier- und Pflanzenarten verändern. Veränderungen in den Niederschlagsmustern und häufigere extreme Wetterereignisse könnten die bestehenden Beweidungsprojekte gefährden oder deren Effektivität beeinträchtigen.
Zusätzlich stehen viele Naturschutzgebiete vor dem Problem der Flächenversiegelung und des Rückgangs landwirtschaftlich genutzter Flächen. Die Zunahme urbaner Siedlungen und infrastruktureller Veränderungen führt zu einem Fragmentierung der Lebensräume, was wiederum die Erhaltungsziele erschwert.
Einen weiteren Aspekt stellen invasive Arten dar, welche die heimische Flora und Fauna konkurrenzieren können. Der Schutz von schützenswerten Biotopen erfordert daher nicht nur die Beweidung, sondern auch ein aktives Management zur Bekämpfung invasiver Pflanzenarten.
Fazit zur Zukunft des Naturschutzes in Sachsen-Anhalt
Der Einsatz von Tieren für die Pflege der Landschaft zeigt vielversprechende Ergebnisse, doch für eine nachhaltige Zukunft ist ein integrierter Ansatz erforderlich. Dazu gehört die enge Zusammenarbeit von Behörden, Naturschutzorganisationen und der Landwirtschaft. Nur durch gemeinsames Handeln und zielgerichtete Projekte kann die Biodiversität in Sachsen-Anhalt langfristig gesichert werden.
Minister Willingmann führte aus, dass die Förderung solcher Innovationsprojekte weiterhin zentral für die Erhaltung der Artenvielfalt sein wird. Es liegt auf der Hand, dass auch ein stärkeres Bewusstsein in der Bevölkerung für die Wichtigkeit des Naturschutzes notwendig ist. Bildungsmaßnahmen und öffentliche Veranstaltungen, bei denen Bürger*innen die Bedeutung von Beweidungsprojekten verstehen und erleben können, könnten einen positiven Beitrag leisten.
– NAG