In der sächsischen Stadt Pirna wurde die Flüchtlingsausstellung „Es ist nicht leise in meinem Kopf“ eröffnet, und zwar in der Klosterkirche der katholischen Gemeinde St. Kunigunde. Diese Entscheidung folgt auf eine Kontroverse, die entstand, nachdem die Ausstellung ursprünglich nach nur einem Tag im Foyer des Landratsamtes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge abgebaut worden war. Die Behörden begründeten diesen Schritt mit dem „Unmut und Unverständnis von Bürgern und Mitarbeitern“. Der Abbau der Ausstellung sorgte für viel Kritik und wurde von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen als verheerend empfunden.
Die Ausstellung, die bis zum 10. Oktober zu sehen sein wird, zeigt 35 individuelle Schicksale von geflüchteten Menschen und wurde vom Flüchtlingsunterstützerkreis im erzgebirgischen Schwarzenberg konzipiert. Es ist bereits die zweite Runde für diese Präsentation, die zuvor an mehreren Orten stattfand. Doch die ursprüngliche Planung, sie im Rahmen der Interkulturellen Woche vorzuführen, stieß auf Widerstand, der zu ihrer sofortigen Entfernung führte.
Reaktionen auf die Kritik
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) beteiligte sich ebenfalls an der Diskussion. Anna-Nicole Heinrich, die Präses der EKD-Synode, äußerte ihre Bedenken und bezeichnete das Vorgehen, die Ausstellung zu entfernen, als „Akt der Hilflosigkeit oder purer Populismus“. Die Entscheidung, die Stimmen von geflüchteten Menschen zum Schweigen zu bringen, wurde in der Öffentlichkeit ebenso intensiv kritisiert, insbesondere von den sächsischen Grünen, die die Entscheidung als inakzeptabel erachteten.
Der katholische Pfarrer Vinzenz Brendler aus Pirna ging auf die fundamentale Frage der Menschenwürde ein. In seinen Worten ist es eine christliche Pflicht, Menschen, die einen langen und oft schmerzhaften Weg hinter sich haben, eine Plattform zu geben, um ihre Geschichten zu erzählen. „Jeder Mensch sei von Gott geliebt und gewollt“, erklärte er. Diese Sichtweise spiegelt die ethischen und moralischen Grundsätze wider, die in der heutigen Gesellschaft zunehmend aufgegriffen werden.
Die Klosterkirche bietet nun einen geschützten Raum, in dem die Geschichten der geflüchteten Menschen gehört werden können. Es handelt sich dabei nicht nur um eine simple Präsentation von Daten und Zahlen, sondern um persönliche Erzählungen, die das menschliche Leid und die Herausforderungen beleuchten, mit denen geflüchtete Menschen konfrontiert sind. Es ist eine Einladung an alle, darüber hinwegzusehen, was oft als „andere“ betrachtet wird, und individuelles Mitgefühl und Verständnis zu entwickeln.
Die Entscheidung, die Ausstellung in der Klosterkirche stattfinden zu lassen, könnte als Versuch gewertet werden, dem gesellschaftlichen Druck und den politischen Spannungen, die mit dem Thema Migration verbunden sind, entgegenzuwirken. Diese Initiativen stellen letztlich eine Chance dar, Vorurteile abzubauen und den Dialog zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen zu fördern.
Die Verschiebung der Schau von einem öffentlichen Raum in eine Kirche mag als ein Zeichen des Rückzugs erscheinen, doch sie stellt auch eine Art von Beharrlichkeit und Hoffnung dar, dass eine solche Ausstellung notwendig bleibt. Es bleibt abzuwarten, wie die Bevölkerung auf den neuen Ort reagieren wird und ob die Auseinandersetzung mit den Themen Flucht und Migration zu einem tieferen Verständnis und mehr Akzeptanz führen kann. Für eine detaillierte Betrachtung des Falls kann der Bericht auf www.evangelische-zeitung.de konsultiert werden.