In Niesky, einem kleinen Ort im Landkreis Görlitz, wird ein wegweisendes Bauprojekt realisiert, das die Energielandschaft der Region nachhaltig verändern könnte. Die Brüder Matthias und Thomas Schur von der Siegfried Schur Baubetrieb GmbH haben sich entschieden, den Herausforderungen in der Bauwirtschaft mit einem innovativen Ansatz zu begegnen. Anstatt auf das Ende der gegenwärtigen Baukrise zu warten, setzen sie auf ein Konzept, das nicht nur modernen Wohnraum bietet, sondern auch die Energiekosten für die Mieter deutlich senken könnte.
Am 13. Juni 2024 wurde der Grundstein gelegt für das erste Mehrfamilienhaus Sachsens, das auf einem hochgradig energieautarken Konzept basiert. Dieses neuartige Wohnkonzept wurde mit Unterstützung des Freiburger Energieexperten Prof. Dipl.-Ing. Timo Leukefeld entwickelt. Durch den Einsatz von Photovoltaikanlagen, Stromspeichern, einem Autarkieboiler und Infrarotheizungen wird eine energieeffiziente Lösung geschaffen, die nicht nur das Heizen revolutioniert, sondern auch eine Pauschalmiete mit Energieflatrate ermöglicht.
Pauschalmiete und Energieflatrate
Ein hervorstechendes Merkmal des Projekts ist die Pauschalmiete, die alle Energiekosten abdeckt. Matthias Schur erläutert, dass durch die Verwendung etablierter Technologien die Energiekosten langfristig kalkulierbar sind. Jedes der zwölf Wohnungen wird mit einem speziellen Energiekonzept ausgestattet, das eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 134 kW umfasst. Diese Anlage wird den Großteil des benötigten Stroms erzeugen, was den Mietern finanzielle Sicherheit bieten soll. Die monatlichen Energiekosten sollen sich auf 60 bis 70 Euro pro Wohnung belaufen, was in etwa den Gesamtenergiekosten von ca. 66 Euro pro Monat entspricht, einschließlich Heizung, Warmwasser und Haushaltsstrom.
Das moderne Bauvorhaben umfasst insgesamt 12 Mietwohnungen mit jeweils drei Zimmern, verteilt auf drei Etagen. Die Gesamtfläche des Gebäudes beträgt etwa 1.100 qm. Zukünftige Mieter dürfen sich auf eine ausgeklügelte Heiz- und Stromversorgung freuen. Der Energiebedarf für Heizung, Warmwasser und Haushaltsstrom soll lediglich 28,9 kWh pro Quadratmeter und Jahr betragen, was die Umweltbelastung erheblich senkt.
In der Planung haben die Schur-Brüder auch an die Elektromobilität gedacht. Jede Wohnung wird in der Tiefgarage mit einer Ladestation für Elektrofahrzeuge ausgestattet. Dies ist ein weiterer Schritt in Richtung nachhaltiges Wohnen und wird die Attraktivität des Gesamtpakets steigern. Zudem wurde das Gebäude nach dem KfW-Standard Effizienzhaus 55 geplant, was bedeutet, dass es besonders energieeffizient ist und hohe Umweltstandards erfüllt.
Ein Vorbildprojekt für Sachsen
Dieses Bauvorhaben könnte nicht nur für die Gemeinde Niesky, sondern für ganz Sachsen richtungsweisend sein. Laut Timo Leukefeld könnte der Heizbedarf in der Zukunft an Bedeutung verlieren, da Gebäudehüllen immer besser werden und die Winterszeiten milder ausfallen. Dies führt dazu, dass weniger Energie für das Heizen benötigt wird. Möglichst unabhängig von externen Energielieferanten – das ist das Ziel der Schur-Brüder.
Zur Grundsteinlegung kamen zahlreiche prominente Gäste, darunter die Staatssekretärin des Sächsischen Staatsministeriums für Regionalentwicklung, Barbara Meyer, sowie der Dezernent des Landratsamtes Görlitz, Thomas Rublack, und die Oberbürgermeisterin von Niesky, Kathrin Uhlemann. Sie alle betonten die Wichtigkeit dieses innovativen Projekts für die Region.
Zusammenfassend ist das Projekt in Niesky nicht nur ein Meilenstein für die Brüder Schur, sondern könnte auch als Pilotprojekt für weitere energieneutrale Neubauten in Sachsen dienen. „Da muss es doch etwas Neues geben, mit dem wir uns von dem Gängigen lösen können”, äußerten sie sich anfangs. Mit diesem neuen Konzept stehen sie an der Spitze der Bewegung für energieautarkes Wohnen und bieten eine zukunftsfähige Lösung für die Herausforderungen des Wohnungsmarktes.
Die Entwicklung des Mehrfamilienhauses in Niesky zeigt, wie innovative Ansätze und moderne Technologie miteinander verbunden werden können, um nicht nur kostenbewusstes Wohnen, sondern auch Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu fördern. Mehr Details zu diesem Projekt sind auf www.baulinks.de zu finden.
