In einem schockierenden Fall aus Torgau steht Werner B. im Rampenlicht der Justiz. Der Mann, der mit einer Intelligenzminderung und einem schweren Sprachfehler kämpft, wird wegen gefährlicher Körperverletzung, schwerem Diebstahl und Verstoß gegen das Tierschutzgesetz angeklagt. Am 6. Oktober 2022 soll er aus einer Kleingartenparzelle 25 Ziervögel gestohlen haben, darunter Wellensittiche und Nymphensittiche, mit einem Gesamtwert von 2.500 Euro. Nur wenige Tage später wurden 16 der entwendeten Vögel in seiner Wohnung entdeckt – drei tot, die anderen verschwunden.
Die Situation eskalierte weiter, als Werner B. seinen eigenen Bruder, Heiner B., mit einem Spaten bedrohte und ihn zuvor mit Bierflaschen attackierte. Diese gewalttätigen Ausbrüche fanden statt, als Heiner versuchte, seinen Bruder zur Rede zu stellen, warum er nicht aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen war, das nach dem Tod ihrer Eltern zu einem Chaos geworden war. Heiner schilderte, dass Werner oft aggressiv und aufbrausend sei, und dass er bereits zuvor Vögel gestohlen habe. „Der streitet immer alles ab“, so Heiner.
Psychische Probleme und Tierliebe
Die Verteidigung argumentierte, dass Werner B. die Vögel in einem Sack gefunden habe und keine kriminellen Absichten hegte. Doch die Realität ist düster: Er kann die Tiere nicht angemessen versorgen und lebt in einem schrecklichen Umfeld. Sein Bruder und die Betreuerin äußerten sich besorgt über die katastrophalen Zustände, die Werner umgeben. In der Verhandlung stellte ein Psychiater fest, dass Werner durchaus weiß, dass Diebstahl und Gewalt falsch sind, aber in emotionalen Momenten nicht in der Lage ist, sein Verhalten zu steuern. „Wenn er sich in die Enge gedrängt fühlt, rastet er aus“, so der Experte.
Das Gericht entschied schließlich auf Freispruch, stellte jedoch klar, dass Werner B. sich nicht erneut an Tieren oder Menschen vergreifen darf. Er hat inzwischen in eine kleinere Wohnung gewechselt, wo er die notwendige Unterstützung erhält. Ein Fall, der die Grenzen von Recht und Verständnis herausfordert und die Frage aufwirft, wie man mit Menschen in solchen Situationen umgeht.