Magdeburg. In Sachsen-Anhalt wird der Niedriglohnsektor zunehmend zur Belastung für viele Beschäftigte. Eine Anfrage der Gruppe Die Linke im Bundestag hat alarmierende Zahlen aufgedeckt: Jeder vierte Angestellte in Vollzeit erhält in Sachsen-Anhalt einen Lohn unterhalb der Niedriglohnschwelle. Eva von Angern, die Vorsitzende der Fraktion Die Linke im Landtag, äußerte sich dazu besorgt und verdeutlicht, dass dies 34 Jahre nach der Wiedervereinigung inakzeptabel sei. Auch heute noch gibt es erhebliche Unterschiede in der Bezahlung zwischen Ost- und Westdeutschland, was zu geringen Renten und letztlich Altersarmut führt. „Das ist höchst dramatisch,“ erklärte von Angern.
Die Zahlen sind eindeutig: Im Jahr 2023 haben insgesamt 120.176 sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigte in Sachsen-Anhalt weniger verdient als die Niedriglohnschwelle. Dies entspricht einer Quote von 24,3 Prozent und liegt somit über dem bundesdeutschen Schnitt von 15,3 Prozent sowie dem Ostdeutschen Durchschnitt von 22,2 Prozent. Besonders stark sind die Landkreise Altmarkkreis Salzwedel, Wittenberg und Mansfeld-Südharz betroffen, wo die Niedriglohnrate Werte von bis zu 30 Prozent erreicht.
Ursachen und Auswirkungen der Niedriglöhne
Ein wesentliches Problem ist, dass vor allem Frauen überproportional im Niedriglohnbereich beschäftigt sind. Insbesondere alleinerziehende Mütter haben aufgrund der Herausforderungen, Beruf und Kinderbetreuung zu vereinbaren, oft nur die Möglichkeit, in schlechter bezahlten Jobs zu arbeiten. Da Sorgearbeit traditionell größtenteils von Frauen übernommen wird, sind sie häufig gezwungen, Teilzeit- oder unflexible Arbeitszeiten zu akzeptieren, was sie wiederum anfälliger für Altersarmut macht. „Mit Blick auf den Fachkräftemangel muss die Landesregierung dringend sicherstellen, dass Frauen Familie und Beruf besser miteinander vereinbaren können,“ so von Angern.
Die Forderung nach einem Mindestlohn, der die Niedriglohnschwelle nicht unterschreitet, ist laut von Angern ein wesentlicher Schritt zur Bekämpfung des Niedriglohnsektors. Auch eine Stärkung der Tarifbindung und die Schaffung von mehr Tarifverträgen seien notwendig, um Lohngerechtigkeit herzustellen. „Wenn die Bundesregierung wirklich den Rechtsruck bekämpfen will, muss sie mehr für einen starken Sozialstaat tun und Lohngerechtigkeit herstellen,“ fügte sie hinzu.
Vor diesem Hintergrund spricht von Angern nicht nur von einem finanziellen Problem. Die Gefahren der Altersarmut, die aus der Verbreitung von Niedriglöhnen resultiert, betreffen die soziale Stabilität in der Region und fordern ein Überdenken der derzeitigen politischen Maßnahmen und Weichenstellungen. Es ist ein umfassendes gesellschaftliches Problem, das zunehmende Aufmerksamkeit erfordert.
Der hohe Druck auf Frauen im Arbeitsmarkt spiegelt sich nicht nur in den Löhnen wider, sondern auch in der Politik. In den Talkshows wird häufig über Themen debattiert, die die Wählerstimmen beeinflussen, während die eigentlichen Ursachen struktureller Ungerechtigkeiten oft im Hintergrund bleiben. „Gerade in den Kontexten, in denen über den Aufstieg der AfD diskutiert wird, darf nicht vergessen werden, was die Ursachen sind,“ erklärte von Angern. Sie appelliert an die Gesellschaft, das Thema Lohngerechtigkeit nicht aus den Augen zu verlieren.
Für eine detaillierte Betrachtung des Falls, siehe den Bericht auf www.magdeburger-news.de.