. Language: German. Title: „““Europas erste Raffinerie für Lithium startet in Deutschland „““ Given Information: „““
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Stand: 20.09.2024, 08:06 Uhr
Von: Theresa Breitsching
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20.000 Tonnen Lithium sollen in der Raffinerie in Sachsen-Anhalt hergestellt werden – und Europa unabhängiger von China machen. Dafür wird Lithium aus Brasilien nach Sachsen-Anhalt gebracht.
Bitterfeld-Wolfen – Während andernorts immer mehr Fabrikstandorte in die Krise schlittern, sorgt Bitterfeld-Wolfens in Sachsen-Anhalt für positive Schlagzeilen. Dort eröffnete diese Woche eine neue Lithium-Fabrik, die erste in Europa. Mit den 20.000 Tonnen Lithium im Jahr sollen 500.000 Elektroautos bedient werden können. Doch das Lithium hat einen weiten Weg vor sich, bis es in der Fabrik landet.
Die erste Lithium-Raffinerie in Europa startet Produktion in Sachsen-Anhalt
Die Absage des Technologiekonzerns Intel versetzte die deutsche Politik letzte Woche noch in Schockstarre. Immer mehr Mega-Standorte von Schlüsseltechnologien schlittern in Deutschland in die Krise. Ebenfalls in Mitteldeutschland hingegen betritt man aktuell europaweit Neuland – von einer Krise ist zumindest in Bitterfeld-Wolfen keine Rede. „Bei der Lithium-Raffinerie habe ich ein richtig gutes Gefühl“, meint Oberbürgermeister Armin Schenk zum MDR. Am Industriestandort in Sachsen-Anhalt wird ab sofort Lithium für E-Autos aufbereitet. Das Lithium kommt dabei aus Brasilien und wird über den Schiffsweg nach Europa gebracht, am neuen Fabrikstandort schließlich aufwendig gereinigt und aufbereitet. Es soll Lithiumhydroxid produziert werden, das für Batterien geeignet ist und eine hohe Energiedichte aufweist.
AMG Lithium, das 2018 gegründet wurde, ist ein niederländisch-amerikanisches Unternehmen mit Hauptsitz in Frankfurt am Main und hat 140 Millionen Euro in den Standort in Mitteldeutschland investiert. Die Firma ist eine Tochtergesellschaft der weltweit agierenden AMG Critical Materials N.V., die sich auf die Herstellung und Entwicklung hochwertiger lithiumhaltiger Materialien für Energiespeicher spezialisiert hat und weltweit über 3.600 Mitarbeiter beschäftigt.
Der Spatenstich für das neue Werk wurde im Mai 2022 gesetzt – diese Woche wurde die Fabrik eröffnet. Noch im September soll das erste batteriefähige Material aus dem Werk an Hersteller von Kathodenmaterial, einem wesentlichen Bestandteil von wiederaufladbaren Batterien, geliefert werden – dann setzt sich erst der Qualifizierungsprozess von AMG als Zulieferer in Gange.
E-Auto-Krise? Nicht am Raffinerie-Standort für Lithium, der noch größer werden soll
Der Standort in Sachsen-Anhalt könnte in Zukunft noch erweitert werden: „Die europäische Industrie befindet sich gerade im Aufbau. Die Batteriehersteller benötigen auch Kathodenmaterialien, darunter Lithium. Da müssen wir mitmachen“, so Stefan Scherer, CEO von AMG Lithium zum MDR. „Damit haben wir ein europäisches Alleinstellungsmerkmal. Und wir machen uns nicht mehr abhängig von China und Australien, die bisher das Monopol hatten“, so Patrice Heine, der Geschäftsführer vom Chemiepark Bitterfeld-Wolfen, wo sich die Fabrik befindet.
Trotz der schwachen Verkaufszahlen von Elektroautos und der niedrigen Lithium-Futures-Märkte sieht Scherer keinen Grund zur Besorgnis. „Deswegen haben wir so auf die Tube gedrückt, wir wollten unbedingt die Ersten sein“, sagt er der FAZ. Mit der Eröffnung der Raffinerie in Bitterfeld-Wolfen hat das Unternehmen der kanadischen Rock Tech Lithium einen Schritt voraus, die ebenfalls plant, in Brandenburg einen Lithium-Konverter zu errichten. Auch andere Firmen haben ähnliche Projekte in Planung.
Politik begibt sich auf Investorensuche für Region: „Viele, die sich für Sachsen-Anhalt interessieren“
Wirtschaftsstaatssekretärin Stefanie Pötzsch hofft, dass in der Region noch mehr entsteht und liebäugelt mit einer Wertschöpfungskette: „Wir haben den nutzbaren Rohstoff da und dann ist es unser Wunsch, dass wir Unternehmen finden, die damit weiter arbeiten“. Sie sucht daher nach weiteren Investoren für die Region. „Es gibt viele Unternehmen, die sich für Sachsen-Anhalt interessieren. Wir gucken, dass wir die finden, die in die Region passen. Der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen ist da ein super Standort, wo man alles hat, was man braucht. So etwas gibt es in Europa selten.“ Dieser umfasst rund 1.000 Hektar und beherbergt etwa 360 Unternehmen mit über 12.000 Beschäftigten. Die meisten Firmen gehören zur klassischen Chemiebranche, darunter Niederlassungen internationaler Konzerne, aber auch junger Startups.
Laut Tagesschau war die Region rund um Bitterfeld für die Kohleförderung bekannt, dem sogenannten „schwarzen Gold“, der Wandel markiert vielleicht den Start in eine neue Ära: Aus dem früheren Kohletagebau entstand eine Seenlandschaft, und nur wenige Kilometer entfernt wird nun das „weiße Gold“ produziert.
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