Nach den erfolgreichen Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen äußerten die Bischöfe der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland sowie der katholischen Kirche Besorgnis über die politischen Entwicklungen. Der Landesbischof Friedrich Kramer appellierte an die politischen Entscheidungsträger, neue Ansätze in der Zusammenarbeit zu finden. „Um eine Mehrheitsfähigkeit zu ermöglichen, braucht es wohl ein ganz neues Nachdenken darüber“, betonte Kramer am Montag in Erfurt und forderte dazu auf, sich für zukunftsfähige Lösungen einzusetzen.
Diese Worte spiegeln die Unsicherheit wider, die mit der formation der neuen Regierung einhergeht. Es wurde klar ausgesprochen, dass die Bildung einer stabilen Regierung keine einfache Aufgabe sein wird. Der Bischof stellte fest, dass die Zusammenarbeit im Sinne des Wohles der Bürger eine grundlegende Voraussetzung für den politischen Fortschritt ist. Sein Aufruf richtet sich an alle Politiker, die Bedeutung von Dialog und Konsens zu erkennen, um die Interessen des Landes und seiner Menschen zu fördern.
Kritik an der AfD und der Aufruf zur Solidarität
Im Kontext der bevorstehenden politischen Entscheidungen bekräftigte Kramer seine ablehnende Haltung gegenüber der AfD, der in Thüringen als rechtsextrem eingestuften Partei. Die Kirchenleitung hatte bereits in ihrem Wahlaufruf „Herz statt Hetze“ klare Worte gefunden. „Wir bleiben bei dieser Meinung“, betonte der Theologe und erklärte, dass eine weltoffene und lebendige Gesellschaft in Thüringen angestrebt werde.
Ulrich Neymeyr, der Bischof von Erfurt, erhob ebenfalls eine eindringliche Aufforderung an alle demokratischen Parteien. Er forderte eine zügige Einigung auf eine handlungsfähige Koalition, die möglicherweise über die gewohnten politischen Konstellationen hinausgeht. Sein Appell richtete sich vor allem an die Verantwortungsträger, den Willen zur gemeinsamen Problemlösung über die eigenen parteipolitischen Ziele zu stellen.
Neue Ansätze in der politischen Kultur
Die evangelischen Bischöfe aus Sachsen, Tobias Bilz und Heinrich Timmerevers, unterstützen ebenfalls den Wunsch nach einem neuen Umgang miteinander in der Politik und der Zivilgesellschaft. In einer gemeinsamen Erklärung drückten sie den Bedarf an Menschen aus, die sich aktiv einbringen, unterschiedliche Meinungen akzeptieren und konstruktive Lösungen suchen.
Bilz und Timmerevers unterstrichen die Wichtigkeit, menschenfeindlichen, extremistischen und nationalistischen Strömungen keinen Platz zu bieten. Angesichts der Wahlhebung, die die Vielfalt der sächsischen Gesellschaft widerspiegelt, rufen sie zu einem „verantwortungsvollen Dialog“ auf. Die Hintergründe der Wahlergebnisse sind von großen Hoffnungen geprägt; die Bürger möchten gehört werden und erwarten, dass ihre Anliegen ernst genommen werden.
– NAG