In den letzten Jahren hat sich eine bemerkenswerte Entwicklung im Bereich des Motorradfahrens abgezeichnet: Immer mehr Frauen ergreifen die Initiative, um selbst hinter dem Lenker zu sitzen, anstatt nur als Beifahrerinnen zu agieren. Dies zeigt sich besonders in der steigenden Popularität der „Ladies of Harley“ (LoH), einer Gemeinschaft von Frauen, die sich dem widmet und ein starkes Zeichen gegen veraltete Geschlechterrollen setzt.
Die Ladies of Harley: Eine Gemeinschaft wächst
Mary Mölder, eine der Gründerinnen der LoH, fährt seit über 40 Jahren Motorrad und hat auch die zweite Gruppe von Frauen in das Abenteuer Harley eingeführt. „Ich wollte nicht immer nur als Sozius mitfahren“, erklärt sie, während sie stolz auf ihre mehr als eine Million Kilometer auf dem Motorrad verweist. Vor 30 Jahren gründete sie die LoH, um anderen Frauen eine Plattform zu bieten, auf der sie ihre Leidenschaft für das Motorradfahren teilen können. Zuletzt trafen sich die Mitgliedern in Potsdam, um neue Geschichten auszutauschen und alte Freundschaften zu feiern.
Motorradfahren und Gleichberechtigung
Trotz der Bemühungen um Gleichberechtigung ist das Bild von Frauen auf Motorrädern noch immer eine Seltenheit. Harley-Davidson hat jahrzehntelang das Image von starken, rauen Männern kultiviert, die in heldenhaften Filmen auf ihren Maschinen durch die Wüste oder über Bergpässe fahren. Dennoch wächst die Zahl der weiblichen Fahrerinnen, wobei bereits jedes zehnte Motorrad letzte Jahr auf eine Frau zugelassen wurde.
Herausforderungen für Frauen auf Harley
Von Komfort und Sicherheit bis hin zu Gewicht und Preis gibt es zahlreiche Hürden, die Frauen beim Motorradfahren bewältigen müssen. Die schwereren Modelle von Harley wie die Electra Glide oder die American Touring-Modelle bringen bis zu 400 Kilogramm auf die Waage, was für viele Frauen eine große Herausforderung darstellt. Außerdem ist der Einstieg in die Welt des Harley-Bike-Fahrens oft mit hohen Kosten verbunden. Die Einstiegspreise für neue Harleys liegen bei mindestens 15.000 Euro, was für viele jüngere Frauen eine Hürde darstellt.
Der Einfluss des Familienlebens auf das Hobby
Ein weiteres Hindernis, das Frauen davon abhält, regelmäßig Motorrad zu fahren, sind familiäre Verpflichtungen. Einzige Frauen sind oft die Hauptverantwortliche in ihren Haushalten und können sich nicht immer die Zeit nehmen, um zu fahren. Einige Frauen, wie Sonja Eggers, haben das Glück, unterstützende Eltern oder Partner zu haben, die ihre Leidenschaft für das Motorradfahren teilen und auch eigene Kinder auf dem Bike mitnehmen.
Gemeinsam Spaß haben und sich gegenseitig unterstützen
Die Gemeinschaft ist ein grundlegender Aspekt des Harleyfahrens, der Frauen beim Überwinden von Herausforderungen hilft. Auf den LoH-Veranstaltungen kommt es zu einem regen Austausch, der nicht nur das Motorradfahren selbst einbezieht, sondern auch die gemeinsamen Erlebnisse teilt. „Es ist eine Art Seelenmassage“, beschreibt Kornelia Ernst ihre Fahrten, die oft zu unvergesslichen Orten führen.
Ein positives Bild für die Zukunft
Obwohl die Zahl der Motorradfahrerinnen im Vergleich zu männlichen Fahrern immer noch gering ist, zeigt das Engagement der „Ladies of Harley“, dass das Motorradfahren für Frauen weiterhin an Bedeutung gewinnt. Es ist eine Bewegung, die nicht nur das Rocken auf zwei Rädern feiert, sondern auch die Stärkung weiblicher Identität sowie das Vorantreiben der Gleichberechtigung innerhalb einer traditionell männlich dominierten Gemeinschaft. In jedem Fall zeigt der Aufenthalt der Ladies in Potsdam, dass Frauen nicht nur auf Motorrädern glänzen, sondern auch gemeinsam eine starke, unterstützende Gemeinschaft bilden.
Bei der Rückkehr von diesen Veranstaltungen bleibt der Glanz der Maschinen nicht unbemerkt, und dabei wird eine Frage oft gestellt: „Und was machst du, wenn sie umfällt?“ Auch wenn diese Frage manchen Frauen nicht zusagt, zeigt sie doch, dass Motorradfahren immer Herausforderungen mit sich bringt, die aber gemeinsam und mit einem Lächeln gemeistert werden können.
– NAG