Am vergangenen Samstag wurde in der Wittenberger Stadtkirche ein bewegender Gedenkgottesdienst für den evangelischen Theologen und DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer abgehalten. Der Empfang im Alten Rathaus ergänzte die Veranstaltung, bei der zahlreiche Persönlichkeiten zusammenkamen, um Schorlemmers lebenslanges Engagement zu würdigen. Der 80-Jährige war am 9. September nach einer langen Krankheit in einem Berliner Pflegeheim verstorben.
Unter den Anwesenden befanden sich bedeutende politische Akteure, darunter die Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt und Thüringen, Reiner Haseloff (CDU) und Bodo Ramelow (Linke), sowie der Linkenpolitiker Gregor Gysi und die Sängerin Barbara Thalheim. Auch Schorlemmers Tochter, Uta, nahm an der Zeremonie teil. Haseloff betonte während seiner Ansprache, dass Schorlemmer deutliche Spuren in Wittenberg und ganz Deutschland hinterlassen habe. Seine literarischen Werke würden auch über sein Ableben hinaus bestehen bleiben und das persönliche Leben vieler Menschen geprägt haben.
Politische Einflüsse und persönliche Verbindungen
Bodo Ramelow äußerte, dass Schorlemmer einen nachhaltigen Einfluss auf ihn sowohl politisch als auch menschlich ausgeübt habe. Ein prägender Satz, den Schorlemmer stets wiederholte, war: „Wir müssen die 68er und die 89er zusammenbringen.“ Diese Idee, die Veränderungswilligen zu vereinen, ist besonders relevant in der gegenwärtigen politischen Landschaft. „Seine Stimme fehlt uns“, erklärte Ramelow.
Gregor Gysi sprach von Schorlemmer als einer außergewöhnlichen Persönlichkeit, sowohl in der DDR als auch im wiedervereinigten Deutschland. Ihre langjährige Freundschaft fand in Gysis Worten Ausdruck: „Ich danke Dir, Friedrich! Du hast auch mich verändert.“ Die Wiederholung dieser sentimentalen Wertschätzung unterstrich die große Vertrautheit zwischen den beiden Politikern.
Würdigung durch die Kirche und die Friedensbewegung
Friedrich Kramer, Bischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, bezeichnete Schorlemmer im Gottesdienst als den „bekanntesten Pfarrer der Landeskirche“, der es vielen Menschen ermöglicht habe, den Himmel zu erblicken. Der langjährige Freund des Verstorbenen, Volker Hörner, erinnerte an Schorlemmers symbolische Handlung im Jahr 1983, als er im Rahmen eines Kirchentags eine Friedensaktion durchführte, bei der ein Schwert in eine Pflugschar umgeschmiedet wurde. Hörner meinte: „Die Hammerschläge und Texte Schorlemmers hallen bis heute nach.“ Im Rahmen des Gottesdienstes wurden auch bedeutende Texte von Schorlemmer vorgetragen.
Ein besonders emotionaler Moment war, als Bischof Kramer zusammen mit Uta Schorlemmer das Lied „Und sag es weiter“ sang, dessen Text von Friedrich Schorlemmer stammt. Haseloff äußerte den Wunsch, dass dieses Lied in das neue Evangelische Gesangbuch aufgenommen wird.
Friedrich Schorlemmer wurde 1944 in Wittenberge geboren und war eine Schlüsselfigur in der DDR-Friedensbewegung. In der Wendezeit 1989/90 setzte er sich aktiv gegen die SED-Diktatur ein und war Mitbegründer der Partei „Demokratischer Aufbruch“ (DA), bevor er 1990 in die SPD wechselte. 1993 wurde ihm der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen, eine Anerkennung für sein Engagement und seinen Einsatz für die Menschenrechte.
Die Veranstaltung war nicht nur eine Trauerfeier, sondern auch eine Feier des Lebens und der Errungenschaften eines Mannes, dessen Einfluss auf die deutsche Gesellschaft und ihre Demokratie nicht unbemerkt bleiben wird. Auch wenn die Hintergründe seines Lebens und seiner Arbeit vielfältig sind, bleibt der Eindruck, den Schorlemmer hinterlassen hat, für viele stark verankert.
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