Im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig eröffnet eine neue Sonderausstellung mit dem Titel „Zwischen Aufbruch und Abwicklung“, die bis zum 7. September 2025 zu sehen sein wird. Ziel dieser Ausstellung ist es, neue Perspektiven auf die aufregenden und oft herausfordernden 1990er-Jahre in Leipzig zu bieten. Die multimediale Schau zeigt rund 400 Exponate, darunter historische Dokumente, Film- und audiovisuelles Material, Fotografien, Schriften und Plakate. Ein ganz besonderes Highlight ist die Theke des legendären Clubs „Distillery“, die von 1990 bis 2023 für die Techno-Szene der Stadt von großer Bedeutung war.
Das zentrale Element der Ausstellung ist ein großes Baugerüst – ein starkes Symbol für den Übergang und die Veränderung der 1990er-Jahre. Kurator Aiko Wulff erklärte, dass das Gerüst ursprünglich in den 1980er Jahren dazu diente, baufällige Gebäude zu sichern. In den anschließenden Jahren wurde es jedoch zu einem Zeichen des Aufbruchs, da es Bauarbeitern ermöglicht hat, die Stadt zu sanieren und neues Leben in die maroden Strukturen zu bringen. Dieses Baugerüst teilt den Ausstellungsraum in unterschiedliche Bereiche und verdeutlicht die vielfältigen Themen, die in den 1990er Jahren relevant waren.
Vielseitige Themen der Ausstellung
Die Ausstellung widmet sich unter anderem verschiedenen Aspekten des Lebens in Leipzig während der 1990er Jahre. Eine der Ecken fokussiert sich auf die Sportgeschichte der Stadt. Hier wird beispielsweise die Boxausrüstung von Henry Maske aus seinem WM-Kampf gegen John Scully im Jahr 1996 präsentiert. Außerdem thematisiert die Schau Umweltbewegungen, die queere Szene, Popkultur sowie politische Umbrüche und Fragen des Konsums.
Johanna Sänger, Kuratorin der Ausstellung, äußerte, dass das Museum durch diese Exponate Erinnerungen an ein prägendes Jahrzehnt wachrufen möchte, dessen Einflüsse bis heute spürbar sind. Es gehe nicht nur um nostalgische Rückblicke, sondern auch um eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Herausforderungen und Umbrüchen dieser Zeit. Das Thema ist aktuell, denn viele aktuelle Debatten, geführt von Autoren wie Oschmann, Kowalczuk und Mau, reflektieren diese Erfahrungen: „Es gibt hier wichtige Fragen, die beleuchtet werden müssen“, sagte Sänger.
Interaktive Dialogformate und entspannte Begegnungen
Ein wichtiger Teil der Ausstellung sind die geplanten Dialogformate, wie der „90er-Talk“, der regelmäßig stattfinden wird. Diese Veranstaltungen widmen sich den Themen der Migration, der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit und erfreuen sich prominenter Gäste wie Sebastian Krumbiegel von den Prinzen, Bürgerrechtlerin Gesine Oltmanns und Kabarettistin Katrin Hart. Hier haben auch die Besucher die Möglichkeit, ihre eigenen Perspektiven und Erlebnisse einzubringen.
Ein neu gestalteter Bereich der Ausstellung, der als „Freiraum“ gekennzeichnet ist, lädt alle Interessierten ein, ihre Meinungen zu teilen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Neben tiefgründigen Themen gibt es im Rahmen der Ausstellung auch Platz für Humor und Thementage, die auflockern. Ein Beispiel dafür ist die Wechselvitrine am Eingang, die humorvolle Rückblicke in die vergangenen 30 Jahre bietet und die Besucher ermutigt, Erinnerungen zu teilen – sei es beim Anblick der Distillery-Bar oder vor Henry Maskes Boxmantel.
Die Ausstellung „Zwischen Aufbruch und Abwicklung“ beleuchtet lebendig und vielfältig die 1990er Jahre in Leipzig und schafft einen Raum für Austausch und Reflektion. Für weitere Informationen zur Ausstellung und ihren Inhalten können Interessierte die Webseite des Stadtgeschichtlichen Museums besuchen, www.stadtmuseum-leipzig.de.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt für Erwachsene beträgt 7 Euro; ermäßigt 3,50 Euro, und für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre ist der Eintritt frei. An jedem ersten Mittwoch im Monat gibt es eine Eintrittsreduzierung auf 3 Euro. Die Ausstellung bietet zudem Informationen in verständlicher Sprache, um sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und diese generationenübergreifend erlebbar zu machen.
Quellen: MDR Kultur (Ole Steffen), Stadtgeschichtliches Museum Leipzig Redaktionelle Bearbeitung: os, td.