Im Landkreis Nordsachsen sorgt die Ankündigung von Kürzungen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) für bestürzte Reaktionen. Nach Angaben von Torgauer Zeitung wird das Verkehrsunternehmen Nordsachsen mobil (NoMo) am 15. Dezember, beim bevorstehenden Fahrplanwechsel, zahlreiche Buslinien entweder drastisch reduzieren oder ganz einstellen. Insgesamt sind 30 Linien betroffen, jedoch wird der Schülerverkehr nicht eingeschränkt. Verantwortlich für diese drastischen Schritte sind steigende Kosten durch die Inflation sowie Materialpreise, die nach dem Ukraine-Krieg in die Höhe geschossen sind. Die Verantwortlichen führen auch die unzureichende finanzielle Ausstattung der Kommunen ins Feld, die nicht in der Lage seien, die doppelten Ausgaben für den Nahverkehr zu decken.
Die Gewerkschaft Verdi äußerte scharfe Kritik an der Entscheidung. Laut Michael Sommer, Gewerkschaftssekretär, ist es inakzeptabel, dass die Löhne der Beschäftigten als Grund für die Einsparungen herangezogen werden. Sommer betont, dass die wirklichen Ursachen in der unzureichenden Finanzierung durch Bund und Länder liegen. Diese Pläne stießen auch auf breites Unverständnis in der Öffentlichkeit, insbesondere in sozialen Medien, wo Autofreundlichkeit und mangelnde Zukunftsperspektiven für den ländlichen Raum kritisiert wurden. Auch die DGB Sachsen verweist darauf, dass zwar Löhne in Sachsen schneller steigen, das wirtschaftliche Ungleichgewicht im Niedriglohnsektor jedoch große Sorgen aufwirft, insbesondere in Regionen wie Görlitz und dem Erzgebirgskreis, wo der Anteil der Geringverdiener immer noch enorm hoch ist.
Reformbedarf und Zukunftsaussichten
Während die Kürzungen den ländlichen ÖPNV stark betreffen, hat der Landkreis Nordsachsen Pläne für ein flexibles Rufbussystem namens Flexa Nordsachsen angestoßen, das die ausfallenden Busfahrten ersetzen soll. Dieses System soll ab Dezember im gesamten Landkreis verfügbar sein, um wieder eine gewisse Mobilität zu gewährleisten. Sommer von Verdi warnt jedoch, dass die Qualität des gesamten ÖPNV und die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter nachhaltig unter den aktuellen Sparmaßnahmen leiden könnten. Ein Wettlauf um die Umverteilung der Mittel scheint unumgänglich, besonders in Anbetracht der anstehenden Tarifverhandlungen im kommunalen Nahverkehr Anfang 2025.
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