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Görlitzer kaufen Stadthotel: „Wir haben einfach Bock auf Hotel“
Antje und Enrico Kasper haben das Hotel „Am Goldenen Strauss“ gekauft. Was sie beibehalten und was sie auch verändern wollen, erzählten sie der SZ.
Von
Matthias Klaus
4 Min.
Antje Kasper ist die neue Geschäftsführerin des Hotels „Am Goldenen Strauss.“
© Martin Schneider
Für den Begriff Hiwi gibt es mehrere Bedeutungen. Hilfswilliger zum Beispiel, aber auch Kriegsgefangener im Zweiten Weltkrieg, der dann mehr oder weniger freiwillig auf deutscher Seite arbeiten musste. Heute gilt Hiwi eher als wissenschaftliche Hilfskraft, eben als Hilfswissenschaftler. „Und ich“, sagt Enrico Kasper, „ich bin der Edel-Hiwi.“
Enrico Kasper ist bekannt in Görlitz. Er führte das Salü aus der Krise, bis er es 2013 abgab. Heute ist Enrico Kasper bekannt als Chef der Europa-Chor-Akademie. „Das bleibe ich auch“, sagt er. So ganz nebenbei hat er aber eben noch seinen Hiwi-Job. Und mit dem ist er ziemlich und ganz nebenbei ausgelastet, im Hotel „Am Goldenen Strauss“ am Marienplatz, gleich neben dem Kaufhaus im Görlitzer Stadtzentrum.
Das Stadthotel „Zum Goldenen Strauss“ befindet sich gleich neben dem Kaufhaus in der Görlitzer Innenstadt.
© Archivfoto: Pawel Sosnowski
Das traditionsreiche Haus ist verkauft. Antje und Enrico Kasper sind die neuen Inhaber. Bislang gehörte es den Brüdern Marth. Roland Marth baute zusammen mit seiner Lebensgefährtin Isolde Iser in den vergangenen zehn Jahren das Restaurant und Hotel „Gut am See“ im Görlitzer Ortsteil Tauchritz auf und aus. Ihr Fokus ist stark auf den Ausbau dieser Hotelanlage gerichtet. Im Frühsommer feierten sie das zehnjährige Bestehen des Landhotels am Berzdorfer See, dazu kam auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer.
Antje Kasper ist nun die neue Geschäftsführerin des Stadthotels „Am Goldenen Strauss“. Die Görlitzerin ist eigentlich gelernte Mediengestalterin, hat dann aber in vielen unterschiedlichen Berufen gearbeitet. „Ich habe mich beruflich immer weiterentwickelt, viel dazugelernt“, sagt sie.
Hotel ist Neuland für die Chefin
Hotel, das ist für Antje Kasper dann doch noch etwas Neuland. „Ich bin da ein Autodidakt mit Spaß an der Arbeit mit Menschen“, sagt sie. Antje Kasper hat vom vorhergehenden Chef Roland Marth ein gut funktionierendes Hotel übernommen. Seit Mitte des Monats ist sie die neue Chefin im Haus. Besonders wichtig ist ihr das Team.
Zwölf Mitarbeiter sind „Am Goldenen Strauss“ beschäftigt. „Die Stellen, vor allem die wichtigen, sind mit Vollprofis besetzt“, sagt Antje Kasper. Im Moment gehe es ihr immer noch darum, das Haus in allen Details kennenzulernen.
Und vielleicht Neues einzuführen. „Wenn man von außen kommt, sieht man zunächst die derzeitigen Arbeitsstrukturen. Und man überlegt, was man vielleicht verändern, verbessern könnte“, sagt Antje Kasper.
Enrico Kasper ist zwar mit im Boot, will aber lieber im Hintergrund bleiben. „Ehrlich gesagt, es ist ein Traum von mir, seit ich 30 bin, ein Hotel zu kaufen“, sagt er. Enrico Kasper hat in Görlitz Maschinenbau studiert, später einen Master in Kultur und Management gemacht. Nach dem Salü ist er seit 2017 Leiter der Europa-Chor-Akademie.
Das Hotel-Team zusammen, zum Teil jedenfalls, links Enrico Kasper.
© Martin Schneider
Unterstützung vom Chef der Europa-Chor-Akademie
Antje Kasper ist 47 Jahre alt, Enrico Kasper 51. Die beiden haben ein gemeinsames Kind, ein zweites brachte Enrico Kasper mit.
„Wir stehen für Freude an unserer Arbeit“, sagt Antje Kasper. Sie will künftig auch in der Lobby hinter dem Empfangstresen stehen. Das Hotel funktioniere gut, ebenso gut sei die Auslastung. „Wir haben viele Stammkunden, die unser Team erst zu Stammkunden gemacht hat“, so Antje Kasper.
Ihr gehe es in erster Linie darum, dass die Gäste nicht sagen „tolles Hotel, tolle Zimmer“, sondern „tolle Leute, tolles Personal“.
Ein Ärgernis für das Hotel sei der gegenüberliegende Marienplatz. Das Klientel auf den Bänken ist bekannt, das Hotel kann nichts dagegen machen. „Eigentlich“, so Enrico Kasper, „soll ein Hotel ja ein Ort sein, der immer offen ist.“ Aber eben wegen der Zustände auf dem Marienplatz hat das Hotel eine Schließanlage einbauen lassen.
Stadt Görlitz soll stärker im Hotel präsent sein
Antje Kasper wiederum versucht sich, so schnell wie möglich in die Abläufe im Hotel einzufühlen. „Man versteht die Abläufe besser, wenn man sie selbst erlebt“, schildert sie. Unter anderem hat sie auch schon mal in der Hotelküche ausgeholfen und Teller gespült. „Wir haben einfach Bock auf Hotel“, fasst Antje Kasper zusammen.
Für Enrico Kasper ist die Stadt Görlitz an sich derzeit noch zu wenig im Hotel präsent. Wie will er das ändern? „Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht. Dafür sind wir noch zu neu hier drin. Aber irgendetwas soll noch passieren“, sagt er.
Bis dahin wird er seinen Aufgaben als Edel-Hiwi nachgehen. Vor allem in den für die Gastronomie und Hotellerie „dunklen Monaten“ Januar und Februar stehen Arbeiten an. „Ansonsten stört man bei Reparaturen irgendwann und irgendwie ja immer die Gäste“, sagt Enrico Kasper.
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