Görlitz

Görlitz feiert Jacob Böhme: Ausstellung „Lilienzeit“ im Schlesischen Museum

Zum 450. Geburtstag von Jacob Böhme feiert das Schlesische Museum in Görlitz am 30. August mit der Ausstellung "Lilienzeit" den berühmtesten Bürger der Stadt und würdigt dessen Einfluss als mystischen Philosophen und Rebell durch die Präsentation historischer Schriften und Symbole, die seine Gedankenwelt widerspiegeln.

Jacob Böhme, der berühmteste Bürger von Görlitz, wird in einer neuen Ausstellung im Schlesischen Museum gewürdigt. Diese Ausstellung trägt den Titel „Lilienzeit“ und öffnete am Abend des 30. August ihre Türen. Sie bietet einen faszinierenden Einblick in die mystische Welt dieses Denkers, dessen Ideen bis heute faszinieren. Der Philosoph galt als einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Mystik und ist besonders für seine tiefgründigen Schriften bekannt.

Die Ausstellung präsentiert nicht nur historische Ausgaben von Böhmes Werken, sondern auch wertvolle Leihgaben, die zum Verständnis seiner Philosophie beitragen. Sie ist das Ergebnis jahrelanger Forschungsarbeit von Lucinda Martin, einer Religionswissenschaftlerin und Böhme-Expertin, sowie Claudia Brink, einer Kunsthistorikerin. Gemeinsam haben sie die Ausstellungsreihe konzipiert, die bereits in Städten wie Dresden, Coventry und Amsterdam zu sehen war. Die Görlitzer Schau markiert den Abschluss dieser Reihe.

Die Welt von Jacob Böhme

Die Räume sind eindrucksvoll gestaltet, mit tiefroten Wänden, die die Aufmerksamkeit auf Symbole lenken, die Böhme bedeutsam waren, wie die Lilie und die Sonne. In seinen Schriften spricht Böhme von einem idealen Zustand, den er „Lilienzeit“ nannte. Diesen Zustand beschreibt er als Harmonisierung der Gegensätze, die für das Leben an sich unerlässlich sind. Böhme erkannte, dass Dunkelheit und Licht, gut und böse, Leben und Tod untrennbar miteinander verbunden sind und dass die Natur aus diesem Spannungsfeld schöpft.

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Ein bemerkenswerter Bestandteil der Ausstellung ist ein Kupferstich, der Böhme in seiner Schusterwerkstatt zeigt, da er sein erstes Werk, „Aurora“, dort verfasste. Seine Philosophie entstand in der einfachen Umgebung seines Handwerks und zeigt, dass selbst die unscheinbarsten Orte Schauplätze großartiger Gedanken sein können.

Die Ausstellung „Lilienzeit“ umfasst auch Medienstationen, an denen die Besucher mehr über Böhmes Symbolik erfahren und sogar seine legendären, lange verschollenen Handgeschriebenen erkunden können. Diese dokumentieren seine tiefgründigen Überlegungen und vertiefen das Verständnis seiner Lehren.

Ein Netzwerk des Einflusses

Die Einflüsse von Böhmes Gedanken waren nicht auf Deutschland beschränkt. Trotz der Verbote, die gegen seine Schriften erlassen wurden, verbreiteten sich seine Ideen bereits im 18. Jahrhundert über die Grenzen hinweg. Ein Historiker berichtet, dass es damals bereits einen „Böhme-Tourismus“ gab, der Anhänger nach Görlitz zog, um sein Wohnhaus und sein Grab zu besuchen. Diese Anhänger, hauptsächlich aus der Oberlausitz und darüber hinaus, zirkulierten seine Texte in Lesekreisen, was zur Schaffung eines Netzwerks beitrug, das bis heute existiert.

Ein mit Böhmes Schriften verbundenes Buch enthält den Stadtplan von Görlitz aus dem Jahr 1714 mit Markierungen von Böhmes Wohnhaus und seinem Grab. Dies unterstreicht die bleibende Bedeutung des Philosophen für die Region und seine anhaltenden Fangemeinde.

In der geplanten Dauerausstellung, die nach „Lilienzeit“ entstehen soll, wird beabsichtigt, Böhmes Werk und seine Philosophie weiter zu zelebrieren. Obwohl der ursprüngliche Standort in der Dreifaltigkeitskirche möglicherweise nicht mehr geeignet ist, werden die Kuratorinnen Lucinda Martin und Claudia Brink nicht aufgeben, einen neuen Ort in Görlitz zu finden.

Das Schlesische Museum plant zudem ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm, das Vorträge, Kinderaktivitäten und Führungen umfasst. Es zeigt, dass Jacob Böhmes Denken in der heutigen Zeit weiterlebt und bleibt von zentraler Bedeutung für die kulturelle Identität Görlitz‘.

Insgesamt ist die Ausstellung ein starkes Zeugnis für die zeitlose Relevanz von Böhmes philosophischen Ideen und deren Einfluss auf verschiedene Generationen von Denkern, Künstlern und Wissenschaftlern rund um den Globus.

– NAG

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