Im Landkreis Görlitz steht eine weitere Schließung eines zentralen medizinischen Anwalts bevor, die Bürger in der Region betrifft. Die Hausarztpraxis im Wasserschloss Ebersbach, betrieben von Dr. Konrad Duc, wird am 30. September schließen. Diese Entscheidung kommt für die Einwohner von Schöpstal überraschend und stellt die medizinische Grundversorgung in der Gemeinde in Frage. Bürgermeister Bernd Kalkbrenner bedauert die Schließung und gibt an, dass Dr. Duc mit der hohen Patientenzahl und den damit verbundenen bürokratischen Anforderungen überfordert gewesen sei.
Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen (KVS) ist bereits aktiv auf der Suche nach Lösungen für die Patienten von Dr. Duc. Laut der KVS-Pressesprecherin Katharina Bachmann-Bux wird angestrebt, die Praxis an einen anderen Arzt zu übergeben. Jedoch kann die KVS keinen Arzt zwingen, sich in Schöpstal niederzulassen. Diese Situation ist nicht alleine ein Problem der Gemeinde Schöpstal; der gesamte Landkreis Görlitz kämpft mit der drohenden Unterversorgung im hausärztlichen Bereich.
Investitionen in die Infrastruktur
Die Gemeinde Schöpstal hat bereits erhebliche Investitionen in die Hausarztpraxis getätigt. Laut Bürgermeister Kalkbrenner flossen rund 200.000 Euro in den Umbau und die Modernisierung der Praxis, die nun keine ärztliche Betreuung mehr bieten wird. Der Standort im Wasserschloss, ausgestattet mit einem Fahrstuhl und barrierefreien Zugängen, hätte optimale Bedingungen für einen neuen Hausarzt geboten. Doch trotz der vorgenommenen Investitionen bleibt die Angst, den Arzt ganz zu verlieren.
Gemeinderat Roland Maiwald äußerte sich besorgt über die Situation der älteren Bevölkerung, die besonders auf die Nähe zu ihrem Arzt angewiesen ist. Für viele Senioren bedeutet die Schließung lange Reisen zu einer anderen Arztpraxis, was insbesondere für diejenigen ohne eigenes Fahrzeug eine erhebliche Herausforderung darstellt. Bürgermeister Kalkbrenner ist dankbar, dass es bereits erste Angebote gibt, die Patienten aus Schöpstal vorübergehend bei Kodersdorfer Ärzten unterzubringen. Allerdings sind auch diese Lösungen mit Fahrten von mehreren Kilometern verbunden.
Die Suche nach einer Lösung
Die KVS hat für die Region Görlitz eine finanzielle Unterstützung von 100.000 Euro bereitgestellt, um die Ansiedlung eines neuen Arztes zu fördern. Diese Fördermaßnahme ist jedoch nur dann wirksam, wenn sich ein Arzt bereit erklärt, sich in einer der beteiligten Gemeinden niederzulassen. Die Hoffnung besteht, dass die Schließung der Praxis nicht zu einer dauerhaften Lücke in der medizinischen Versorgung führen wird.
Die aktuelle Lage ist jedoch symptomatisch für ein größeres Problem im Landkreis Görlitz. Die KVS berichtet von einer steigenden Anzahl an Hausärzten, die in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen werden, ohne dass ausreichend Nachfolger vorhanden sind. Ein Alarmzeichen, das auf die Schwierigkeiten hinweist, die vor allem ländliche Regionen bei der Gewinnung neuer Ärzte haben.
Bereits jetzt sind im Landkreis Görlitz 159,75 Hausarztstellen besetzt, während weitere 37,5 Stellen genehmigt werden könnten. Doch viele Mediziner ziehen eine Niederlassung in städtischen Gebieten vor, wo die Infrastruktur und die Lebensbedingungen attraktiver sind. Die KVS ist sich der Problematik bewusst und versucht seit vielen Jahren, Ärzte für die Region zu gewinnen, trotz der kontinuierlichen Herausforderungen.
Ein Nachdenklicher Ausblick
Angesichts der anhaltenden Schließungen von Arztpraxen in ländlichen Gegenden ist es unerlässlich, die Rahmenbedingungen für Mediziner dort zu verbessern. Die Abwanderung von Ärzten in städtische Bereiche unterstreicht die Notwendigkeit nachhaltiger Lösungen. Ob es gelingt, einen neuen Hausarzt für Schöpstal zu gewinnen, bleibt abzuwarten. Die Gemeinde zeigt sich offen für Gespräche und Möglichkeiten, um die medizinische Versorgung ihrer Bürger aufrechtzuerhalten. Eines ist klar – die Medizinlandschaft in ländlichen Gebieten benötigt dringend Veränderungen, damit die Bürger auch in Zukunft einen vertrauensvollen Kontakt zu ihrem Hausarzt pflegen können.
Herausforderungen für die hausärztliche Versorgung in Deutschland
Die Situation im Landkreis Görlitz ist Teil eines weit größeren Problems, das die hausärztliche Versorgung in Deutschland betrifft. Insbesondere in ländlichen Regionen sehen sich Gemeinden mit einem akuten Mangel an Hausärzten konfrontiert. Laut einer Studie der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) aus dem Jahr 2020 sind viele Hausärzte über 60 Jahre alt, was bedeutet, dass in den kommenden Jahren zahlreiche Praxen geschlossen werden könnten, wenn keine Nachfolger gefunden werden.
Dies führt zu einer besorgniserregenden Entwicklung: Während die Bevölkerung in ländlichen Gebieten oftmals älter ist und mehr medizinische Versorgung benötigt, zieht es junge Mediziner häufig in städtische Zentren, wo die Infrastruktur und Lebensbedingungen für sie attraktiver sind. Diese Ungleichheit wird durch lange Anfahrtswege verstärkt, die für Patienten in ländlichen Regionen oft eine erhebliche Hürde darstellen.
Einfluss der demografischen Entwicklung
Der demografische Wandel spielt eine entscheidende Rolle bei der Verknappung des ärztlichen Personals. Die Zahl der älteren Menschen in Deutschland steigt kontinuierlich an, was einen höheren Bedarf an medizinischer Versorgung erzeugt. Zugleich neigen die jüngeren Generationen dazu, sich für Facharztstellen zu entscheiden, die oft besser bezahlt und weniger belastend sind. Die demografische Prognose des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass der Anteil der über 60-Jährigen in den kommenden zwei Jahrzehnten weiter zunehmen wird, was die Versorgungssituation in ländlichen Gebieten erheblich belasten wird.
Diese Trends erforden innovative Lösungen und klare Strategien, um die medizinische Grundversorgung aufrechtzuerhalten. Eine Möglichkeit könnte darin bestehen, alternative Versorgungsmodelle zu fördern, wie zum Beispiel Teams aus Hausärzten und anderen Gesundheitsdienstleistern, die zusammenarbeiten, um die Bedürfnisse der Patienten effektiv zu decken.
Fördermaßnahmen zur Anwerbung von Hausärzten
Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen hat bereits mehrere Initiativen ins Leben gerufen, um dem Ärztemangel entgegenzuwirken. Neben finanziellen Anreizen für Ärztinnen und Ärzte, die sich in unterversorgten Regionen niederlassen, wird auch an der Verbesserung der Infrastruktur gearbeitet. Die Bereitstellung von geeigneten Räumlichkeiten und die Förderung von Gemeinschaftspraxen sind Maßnahmen, die darauf abzielen, die Attraktivität einer Niederlassung in ländlichen Gebieten zu erhöhen.
Ein Beispiel für solche Fördermaßnahmen ist der bereits erwähnte Betrag von 100.000 Euro, der zur Verfügung steht, um einen Nachfolger für die Praxis im Schöpstal zu gewinnen. Solche Gelder können dabei helfen, die Anlaufkosten für eine neue Praxis zu decken, was für junge Ärzte oft eine erhebliche Hürde darstellt.
Zusätzlich könnte die Ausbildung künftiger Mediziner durch gezielte Programme gefördert werden, die angehende Ärzte ermutigen, sich in ländlichen Gegenden niederzulassen. Kooperationen mit Universitäten und Hochschulen könnten ebenfalls dazu beitragen, Medizinstudenten frühzeitig mit den Vorzügen einer Tätigkeit im ländlichen Raum vertraut zu machen.
– NAG