Das Café Prag, einst ein pulsierendes Zentrum Dresdner Kultur, war bis 1988 die letzte Bastion der Tanzvarietés in der Stadt. Dieser symbolische Ort war nicht nur für sein gastronomisches Angebot bekannt, sondern war auch eine Plattform für aufstrebende Künstler, die hier ihre ersten Schritte ins Rampenlicht wagten. Mit einem geschwungenen Schriftzug, der an der Seestraße prangt, erinnert nur noch dieser an die glorreichen Zeiten, die es beherbergte.
Eröffnet wurde das Café Prag am 20. Dezember 1956. Ursprünglich als Gastronomiebetrieb mit vereinzelt stattfindenden Modenschauen gedacht, wurden die Wünsche der Dresdner bald klar. Es benötigte mehr Unterhaltung, und so entwickelte sich das Café zu einem Varietétheater. Der Andrang war riesig, mit ausverkauften Vorstellungen, die das Publikum immer wieder in ihren Bann zogen. Egal ob Tanz, Musik oder Clownerie, die Mischung war einfach unwiderstehlich. Alle zwei Wochen wechselte das Programm, was die Nachfrage nach Eintrittskarten nur ankurbelte.
Eine einzigartige Bühne der Talente
Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Dresden eine Vielzahl von Varieté-Bühnen; nach 1945 war das Café Prag die letzte verbliebene. Es wurde eine Bühne, auf der sich Künstler aus dem Osten, dem Westen und dem Ausland ein Stelldichein gaben. Namen wie Eberhard Cohrs, Günther Krause und Olaf Berger tauchten hier auf, ebenso das Dresdner Vokal-Quartett "Die vier Brummers" und die bekannte "Jodelkönigin der DDR", Susi Schuster.
Doch der Mauerbau 1961 brachte einen tiefen Einschnitt. Das Café nahm mehr und mehr Künstler aus der DDR in sein Programm auf. Der Ort wurde so zum Nährboden für Talente der sozialistischen Republik, die hier die Möglichkeit hatten, vor einem begeisterten Publikum aufzutreten. Die kulturelle Bedeutung des Cafés war während dieser Zeit immens, da es als Ventil für ein kreatives Schaffen diente, das in der DDR stark reglementiert war.
Nach drei Jahrzehnten voller lebhafter Veranstaltungen wurde das Café Prag schließlich für einen Umbau geschlossen. Die Pläne sahen vor, es nie wieder als Tanzvarieté zu eröffnen. Was folgte, war eine wechselvolle Geschichte der Mietverhältnisse. Es wurde erst zu einem italienischen Restaurant und stand dann eine Zeit lang leer. 2013 versuchte man mit einer Markthalle, dynamisches Markttreiben in das Gebäude zu bringen; doch auch dieses Konzept scheiterte.
Aktuell haben sich die Räumlichkeiten grundlegend verändert. Anstelle von Tänzern und Künstlern, die die Luft zum Schwingen brachten, arbeiten hier nun Mitarbeiter eines IT-Unternehmens. Der Glanz und die Produktivität der Erinnerung an das Café Prag sind in den Hintergrund gerückt. Dennoch bleibt der Name Prag ein Teil der Dresdner Geschichte; eine Erinnerung an die Zeiten, in denen es ein kulturelles Zentrum war, das viele Menschen in seinen Bann zog.
Die Höhepunkte der Veranstaltungen sind längst Geschichte, doch die Nostalgie um diesen einzigartigen Ort bleibt ungebrochen. Das Café Prag mag geschlossen sein, aber die Erinnerungen an seine glorreichen Tage sind in den Herzen vieler noch lebendig und werden durch Gespräche und Erzählungen weitergetragen.
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