In einer außergewöhnlichen Premiere haben die Dresdner Sinfoniker das Kapellmeister-Pult für einen dreiarmligen Roboter zur Verfügung gestellt, der zum ersten Mal ein ganzes Orchester dirigierte. Diese innovative Vorstellung fand im Festspielhaus Hellerau statt. Der Roboter, ausgestattet mit leuchtenden Dirigentenstäben, konnte den Musikern unterschiedliche Tempi vorgeben und sorgte so für ein einzigartiges Klangerlebnis, das das Publikum begeisterte und mit viel Applaus belohnte.
Das Projekt, das den Titel „Roboter.Sinfonie“ trägt, entstand unter der Leitung des Sinfoniker-Intendanten Markus Rindt in Zusammenarbeit mit Experten der Technischen Universität Dresden. Mit Hilfe des Exzellenzclusters CeTI (Centre for Tactile Internet with Human-in-the-Loop) wurde der Roboter darauf trainiert, Takte zu schlagen und verschiedene Dynamiken anzuzeigen. Rindt betont, dass es nicht das Ziel sei, die menschlichen Dirigenten zu ersetzen. Vielmehr wolle man Neues ausprobieren und herausfinden, was mit einem Roboter am Dirigentenpult machbar ist.
Herausforderungen und Fortschritte
Die Entwicklung des Roboters war ein langwieriger Prozess, in dem Rindt viele Stunden im Labor verbrachte. Anfangs gab es Schwierigkeiten: Bei bestimmten Bewegungen versagten die Maschinen. Doch im Laufe der Zeit lernten die Roboter, sogar komplexe musikalische Passagen zu führen, und das in unterschiedlichen Tempi. Diese Fähigkeit ist nicht einmal den talentiertesten menschlichen Dirigenten vorbehalten. Der Sprecher vom CeTI, Frank Fitzek, hob hervor, wie wichtig der Austausch zwischen Mensch und Maschine in dieser Zusammenarbeit sei. Die Idee ist, dass der Mensch vorführt, während die KI optimiert.
Die Inspiration für das Roboterdirigat geht auf eine Erfahrung vor über 20 Jahren zurück. Rindt hatte beobachtet, wie es Musikerinnen und Musikern schwerfiel, koordiniert zu spielen, wenn sie unterschiedliche Tempi intonieren sollten. Diese Herausforderung sah er als Defizit an, das er mit technischer Hilfe adressieren wollte.
Sportlich hohe Investition und Visionen
Die Umsetzung des Projekts erforderte eine Investition von rund 170.000 Euro, einschließlich Fördermitteln. Rindt betonte die essenzielle Rolle der CeTI-Experten, ohne die dieses Projekt nicht möglich gewesen wäre. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit eröffnet neue Horizonte und könnte die Zukunft der Musikperformance entscheidend beeinflussen. Unter der Leitung des Roboters werden Kompositionen des Jazzpianisten Andreas Gundlach und des Werks „Semiconductor’s Masterpiece“ von Wieland Reissmann zur Uraufführung kommen.
Trotz der technologischen Errungenschaften bleibt Rindt überzeugt: „Der Mensch wird immer besser sein als der Roboter.“ Es gehe darum, neue Perspektiven zu schaffen und möglicherweise in Zukunft auch Komponisten zu inspirieren, Werke zu kreieren, die speziell für Roboter entwickelt werden. Dieses Projekt stellt somit nicht nur einen technologischen Fortschritt dar, sondern eröffnet auch kreative Möglichkeiten für die Zukunft von Musik und Kunst.