Ein spannender Ballettabend im Theater Chemnitz sorgte für Aufsehen und Diskussionen in der Tanzszene. Bei der Premiere des Abends „Kaleidoskop“ wurden verschiedene Choreografien präsentiert, deren Anordnung zu Debatten führte. Oft erscheint die Reihenfolge der Aufführungen willkürlich, aus technischen Gründen jedoch müssen Entscheidungen getroffen werden. Im Fall dieses Abends könnte man tatsächlich das Gefühl haben, dass jede andere Reihenfolge der Stücke gleichermaßen geeignet gewesen wäre. Dies unterstreicht die Eigenständigkeit der einzelnen Konzepte.
Anfangen durfte die Truppe mit „Vertikale Spiele“ des Choreografen Fabrice Guillot. Hierbei hingen Tänzer*innen im wahrsten Sinne des Wortes in Seilen. Diese speziellen Seile erlaubten nicht nur horizontale Bewegungen, sondern auch ein Aufsteigen und freies Schwingen in der Luft. In der Theorie sollte dies den Raum um eine dritte Dimension erweitern. Doch die Seile offenbarten auch Einschränkungen und führten dazu, dass die Tänzer*innen mit Schwierigkeiten kämpften, sich nicht zu verheddern. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass für solche Bewegungen eine besondere körperliche Vorbildung erforderlich ist. Der Anblick war zwar beeindruckend, doch blieb das Stück hinter den Möglichkeiten zurück.
Ein herausragendes Werk und dessen dynamische Darbietung
Von den Einschränkungen der Seile war das nächste Stück, „Constellation Septem“ von Yvruk, ein krasser Gegensatz. Dieses Werk stellte sich als die klarste und ansprechendste Darbietung des Abends heraus. Hier zeigte der Choreograf, wie fein der Übergang zwischen verschiedenen Bewegungsstilen sein kann. Eine Gruppe von sieben Tänzern wurde auf die Bühne geschickt, wobei Koh Yoshitake mit seinem auffälligen Kostüm einen neuen Akzent setzte. Während die anderen Tänzer*innen harmonisch und elegant agierten, brachte Yoshitake frische Einflüsse ins Spiel, unterstützt von den groove-basierten Klängen von Porter Ricks. Hier harmonierten die Impulse geschickt, was beim Publikum für positive Resonanz sorgte.
Ein tiefere Blick auf den Abend offerierte „Here we stand“ von Tú Hoàng. Trotzt der flexiblen Choreografie und dem Potenzial für Begeisterung, blieb unklar, was die Intention des Stückes war. Die Tänzer*innen rannten und bewegten sich synchron, jedoch fehlte die Verbindung zum pulsierenden Leben eines Clubs wie dem Berghain. Der Begriff des Hedonismus kam nicht zur Geltung, und das Stück konnte das Publikum nicht mit einem klaren Konzept erreichen. Hier wurde viel versucht, doch die konkreten Ideen blieben im Dunkeln.
Den Abend krönend – Eine berauschende Performance
Glücklicherweise gelang es Andonis Foniadakis mit „Dreamwave“ den Abend kraftvoll zum Abschluss zu bringen. Die Darbietung erweckte den Eindruck, dass das Ensemble alles geben musste, um den Zuschauern ein packendes Erlebnis zu bieten. Die mit Musik der Cocteau Twins unterlegte Choreografie war so intensiv, dass man die Anstrengungen der Tänzer*innen auch als Zuschauer zu spüren bekam. Die neoklassische Bewegungssprache verband sich hier mit einer beeindruckenden Geschwindigkeit, die mit Leidenschaft und Dramatik gefüllt war. Es war kaum zu fassen, wie dieses Stück im Anschluss den gesamten Abend prägte.
Insgesamt gab es bei „Kaleidoskop“ viel Diskussionsstoff, sowohl für Liebhaber traditioneller als auch zeitgenössischer Tanzkunst. Dieser Abend zeigte eindrucksvoll, wie vielfältig und herausfordernd die Tanzkunst sein kann. Weitere Einblicke und Rückblicke zu den Performances im Theater Chemnitz finden Interessierte bei www.tanznetz.de.