In Neukirchen bei Chemnitz gibt es aktuell eine bemerkenswerte Entwicklung, die den Ort nicht nur als ländliche Gemeinde, sondern auch als einen Ort der Begegnung und des kulturellen Austauschs etabliert. Eines der zentralen Projekte ist die Planung eines kulinarischen Mega-Hubs, der die Region zur Kulturhauptstadt 2025 weiter befördern soll. Jana Gratias, die Netzwerkkordinatorin, sieht in diesem Hub eine großartige Chance, nicht nur regionale Spezialitäten zu fördern, sondern auch den Gemeinschaftsaspekt zu stärken.
„Mit einer hochwertigen Showküche soll hier ein Zentrum nicht nur des gemeinsamen Essens, sondern auch des gemeinsamen Kochens entstehen“, erklärt sie. Es sind nicht nur Veranstaltungen mit Starköchen geplant, sondern auch Veranstaltungen, die Vereinen und Initiativen der Stadt die nötige Plattform bieten, um sich zu präsentieren. Gratias geht sogar so weit zu sagen: „Warum muss denn jeder für einen Kuchenbasar allein zu Hause backen, das lässt sich doch viel besser zusammen erleben.“
Neukirchen als Vorzeigebeispiel
Das Engagement der Stadt hat nun auch auf europäischer Ebene Anerkennung gefunden. Neukirchen hat gemeinsam mit der Nachbargemeinde Jahnsdorf den 28. Europäischen Dorferneuerungspreis gewonnen. Dieser Preis bringt nicht nur Ruhm, sondern auch eine Marketingkampagne des Freistaats mit sich. Dies ist besonders wichtig, da es in ländlichen Regionen oft an Öffentlichkeitsarbeit mangelt. Dank der engagierten Mitwirkenden aus der Gemeinde konnte Jana Gratias die europäische Jury von ihrem Konzept überzeugen.
Die Bewerbung um diesen Preis ist Teil einer umfassenderen Strategie, die Region um das Würschnitztal als Ziel für Ausflüge in die UNESCO Welterbe Montanregion Erzgebirge zu positionieren. Dabei betont Gratias, dass das Projekt nicht nur für Touristen, sondern vor allem für die lokale Gemeinschaft gedacht ist: „Bei uns soll nicht nur die Kneipe ein Ort der Begegnung sein.“
Rückkehr schöner Heimat
Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Rückkehr von Menschen in die Region. Der Tierarzt Frederik Ranck, der zahlreiche Stationen in Städten wie Budapest, Dresden und Gießen hinter sich hat, ist mit seiner Familie nach Neukirchen zurückgekehrt. „Die Ausstattung der Gemeinde ist gut, wir haben Krippen, Kitas, Schulen, Hort, das Komplettprogramm für die Kinder“, sagt er über die Vorzüge des Dorflebens.
Seine Tierarztpraxis hat sich schnell zu einem Anlaufpunkt für Geflügelhalter aus ganz Deutschland entwickelt. „Geflügelgesundheit und -tierhaltung ist eine diffizile Angelegenheit“, erklärt er. Dank seiner Spezialisierung und Expertise drängen zahlreiche Halter zu ihm, um von seinem Wissen zu profitieren. Zudem leistet Ranck einen wertvollen Beitrag zur Gemeinschaft, indem er Praktikanten ausbildet und Stipendien für Tiermedizinstudenten finanziert.
Ein weiteres Beispiel für die lebendige Gemeinschaft in Neukirchen ist das Kunsthandwerkcafé von Jungunternehmerin Celine Lubojanski. Sie kombiniert in ihrem Angebot traditionelles und modernes Kunsthandwerk des Erzgebirges und möchte mit ihrem Café und einer Rösterei einen Ort für Austausch und Miteinander schaffen. „Wir wollen hier die Menschen mitnehmen, in den Austausch bringen – und natürlich auch ein bisschen glücklich machen“, betont sie.
Diese positiven Entwicklungen in Neukirchen bezeugen, dass die Gemeinde sich aktiv um ihre Bürger und deren Bedürfnisse kümmert. Bürgermeister Thamm hebt hervor, dass die Gemeinschaft sich insbesondere in den letzten Jahren stark weiterentwickelt hat. Engagierte Ehrenamtliche tragen dazu bei, die Dorfgemeinschaft zu stärken, und es gibt zahlreiche Vereine, die sich um verschiedene Anliegen kümmern. „Wir haben sehr, sehr viele Ehrenamtliche, die zu unglaublich vielen Dingen bereit sind“, resümiert Thamm.
Ein Ort des Wandels
Die Dynamik und der Wandel in Neukirchen zeigen, dass die Region nicht abgehängt ist, sondern eine blühende Gemeinschaft bildet, die traditionelle Werte schätzt und gleichzeitig moderne Impulse aufnimmt. Die verschiedenen Initiativen und Projekte bringen frischen Wind in die Gemeinde und fördern den Austausch und das Zusammenleben. Hier wird deutlich, dass im ländlichen Raum viel Leben steckt, wenn die Menschen sich zusammenschließen und gemeinsam anpacken.
Das kulturelle Erbe der Region
Die Montanregion Erzgebirge ist nicht nur UNESCO-Weltkulturerbe, sondern spielt auch eine wichtige Rolle in der Identität der Region. Die einzigartigen Bergbau- und Verhüttungstechniken, die hier seit Jahrhunderten praktiziert werden, haben die Kultur und das tägliche Leben der Einwohner geprägt. Diese Traditionen sind Bestandteil von Festen, Märkten und gemeinschaftlichen Veranstaltungen, die in Neukirchen und Umgebung stattfinden und die Verbindung zur Geschichte stärken.
Ein Beispiel für diese kulturelle Verankerung sind die Erzgebirgischen Weihnachtsmärkte, die Besucher aus weit her anziehen. Diese Märkte bieten nicht nur lokale Handwerkskunst, sondern auch ein starkes Gemeinschaftsgefühl und sind ein zentraler Punkt im social life der Kommunen. Die Verbindung von Tradition und Modernität findet sich auch im kulinarischen Angebot, das nicht nur regionale Spezialitäten umfasst, sondern auch neue Einflüsse integriert.
Wirtschaftliche Entwicklungen in Neukirchen
Die wirtschaftliche Lage in Neukirchen profitiert erheblich von der Initiativen, die auf gemeinsame Projekte und Veranstaltungen abzielen. Durch den Europäische Dorferneuerungspreis wird die Region als attraktives Ziel für Touristen und Investoren hervorgehoben. Zukünftige Entwicklungen in der Gastronomie und im Veranstaltungswesen, wie sie im neuen Autohaus geplant sind, sollen dazu beitragen, die lokale Wirtschaft weiter zu stärken.
Darüber hinaus sind lokale Unternehmen entscheidend für die Schaffung von Arbeitsplätzen. Eine Studie des Landesamtes für Statistik zeigt, dass die Arbeitslosenquote in ländlichen Gebieten wie Neukirchen im Vergleich zu städtischen Regionen oft niedriger ist, was durch die stärkere Vernetzung der Gemeinschaft und den Ausbau der Infrastruktur gefördert wird.
Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen
Die Rückkehr von Fachkräften wie Tierarzt Frederik Ranck ist ein Zeichen für die Attraktivität von Neukirchen als Wohnort. Dieser Trend könnte ein Modell für andere ländliche Regionen sein, die Schwierigkeiten haben, medizinisches Personal zu halten oder zu gewinnen. Laut dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland gibt es einen akuten Mangel an Ärzten in ländlichen Gebieten, während sich die Situation in urbanen Zentren oft als weniger problematisch darstellt.
Initiativen wie die Ansiedlung einer Kinderarztpraxis in Neukirchen könnten helfen, diese Lücke zu schließen. Herr Ranck und andere Fachkräfte engagieren sich nicht nur in ihren Berufen, sondern auch in der Gemeinschaft, was die Lebensqualität und das Vertrauen in lokale Dienstleistungen fördert.
– NAG