Chemnitz.
Am 21. September 1994 wurde der erste Welt-Alzheimertag ins Leben gerufen, um auf die Herausforderungen von Menschen mit Alzheimer und deren Angehörigen aufmerksam zu machen. Diese weit verbreitete Form der Demenz, medizinisch als Morbus Alzheimer bezeichnet, stellt nicht nur die Betroffenen, sondern auch deren Familien und Pflegekräfte vor vielfältige Probleme. Sorgen, Ängste und Unsicherheiten sind leider ständige Begleiter im Alltag.
Im Gespräch mit Marcus Hengst von BLICK erklärt Ina Platzer, Pflegekoordinatorin der Stadt Chemnitz, die Bedeutung dieser Erkrankung und die unterstützenden Strukturen, die inzwischen aufgebaut wurden.
Demenz und ihre Auswirkungen
Demenz umfasst eine Vielzahl von Erkrankungen, die zum Verlust der kognitiven Fähigkeiten führen. Alzheimer ist die bekannteste davon, mit zurzeit über 1,8 Millionen Betroffenen in Deutschland, davon mehr als 100.000 in Sachsen und rund 10.000 in Chemnitz. Wichtig ist, dass die Dunkelziffer weitaus höher liegen könnte. Diese Situation hat sich in den letzten Jahren durch die steigende Lebenserwartung und mehr Offenheit in der Gesellschaft geändert, wodurch mehr Menschen über die Erkrankung kommunizieren.
Die Anzeichen einer Alzheimer-Demenz treten oft schleichend auf. Zu Beginn werden alltägliche Dinge wie Namen oder besondere Ereignisse vergessen. Im Laufe der Zeit können sich Gedächtnislücken und Probleme mit der Konzentration bemerkbar machen. Die Betroffenen ziehen sich häufig zurück, was zu einem dramatischen Verlust der Lebensqualität führen kann. Angehörige, die ähnliche Anzeichen bei ihren Verwandten bemerken, sollten einen Arzt aufsuchen – frühzeitige Diagnose ist entscheidend.
Unterstützungsangebote für Betroffene
In Chemnitz hat sich das „DemenzNetz_C(hemnitz)“ etabliert, ein Netzwerk, das seit 2016 aktiv ist und mittlerweile aus 50 Mitgliedern besteht. Diese Organisation bietet eine breite Palette von unterstützenden Dienstleistungen an, von Ergotherapie über verschiedene Pflegehilfen bis hin zu Nachbarschaftshelfern. Eine zentrale Rolle spielt auch die Vermittlung von Informationen an Schlüsselpersonen wie Vermieter und Polizisten, um ein besseres Verständnis für die Erkrankung zu fördern.
Des Weiteren organisiert das Netzwerk regelmäßige Demenzberatungen sowie Veranstaltungen zur Entlastung von Angehörigen. Besonders hervorzuheben ist der jährliche Welt-Alzheimertag, der in Chemnitz immer größerer Beliebtheit erfreut. Das diesjährige Motto „Demenz – Gemeinsam. Mutig. Leben.“ soll die Wichtigkeit von Gemeinschaftsgefühl und Unterstützung betonen.
Trotz des regierenden Stigmas um die Krankheit ist das Ziel des Netzwerks, Demenz langfristig in die Mitte der Gesellschaft zu rücken. Die Fortschritte sind jedoch langsam und betreffen vor allem die Sensibilisierung der Öffentlichkeit, um ein besseres Verständnis für die Erkrankung zu schaffen.
Die Herausforderungen, die mit Alzheimer einhergehen, sind nicht nur emotional belastend, sondern können auch die physische und psychische Gesundheit der Angehörigen beeinträchtigen. Anstelle sich zurückzuziehen, ist es wichtig, Unterstützung in der Community zu suchen. Platzer betont die Bedeutung von gesellschaftlicher Akzeptanz und Inklusion, damit betroffene Menschen und ihre Pfleger nicht im Schatten stehen müssen.
Zusätzlich wird aktiv an der Erforschung von Medikamenten gearbeitet, obwohl momentan keine Therapie die Krankheit heilen kann. In Deutschland wird derzeit überprüft, ob der Antikörper-Wirkstoff Donanemab, der bereits in den USA eingesetzt wird, hierzulande verfügbar sein könnte. Es bleibt abzuwarten, ob und wann diese neuen Optionen den Menschen helfen können.
Die fortwährende Aufklärung über Demenz und Alzheimer wird von der Organisation als essenziell betrachtet, um den Betroffenen und ihren Angehörigen den Zugang zu benötigten Ressourcen zu erleichtern. Das Ziel bleibt klar: Den Menschen mit der Erkrankung und deren Pflegern ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und Akzeptanz zu vermitteln. Denn in der Gemeinschaft lässt sich die Last der Erkrankung besser tragen, und niemand sollte sich allein fühlen in der Konfrontation mit dieser Krankheit.
Für weiterführende Informationen und Hintergründe zu diesem Thema sind aktuelle Berichte und Interviews auf www.blick.de verfügbar.