In der Region Erzgebirge, genauer gesagt in Annaberg-Buchholz, stehen die öffentlichen Verkehrsbetriebe vor einem echten Problem: Es fehlen Busfahrer. Der Regionalverkehr Erzgebirge (RVE) hat deshalb einen ungewöhnlichen Schritt unternommen, um den Nachwuchs zu sichern. Drei junge Männer aus Nepal und Vietnam starten ihre Ausbildung als Busfahrer und bringen frischen Wind in die Branche.
Der RVE hat in den letzten Jahren einen deutlichen Personalmangel festgestellt. Laut Erik Konopka, dem Verkehrsleiter des Unternehmens, müssen in den nächsten zehn Jahren rund 170 Busfahrer altersbedingt ersetzt werden. Diese alarmierende Zahl hat den RVE veranlasst, auch im Ausland nach geeigneten Azubis zu suchen. Zu den neuen Auszubildenden gehören Suman Sigdel aus Nepal sowie die beiden weiteren jungen Männer Pradip Ghimire und Duy Vinh Nguyen aus Vietnam. Diese Entscheidung zeigt einen klaren Trend: Der Mangel an Fachkräften zwingt die Unternehmen, über den Tellerrand hinauszuschauen.
Trotz guter Deutschkenntnisse, die sie zuvor erworben haben, müssen sich die drei jungen Männer an den erzgebirgischen Dialekt gewöhnen. Suman Sigdel erklärt, dass es eine Herausforderung ist, die regionalen sprachlichen Nuancen zu verstehen.
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Die Ausbildung selbst bringt viele Hürden mit sich. Pradip Ghimire betont, dass er und seine Kollegen zahlreiche praktische Übungen absolvieren und Prüfungen ablegen müssen, um sich den Anforderungen des Berufes zu stellen. Insgesamt sind sie auf dem Betriebshof nun mit den verschiedenen Linienbussen und deren Handhabung vertraut, was für sie sowohl aufregend als auch lehrreich ist.
Doch es gibt nicht nur positive Stimmen; der Busfahrer und Verkehrsmeister René Keßler spricht von einer ernsthaften Herausforderung. "Die Leute scheuen sich oft davor, früh aufzustehen oder am Wochenende zu arbeiten", sagt er und ergänzt, dass jeder, der sich für diesen Job interessiert, von großer Bedeutung für das Unternehmen ist. Die Rekrutierung ausländischer Arbeitnehmer ist mittlerweile eine gängige Praxis im deutschen Verkehrssektor. So hat der RVE die Dienste eines Personaldienstleisters in Zwickau in Anspruch genommen, um die bürokratischen Hürden der Anwerbung zu überwinden. Doch nicht nur in Annaberg-Buchholz, auch die Dresdner Verkehrsbetriebe haben diesen Trend erkannt. Um neue Mitarbeiter zu gewinnen, setzen sie Anzeigen gezielt in der tschechischen Sprache ein. Falk Lösch, Sprecher der Dresdner Verkehrsbetriebe, berichtet, dass in Tochtergesellschaften zahlreiche polnische und tschechische Mitarbeiter beschäftigt sind. Allerdings gestaltet sich die Anwerbung von Menschen aus Nicht-EU Ländern als komplizierter, da hier ein erheblicher Verwaltungsaufwand anfällt. Um die nötigen Genehmigungen und Papiere zu beschaffen, sind umfangreiche bürokratische Maßnahmen nötig. Aus diesem Grund setzen die Verkehrsbetriebe in erster Linie auf Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund, die bereits in Deutschland leben. In Zeiten, in denen der Fachkräftemangel in vielen Berufen spürbar wird, ist diese international ausgerichtete Strategie eine wichtige Antwort auf die Herausforderungen, denen sich Unternehmen im deutschen Verkehrssektor gegenübersehen. Ohne Zweifel ist der Integrationsprozess für die neuen Azubis eine Chance, die nicht nur für die jungen Fahrer von Bedeutung ist, sondern auch für die gesamte Branche.Details zur Meldung