Bautzen hat sich kürzlich um ein wichtiges Mobilitätsangebot erweitert: Eine Carsharing-Station wurde eingerichtet. Der Anbieter TeilAuto hat zwei Fahrzeuge, einen Klein- und einen Kompaktwagen, in der Nähe des Polizeireviers auf der Bahnhofstraße zur Vermietung freigegeben. Dies ist das Ergebnis eines engagierten Prozesses, der bereits 2021 begann, als Bürgerinnen und Bürger, Mitglieder des Klimabündnisses und verschiedene politische Vertreter für ein Carsharing-Angebot in Bautzen plädierten. Martin Schmidt, der Regionalleiter von TeilAuto, erläutert den Weg zur Realisierung.
„Es war uns wichtig, potenzielle Nutzerinnen und Nutzer direkt in den Planungsprozess einzubeziehen“, erzählt Schmidt. „Wir organisierten Informationsveranstaltungen und suchten intensiv nach geeigneten Stellplätzen.“ Der konstruktive Austausch mit der Stadtverwaltung war ebenso entscheidend. „Ohne die Unterstützung vor Ort wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen“, betont er. Auch der Bautzener Baubürgermeister Heiko Nowack hebt die Bedeutung eines solchen Angebots für die Stadt hervor, die aktuell mit einem hohen Parkdruck zu kämpfen hat. „Bautzen ist eine Einpendlerstadt, und wir müssen also verschiedene Lösungen anbieten, um den Bedürfnissen unserer Bürger gerecht zu werden“, sagt Nowack.
Die Mobilität von morgen
Für Bautzen stellt die Carsharing-Station die 27. Stadt dar, in der TeilAuto aktiv ist. Die Fahrzeuge können rund um die Uhr über eine App, eine Webseite oder telefonisch reserviert werden. Um die Fahrzeuge nutzen zu können, müssen die Interessierten jedoch zunächst eine einmalige Registrierung auf teilauto.net vornehmen. Die Mindestmietdauer beträgt eine Stunde, und Nutzer können auch mehrere Wochen buchen. Dies lässt auf eine flexible Nutzung schließen, die sich gut in den Alltag integrieren lässt.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit des Projekts. „Wir starten klein und passen uns dann der Nachfrage an“, erklärt Schmidt. In Görlitz, wo TeilAuto bereits vertreten ist, dauerte es drei Jahre, bis das Angebot auf drei Fahrzeuge ausgeweitet werden konnte. Dies zeigt, dass Carsharing auch in kleineren Städten Zeit braucht, um Fuß zu fassen. Ein bemerkenswerter Punkt ist die Entscheidung für Verbrennerautos in Bautzen. Laut Schmidt war es wirtschaftlich nicht möglich, von Beginn an Elektromobile anzubieten, wenngleich das langfristige Ziel besteht, bis 2030 eine vollständig elektrische Flotte zu betreiben.
- Carsharing unterstützt die Reduktion von individuellen Fahrzeugen und trägt zur Entlastung des Straßenraums bei.
- Im Durchschnitt kann ein Carsharing-Auto zwischen acht und zehn private Pkw ersetzen.
- Besonders für Menschen, die weniger als 14.000 Kilometer im Jahr fahren, lohnt sich das Angebot.
- Im ländlichen Raum kann Carsharing für viele Familien eine sinnvolle Alternative zum Zweitwagen darstellen.
Die Entscheidung, die Carsharing-Station in Bautzen einzurichten, ist nicht nur für die unmittelbaren Nutzer von Bedeutung, sondern zeigt auch eine breitere Entwicklung in Richtung nachhaltiger Mobilität. „Das Carsharing-Modell stellt eine wichtige Ergänzung zu bestehenden Verkehrsangeboten dar und könnte insbesondere für Pendler von Vorteil sein“, stellt Stadträtin Andrea Kubank von der Linkspartei fest. Ihr gemeinsamer Antrag mit der SPD und den Grünen hat maßgeblich zur Genehmigung des Projekts beigetragen.
Zukünftige Perspektiven für Bautzen
Diese Initiative ist ein Schritt in die richtige Richtung, weg von einer rein autogeschützten Mobilitätskultur hin zu einem diversifizierten Ansatz, der es den Bautzenern ermöglicht, ihre Mobilitätsbedürfnisse auf nachhaltige Weise zu erfüllen. Die Carsharing-Station könnte auch als Modell für andere Städte dienen, die ähnliche Herausforderungen im Bereich der Mobilität meistern möchten. Indem sich die Bürger und die Stadtverwaltung gemeinsam für alternative Mobilitätsformen engagieren, wird ein weiterer Schritt in eine nachhaltige Zukunft gegangen. Die Entwicklungen in Bautzen könnten durchaus Schule machen und als Beispiel dienen, wie Gemeinschaftsprojekte in der lokalen Verkehrspolitik erfolgreich umgesetzt werden können.
Die Entwicklung des Carsharing in Deutschland
Carsharing hat in Deutschland in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Bereits seit den 1990er Jahren gibt es erste Initiativen zur gemeinschaftlichen Nutzung von Fahrzeugen, doch in den letzten Jahren hat sich der Markt stark professionalisiert. Mit der steigenden Zahl von Carsharing-Anbietern und der wachsenden Akzeptanz bei der Bevölkerung hat sich das Konzept weiter entwickelt, insbesondere in urbanen Räumen. Laut dem Bundesverband Carsharing nutzten im Jahr 2020 rund 2,5 Millionen Menschen Carsharing-Angebote in Deutschland. Diese Zahl zeigt einen kontinuierlichen Anstieg des Interesses und der Nutzungsrate.
Bedeutung und Nutzen von Carsharing
Carsharing bietet sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile. Den Nutzern ermöglicht es eine flexible Mobilität ohne die finanzielle Belastung eines eigenen Fahrzeugs. Besonders in Pendlerstädten wie Bautzen kann Carsharing eine sinnvolle Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr darstellen. Zudem tragen Carsharing-Fahrzeuge zur Reduzierung von Verkehr und Emissionen bei. Eine Studie des Wuppertal Instituts ergab, dass der Zugang zu Carsharing-Autos einen erheblichen positiven Einfluss auf die Umwelt hat, insbesondere in Bezug auf die Reduzierung von CO2-Emissionen.
- Ökonomische Entlastung: Carsharing ist besonders vorteilhaft für jene, die das Fahrzeug nicht regelmäßig benötigen.
- Umweltschutz: Jedes Carsharing-Auto ersetzt im Durchschnitt 8-10 Privatfahrzeuge.
- Flexible Nutzung: Nutzer können Fahrzeuge je nach Bedarf mieten, was eine hohe Flexibilität bietet.
Die Rolle der Stadtverwaltung und der Gemeinschaft
Besonders erwähnenswert ist die Rolle der Stadtverwaltung und des Engagements der Bürger in Bautzen. Ohne die Unterstützung der lokalen Behörden und das aktive Mitwirken der Bürgerinnen und Bürger wäre das Carsharing-Projekt möglicherweise nicht zustande gekommen. Die Kooperation zwischen TeilAuto, der Stadt und den Anwohnern verdeutlicht, wie gemeinschaftliches Engagement und politische Unterstützung zusammenwirken können, um innovative Lösungen für Mobilitätsprobleme zu schaffen.
Die Initiativen, die 2021 ins Leben gerufen wurden, sind ein positives Beispiel dafür, wie Bürger und Kommunalpolitik Hand in Hand arbeiten können, um die Lebensqualität in der Stadt zu verbessern und umweltfreundlichere Alternativen zu fördern.
– NAG