Wittenberg

Theater für Jugendliche: Gefühle zu Terror und Krieg auf der Bühne!

Ein emotionale Theaterwerkstatt in einer Leipziger Kirche bietet Jugendlichen die Chance, ihre Gefühle zu Terror und Krieg zu verarbeiten, während die israelische Kompanie Mishkafayim ihr bewegendes Stück "What now?" präsentiert – ein Aufruf zur Empathie und zum besseren Verständnis der aktuellen Situation in Israel!

Ein warmer Septembernachmittag in Leipzig. Während die letzten warmen Sonnenstrahlen draußen scheinen, herrscht im Theater Schille, einer ehemaligen Kirche, eine angenehme Kühle. Rund 20 Jugendliche sitzen in einem Halbkreis auf dem Bühnenparkett, ihre Gesichter zeigen Konzentration. Sie sind Teil eines Theater-Workshops, der von der israelischen Theaterkompanie Mishkafayim und dem »Theaterverein K« organisiert wird. Ziel ist es, eine Szene zu schreiben, die später unter Anleitung des Schauspielers Alon Getzovich aufgeführt wird.

Die Aktivitäten von Mishkafayim beschränken sich jedoch nicht nur auf die kreative Arbeit mit Jugendlichen. Die Truppe bringt auch das Stück „What now?“ mit, das speziell für ein junges Publikum gedacht ist. Die Aufführungen finden an mehreren Abenden im Leipziger Ariowitsch-Haus statt, das die Theaterreise unterstützt, sowie in Wittenberg. Die Fördermittel stammen vom ConAct – Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch und dem Bundesfamilienministerium.

Die Thematik des Stücks

„What now?“ behandelt die hochaktuellen Themen von Terror und Krieg, insbesondere aus der Perspektive zweier Teenager. Diese jugendlichen Charaktere finden sich in einem Bombenschutzraum wieder, als sie unerwartet von einem Angriff der Hamas überrascht werden. Die Geschichte konfrontiert sie und das Publikum mit schmerzhaften Gefühlen der Hilflosigkeit und Angst.

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Der Autor Roee Lahav Feinmesser, der auch als Lehrer tätig ist, schrieb das Stück etwa einen Monat nach dem schrecklichen Angriff am 7. Oktober. „Ich wollte etwas tun, um mit dieser Situation umzugehen, um Hilfe anzubieten,“ erklärt er und beschreibt, wie die Idee für das Stück seinen Ursprung fand. Das Ensemble, das oft vor Schülern auftritt, hat das Ziel, Kindern und Jugendlichen bei der Verarbeitung ihrer Emotionen zu helfen.

„Es handelt sich nicht um ein politisches Theaterstück, sondern fokussiert sich auf das, was die Jugendlichen fühlen“, sagt Feinmesser weiter. Die Charaktere in „What now?“ haben keinen Einfluss auf die Geschehnisse; sie müssen die Realität akzeptieren und durchleben. Diese Darstellungen bieten jungen Menschen einen Raum, um ihre Empfindungen zu äußern.

Therapeutische und bildende Absichten

Regisseur Getzovich und das gesamte Ensemble betonen die heilende Kraft des Theaters. „Kunst kann uns helfen, schwierige Ereignisse im Leben auszudrücken und zu verarbeiten“, sagt er. Seine Kollegin Mia Tzuriely, die die weibliche Hauptrolle spielt, unterstreicht, wie wichtig es ist, Kindern zu zeigen, dass sie mit ihren Ängsten nicht allein sind: „Es ist in Ordnung, über unsere Gefühle zu sprechen“, fügt sie hinzu und verweist auf die Notwendigkeit, auch in schweren Zeiten das Leben weiterhin zu genießen.

Nach der Premiere in Israel vor rund 60 Tagen hat das Ensemble das Stück mehrfach an Schulen aufgeführt, oft auch in tatsächlichen Schutzräumen, was die Brisanz der Themen nochmals unterstreicht. Die Reaktionen des Publikums in Israel waren überwiegend positiv, und die Jugendlichen berichteten, dass das Stück ihnen hilft, die schwierigen Ereignisse zu verarbeiten.

Im Gegensatz zu den Rückmeldungen aus Israel ist die Intention der Aufführungen in Deutschland viel mehr darauf ausgerichtet, Wissen zu verbreiten und Empathie zu fördern. Schauspielerin Mai macht darauf aufmerksam, dass das Publikum in Deutschland oft anders auf das Stück reagiert, als es dies in Israel tut. „Für viele hier ist das Thema noch weit weg oder wird nicht beeinflusst wie bei uns“, erklärt sie. Diese unterschiedliche Wahrnehmung ist eine der Herausforderungen, denen sich die Theatergruppe gegenübersieht.

Der Workshop in Leipzig zeigt, dass Theater nicht nur zur Therapie dient. Die Jugendlichen entwickeln ihre eigenen Geschichten, die dann inszeniert werden. Ein Beispiel ist der Monolog über ein vergessenes Risotto, das im Stil von „Chicago“ dargestellt wird. „Theater kann beiden Seiten– heilen und Spaß machen“, sagt einer der Workshops-Teilnehmer abschließend.

Um mehr Informationen über die künstlerischen Projekte der Mishkafayim-Gruppe zu erhalten, kann man deren Instagram-Profil besuchen: www.instagram.com/mishkafayimt.

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