Wittenberg, eine Stadt, die für ihre bedeutende Rolle in der Reformation bekannt ist, hat trotz der Schließung des Lutherhauses aufgrund von Renovierungsarbeiten eine spannende Sonderausstellung im Augusteum eröffnet. Die Ausstellung trägt den Titel „Buchstäblich Luther. Facetten eines Reformators“ und wird bis Januar zu sehen sein. Diese Initiative zielt darauf ab, die wichtigsten Exponate der Luthermuseen während der Renovierung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Im Augusteum können Besucher unter anderem die originale Predigtkanzel von Martin Luther bewundern. Hierfür wurde auch ein Humpen ausgestellt, der Luther, einem bekanntem Liebhaber von Bier, zugeschrieben wird. Besonders hervorzuheben ist das zeitgenössische Spottbild, das Luther als übergewichtigen Mann darstellt, der seinen großen Bauch auf einer Karre schiebt, was auf die manchmal kritische Wahrnehmung seiner Figur hinweist.
Renaissance-Kunst und reformatorische Ideen
Zusätzlich zur Ausstellung im Augusteum findet sich in der Nähe das Melanchthonhaus, wo die Präsentation „Cranach zu Gast bei Melanchthon“ gezeigt wird. Diese Sonderschau stellt Werke aus der Cranach-Werkstatt aus, die unter der Leitung von Lucas Cranach dem Älteren und seinem Sohn, Lucas Cranach dem Jüngeren, entstanden sind. Diese Künstler waren eng mit der Reformation verbunden und halfen, den Menschen im frühen 16. Jahrhundert über eindrucksvolle Bilder Zugang zu den reformatorischen Ideen zu verschaffen.
Besonders eindrucksvoll ist die Zehn-Gebote-Tafel, die kunstvoll darstellt, was Christen vermeiden sollten, wie etwa Töten, Stehlen oder Ehebruch. Außerdem umfasst die Ausstellung Porträts von Reformatoren und die von Cranach dem Älteren illustrierte erste Bibelübersetzung Luthers, die 1522 in Wittenberg gedruckt wurde und einen entscheidenden Einfluss auf die Verbreitung reformatorischer Gedanken hatte.
Die Schau bietet nicht nur eine bildliche Darstellung theologischer Inhalte, sondern enthält auch spöttische Illustrationen, wie die satirische Darstellung „Der Papstesel“, die Luthers und Melanchthons Kritik an der römischen Kirche veranschaulicht. Diese Kunstwerke laden die Besucher ein, sich mit der ergreifenden Geschichte der Reformation auseinanderzusetzen und dabei sowohl die Ernsthaftigkeit der Ideen als auch den humorvollen Umgang damit zu entdecken.
Das Melanchthonhaus befindet sich in der Collegienstraße 60 in Wittenberg. Die Öffnungszeiten variieren je nach Saison: Im Zeitraum von April bis Oktober ist das Haus täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, während im Zeitraum von November bis März von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden kann. Der Eintritt beträgt 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro, und beinhaltet den Zugang zur Sonderschau.
Für weitere Informationen zur Ausstellung und den Öffnungszeiten wurden am 25. Januar interessante Ausführungen auf www.mz.de veröffentlicht, die sowohl Kunst- als auch Geschichtsinteressierten einen tieferen Einblick in diese bedeutende Epoche und ihre Darstellungen bieten.