Wittenberg

Freizeitgeschenk oder Feiertagsverlust? Der arbeitsfreie Samstag der DDR!

Im Jahr 1967 präsentierte die DDR eine radikale Veränderung: Der arbeitsfreie Samstag wurde offiziell eingeführt! „Heute nun ist es soweit, meine Damen und Herren“, verkündete die „Aktuelle Kamera“ und die DDR-Bürger feierten den erstaunlichen Gewinn an Freizeit, von Freitagabend bis Sonntagabend, als eine beeindruckende soziale Errungenschaft. Historiker Peter Maser beschreibt das als ein „gewaltiges Zugeständnis“ an eine Bevölkerung, die nach dem Mauerbau von 1961 unter schweren Traumata litt. Der Sonnabend, einst ein gewöhnlicher Arbeitstag, erfuhr nun einen spektakulären Wandel!

Ein Tauschgeschäft der SED

Doch diese neue Freiheit kam nicht ohne Preis! Die SED stellte klar: Im Rahmen der Einführung der Fünftagewoche musste entweder die Arbeitszeit verlängert werden oder es sollten Feiertage gestrichen werden! Walter Ulbricht, der Parteichef, verkündete auf dem VII. Parteitag im Sommer 1967, dass die tägliche Arbeitszeit um eine halbe Stunde verlängert werden müsse, um eine wirkliche Fünf-Tage-Woche zu etablieren. Darüber hinaus wurden mehrere Feiertage als arbeitsfreie Tage abgeschafft, darunter der Reformationstag, der Ostermontag, Himmelfahrt und der Buß- und Bettag!

Die Entscheidung, diese Feierlichkeiten abzulehnen, wurde mit ökonomischen Überlegungen untermauert; Brückentage hatten die Wochenstruktur in der DDR oft erschüttert. „Fünf Feiertage wurden letztlich gestrichen, um dem Volk das Geschenk des arbeitsfreien Samstags zu offerieren und gleichzeitig den Einfluss der Kirche zurückzudrängen“, erklärt Historiker Stefan Wolle. Der Reformationstag, der noch 1967 gefeiert wurde, verschwand dennoch aus dem gesetzlichen Kalender der DDR.

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Widerstand der Evangelischen Kirche

Der Widerstand der Kirchenhierarchen blieb mindestens gedämpft. Sie äußerten „den beklagenswerten Eingriff ins kirchliche Leben“, akzeptierten letztendlich jedoch den Verlust der weniger bedeutenden Feiertage. Für die Lutheraner blieb der Reformationstag ein Feierntag, an dem viele dennoch Gottesdienste besuchten. Nach der Wiedervereinigung 1990 feierte der Reformationstag ein Comeback als gesetzlicher Feiertag in Ostdeutschland und ist seit 2018 auch in mehreren westdeutschen Bundesländern analog anerkannt. Ein beeindruckender Wandel von einem fest etablierten Feiertag zu einem Staat, der die religiöse Tradition an den Rand drängt!

Quelle/Referenz
mdr.de

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