In einer besonderen Feier zum 500-jährigen Jubiläum des Evangelischen Gesangbuchs lädt die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) alle Interessierten zu zwei Kinderchortagen ein, die am 31. August in Erfurt und am 3. September in Wittenberg stattfinden werden. Diese Ereignisse stehen unter dem Motto „Lieder für uns! 500 Jahre Evangelisches Gesangbuch“ und versprechen ein spannendes Programm für Kinder und Familien. Jeder Ort wird etwa 300 Kinder anziehen, die gemeinsam singen und musizieren.
Der Hintergrund für diese Veranstaltungen ist der historische Moment im Jahr 1524, als die ersten evangelischen Gesangbücher veröffentlicht wurden. In Erfurt, Wittenberg und Nürnberg erlebte die kirchenmusikalische Praxis einen grundlegenden Wandel. Christine Cremer, die Landeskantorin der EKM, hebt hervor, dass das Singen und der Glaube seit jeher eng miteinander verbunden sind. Sie erklärt: „Es ist unsere Aufgabe, dieses Geschenk an unsere Kinder weiterzugeben und sie damit vertraut werden zu lassen.“
Programm und Höhepunkte der Kinderchortage
Das Programm an beiden Tagen umfasst ein Willkommenssingen, zahlreiche Proben, eine digitale Schnitzeljagd sowie die Abschlusskonzerte, bei denen auch Bands und Überraschungsgäste auftreten werden. Diese interaktiven Elemente sollen dazu beitragen, den Kindern nicht nur die Freude am Singen zu vermitteln, sondern auch eine Verbindung zur kirchlichen Gemeinschaft herzustellen.
In Erfurt wird der Kinderchortag am 31. August von 10 bis 15.30 Uhr in der Thomaskirche stattfinden, gefolgt von einem öffentlichen Abschlusskonzert um 15.30 Uhr. In Wittenberg wird das Event am 3. September für die Kinder von 9 bis 16 Uhr in der Stadtkirche abgehalten, bevor um 14.30 Uhr das Abschlusskonzert beginnt.
Die Bedeutung des Gesangbuchs
Die Einführung des Evangelischen Gesangbuchs vor 500 Jahren markiert einen entscheidenden Moment in der Geschichte des Gesangs im Gottesdienst. Mit den ersten Gesangbüchern stellte sich der Wandel vom Vorsingen zum Mitsingen in den Gottesdiensten ein. Dies förderte nicht nur die aktive Teilnahme der Gemeinde, sondern breitete auch die Idee aus, den Glauben durch Gesang zu verbreiten, und das vor allem aus Mitteldeutschland heraus.
Christine Cremer hebt zudem das positive Zusammenspiel zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen hervor. Solch ein gemeinsames Engagement ist das, was die Veranstaltungen so besonders macht. Es geht darum, die Tradition des gemeinsamen Singens an eine neue Generation weiterzugeben und Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren aus Gemeinden, Schulen und ihren Familien in dieses bedeutende Erbe einzuführen.
Mit dieser Initiative zeigt die EKM nicht nur einen Rückblick auf die vergangenen 500 Jahre, sondern auch eine Vorwärtsbewegung, um den Kindern das Singen und den Glauben näherzubringen. Die Zusammensetzung von Chören, die Vielfalt der Musik und die Einbindung von digitalen Elementen in die Angebote spiegeln die Dynamik der modernen Kirchenkultur wider.
Insgesamt wird das Event nicht nur eine Feier des Gesangs sein, sondern auch eine wertvolle Lernerfahrung für die teilnehmenden Kinder bieten. Die Möglichkeit, in einer Gemeinschaft zu singen und die kirchlichen Traditionen zu erleben, trägt dazu bei, das lebendige Erbe der evangelischen Musik weiterzuführen und den Kinderen ein Gefühl der Verbundenheit und Identität in der Glaubensgemeinschaft zu vermitteln.
Eine bleibende Tradition
Diese Kinderchortage sind mehr als nur ein einmaliges Ereignis. Sie sind ein Schritt in die Zukunft, indem sie Kindern den Zugang zu einer tief verwurzelten Tradition ermöglichen. Durch die Lieder, die im Evangelischen Gesangbuch zu finden sind, werden nicht nur die Worte, sondern auch die Geschichten und Werte weitergegeben, die über Jahrhunderte geprägt wurden. So wird das Erbe des Gesangbuches lebendig gehalten und an die kommenden Generationen weitergegeben.
Die Bedeutung des Gesangbuchs in der evangelsichen Tradition ist tief verwurzelt und geht weit über die musikalische Praxis hinaus. Der Gesang spielt eine zentrale Rolle im gottesdienstlichen Leben und fördert die Gemeinschaft unter den Gläubigen. Mit den ersten Gesangsbüchern wurde eine neue Form des gemeinschaftlichen Glaubensausdrucks geschaffen, die bis heute in den Kirchen Europas eine bedeutende Stellung einnimmt. Diese Tradition der Singgemeinschaft liegt nicht nur in der Praxis des Gottesdienstes, sondern ist auch ein kulturelles Erbe, das die evangelische Identität prägt.
Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Musik im evangelischen Glauben weiterentwickelt und diversifiziert. Der Einfluss von Komponisten wie Johann Sebastian Bach und vielen anderen prägte die Kirchenmusik entscheidend. Bach wurde oft als der „fürstliche Musiker“ bezeichnet und seine Werke wie die „Matthäuspassion“ und „Johannespassion“ haben die kirchenmusikalische Praxis revolutioniert. Viele seiner Kompositionen sind bis heute Bestandteil des Repertoires in evangelischen Kirchen weltweit und belegen den zeitlosen Wert der musikalischen Anbetung.
Einfluss der Digitalisierung auf die Kirchenmusik
Die Veranstaltung „Lieder für uns! 500 Jahre Evangelisches Gesangbuch“ nutzt auch moderne Technologien wie digitale Schnitzeljagden, um jüngere Generationen anzusprechen. Die Integration digitaler Formate in kirchliche Veranstaltungen zeigt, wie sich die Evangelische Kirche an die sich verändernden Bedürfnisse und Lebensweisen von Kindern und Jugendlichen anpasst. Digitalisierung wird zunehmend genutzt, um die Reichweite und den Einfluss von Kirche und Glauben zu erhöhen und um traditionelle Praktiken zu modernisieren.
Darüber hinaus könnten digitale Plattformen die Möglichkeit bieten, den Austausch von Liedern und Ideen über regionale Grenzen hinweg zu fördern. Die Nutzung sozialer Medien kann jüngere Menschen dazu motivieren, sich mit ihrem Glauben auseinanderzusetzen und aktiv an der Gestaltung der Gemeinde teilzunehmen.
Die Rolle der Chormusik in der Gesellschaft
Chormusik hat nicht nur eine religiöse, sondern auch eine soziale Dimension. In vielen Gemeinschaften dienen Kinderchöre als Katalysatoren für soziale Interaktion und ein Gefühl der Zugehörigkeit. Viele dieser Chöre bieten nicht nur Gesangsunterricht, sondern auch die Möglichkeit, Freundschaften zu knüpfen und Fähigkeiten in Teamarbeit und Disziplin zu entwickeln. Das gemeinsame Singen fördert zudem die emotionale Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern, da es eine Form des Selbstausdrucks und der Kreativität darstellt.
Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland fördert mit diesen Kinderchortagen nicht nur die musikalische Bildung, sondern auch die sozialen Kompetenzen und das Gemeinschaftsgefühl der teilnehmenden Kinder. Diese Erfahrungen tragen zur Bildung einer positiven und aktiven Glaubensgemeinschaft bei, die auch in der Zukunft Bestand haben kann.
– NAG