Kondenswasser tropft unbarmherzig von den Wänden der stark frequentierten Fleischerei in Mücheln, wo Fleischermeister Marcel Schreiber einen schweren Rindskopf auf dem Hackblock ablegt. Der Arbeitstag beginnt für diesen engagierten Handwerker bereits um drei Uhr morgens und endet erst nach 18:30 Uhr – und das, obwohl Feierabend ein unerreichbarer Traum bleibt! Denn der Schnaps fehlt ihm, denn die Bürokratie hat für einen regelrechten Papierkrieg gesorgt!
Schreiber kann ein Lied davon singen: Neben der frischen Fleischverarbeitung muss er für jedes Rind akribisch Papiere ausfüllen. Seit seiner Betriebsgründung im Jahr 2012 hat sich der Bürokratieaufwand ins Unermessliche gesteigert. „Ich habe 70 bis 80 Stunden pro Woche zu arbeiten, und dann kommt noch die Schreibbürokratie dazu“, klagt er. Für jeden Arbeitsschritt, sei es die Reinigung oder die Rindermeldung, sind penible Protokolle Pflicht, wobei das administrative Chaos früher nur 20 Minuten seiner Zeit in Anspruch nahm – heute sind es über eine Stunde!
Die Bürokratie frisst die Arbeitszeit!
Schreiber ist kein Einzelfall! Auch in der Gebäudereinigung in Halle sieht sich Geschäftsführerin Kathleen Berngruber täglich mit dem wachsenden Bürokratie-Dschungel konfrontiert. Ihre regulären Arbeitszeiten von sieben bis 19:30 Uhr zwingen sie dazu, die Bürokratie im Schach zu halten, während sie nach wie vor das Tagesgeschäft leitet. „Die Richtlinien und Gesetze werden immer verworrener“, berichtet die Chefin. Besonders ärgerlich: Die elektronische Krankschreibung, die anfangs für Entlastung sorgen sollte, hat nur neue Aufgaben auf ihre Schultern geladen und lässt sie mit zeitaufwendigen Kontrollen zurück.
Der Frust ist groß! „Man hat das Gefühl, dass man einfach niemals fertig wird“, erklärt Berngruber. Auch die Einführung von ESG-Richtlinien, die dokumentieren, wie viel Wasser verbraucht wird, ziehen deutliche Ressourcen vom operativen Geschäft ab. Das alles hat massive Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit der Betriebe, wo die Mitarbeiter im Fokus stehen sollten.
Hoffnung auf Erleichterung von Seiten der Politik
Das Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt hat die Probleme erkannt und arbeite daran, bürokratische Hürden abzubauen. „Uns ist bewusst, dass bürokratische Belastungen im Handwerk eine Herausforderung darstellen können“, teilt eine Sprecherin mit. Ein neues Gesetz der Bundesregierung könnte Erleichterung bringen, indem Aufbewahrungsfristen verkürzt werden, aber der Weg scheint noch lang – vor allem angesichts der vielen Vorschriften der Europäischen Union.
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