Die Geschichte des Magdeburg-Attentäters Taleb Al-Abdulmohsen ist gespickt mit unglaublichen Wendungen und alarmierenden Hinweisen, die schon lange hätten registriert werden müssen. Seine ehemaligen Kollegen haben Bände gesprochen über die Zweifel an seiner medizinischen Qualifikation. Die "Mitteldeutsche Zeitung" berichtet, dass er unter Kollegen den Spitznamen "Dr. Google" trug, da er vor jeder Diagnose im Internet nachgeschaut habe, was seinem Ansehen unter Medizinern natürlicher Weise nicht zuträglich war. Mehrfach mussten Patienten aus Sicherheitsgründen abgewiesen werden, da sie befürchteten, er könne ihnen durch Missverständnisse aufgrund mangelhafter Deutschkenntnisse schaden.
Eine Krankenschwester, die mit ihm arbeitete, äußerte harsche Kritik: „Es gab ständig Beschwerden bei anderen Ärzten und Vorgesetzten wegen Taleb A.“, berichtete sie dem "FOCUS Online". Trotz zahlreicher Beschwerden und Gefährdungen blieb A. in seiner Position. Besonders skandalös: In einer Klinik wurde ihm untersagt, Patienten zu behandeln, nachdem er mit falschen Medikamenten deren Leben in Gefahr gebracht hatte.
Die fatale Todesfahrt von Magdeburg
Die Tragödie nahm ihren Lauf, als Al-Abdulmohsen am 20. Dezember mit einem SUV einen Weihnachtsmarkt in Magdeburg durchfuhr. Ein unfassbarer Vorfall, bei dem die Sicherheitsmaßnahmen offensichtlich versagten, da eine mobile Absperrung, wie von der Landesinnenministerin Tamara Zieschang erläutert, fehlte, was es ihm ermöglichte, die Fahrzeugeinfahrt zu nutzen. Diese Sicherheitslücke hätte im Vorfeld besser koordiniert werden müssen, betonte Zieschang in einer Sitzung nicht ohne Grund. Die Nachricht von einem fehlenden Absperrfahrzeug lässt viele den Kopf schütteln, so berichtete die Mitteldeutsche Zeitung.
Radikale Gedanken und ein Testament
Es ist kaum zu glauben: In seinem Fahrzeug fanden Ermittler ein Testament, in dem Al-Abdulmohsen vermachte, dass sein gesamtes Vermögen dem Deutschen Roten Kreuz zufallen solle. Politische Botschaften fehlten in dem Dokument, wie "Spiegel" herausfand. Interessanterweise hatte er den BMW bereits am 11. Dezember angemietet, über eine Woche vor dem Anschlag, was darauf hindeutet, dass die Tat geplant war. Am 12. Dezember gab er aus seinem Hotelzimmer ein Video-Interview für einen islamfeindlichen US-Blog, in dem er für Elon Musk und Alex Jones schwärmte. Die Ermittlungen ergaben zudem, dass Al-Abdulmohsen in den Jahren vor der Tat zunehmend in rechtsextreme Kreise abgedriftet war, wie Thüringens Verfassungsschutzpräsident Stephan Kramer im "Redaktionsnetzwerk Deutschland" erklärte.
Kramers Einschätzung, dass trotz der Möglichkeit einer psychischen Erkrankung eine wachsende Radikalisierung nach rechts zu beobachten sei, lässt Fragen nach der Sicherheit und Überwachung solcher Entwicklungen laut werden. Taleb Al-Abdulmohsen ging es offenbar um mehr als eine Tat: Er wollte einen Punkt setzen, der viele fragend zurücklässt. Diese Meinung teilt auch t-online in ihren ausführlichen Berichten.
In einem Akt der Solidarität formierten am Wochenende nach der Tat hunderte Menschen auf dem Alten Markt in Magdeburg eine Menschenkette, um der Opfer zu gedenken und sich gegen Hetze und rechte Vereinnahmung zu positionieren. Die Veranstaltung unter dem Motto "Gib Hass keine Chance" zeigte eindrucksvoll: Auch in schwierigen Zeiten steht die Gemeinschaft zusammen.
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