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Das Quedlinburger Einhorn kehrt zurück: Mythos wird lebendig!

Das Quedlinburger Einhorn kehrt endlich zurück in seine Heimat: Ein engagierter Verein plant, das spektakuläre Skelett, das 1663 entdeckt wurde und einst Otto von Guericke und Leibniz zu Fabeln inspirierte, wieder in der Welterbestadt aufzustellen und damit Geschichte und Tourismus neu zu beleben!

In Magdeburg steht eine interessante Rekonstruktion des Quedlinburger Einhorns. Das Skelett, das über zwei Meter hoch ist und nahtlos aus massiven Knochen und Beinen gefertigt wurde, findet man im Museum für Naturkunde. Es wurde ursprünglich vor mehr als 20 Jahren für eine Ausstellung erstellt und fasziniert die Besucher. Michael Buchwitz, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums, führt aus, dass dieses Skelett auf Zeichnungen basiert, die im 17. und 18. Jahrhundert entstanden sind. Eine solche Illustration fand sich in dem Buch „Protogaea“ des Gelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz, das 1759 veröffentlicht wurde.

Die Zeichnungen bauten auf bemerkenswerten Knochenfunden auf, die in der Nähe von Quedlinburg entdeckt wurden. 1663 stießen Arbeiter in einem nahegelegenen Gips-Steinbruch in den Seweckenbergen auf große, ungewöhnlich geformte Knochen, darunter einen Schädel, der einem Pflanzenfresser mit einem langen Horn ähnelte, sowie zahlreiche weitere Knochen. Heutzutage glaubt man, dass es Reste von Tieren wie Mammuts und Wollnashörnern sind, die vor Jahrtausenden lebten, aber damals glaubte man an Einhörner, was die Wissenschaftler zur Untersuchung veranlasste.

Rückkehr des Einhorns nach Quedlinburg

Jetzt, rund 360 Jahre nach dem bemerkenswerten Fund, plant eine Gruppe von Historikern unter der Führung von Bernd Junghans, das Quedlinburger Einhorn zurück an seinen Ursprungsort zu holen. Der Verein, den Junghans gegründet hat, sieht es als wichtig an, die Geschichte und den Mythos des Einhorns nicht nur zu dokumentieren, sondern auch die Einheimischen für ihre eigene Geschichte zu sensibilisieren. Eine neue Rekonstruktion soll direkt in Quedlinburg aufgestellt werden, um sowohl Touristen als auch die lokale Bevölkerung anzuziehen.

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Junghans, der erst vor eineinhalb Jahren nach Quedlinburg zog, ist erstaunt, wie wenige Einheimische von der Einhorn-Geschichte wissen. „Ich war baff“, äußert er sich über seine Erlebnisse. Es gibt kaum Dokumentationen vor Ort, die die spannende Geschichte zeigen. Am historischen Fundort selbst gibt es zwar eine Informationstafel, die auf die geologische Geschichte und die Einhornlegende hinweist, jedoch ist das Gelände stark zugewuchert und kaum noch als Steinbruch erkennbar.

Das Skelett kommt aus Osnabrück

Für die Realisierung des Projektes benötigte der Verein jedoch ein Skelett des Quedlinburger Einhorns, da das Museum in Magdeburg sein Exemplar nicht abgeben möchte. Glücklicherweise stieß man in Osnabrück auf eine ähnliche Nachbildung, die dort ursprünglich für eine Ausstellung entstanden war, jedoch seit einiger Zeit im Depot lagerte. Der Verein „VerEinhorn“ erwarb das Skelett und ließ es in Quedlinburg ankommen. Nach dem Transport war die Erleichterung groß: Das Einhornskelett war unversehrt und bereit, der Öffentlichkeit präsentiert zu werden.

„Wir wollen das Teil natürlich aufstellen und die historische Geschichte präsentieren“, freut sich Junghans. Er hat sogar noch kreative Ideen für Souvenirs und kinderfreundliche Animationen, die das Einhorn für Familien attraktiv machen sollen. Das Ziel ist es, das Einhorn im Stadtzentrum bekannt zu machen, vielleicht sogar durch einen Umzug, um das Interesse der Bürger zu wecken.

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Missverständnisse über die Geschichte

Es gibt auch historische Anekdoten, die die Faszination um das Quedlinburger Einhorn erklären. 1701 wurde 38 Jahre nach dem ersten Fund ein weiteres Horn ausgegraben, was den Menschen damals wahrscheinlich den Gedanken in den Kopf setzte, dass das Einhorn ein reales Tier gewesen sein könnte. Historiker und Naturwissenschaftler Otto von Guericke sowie Leibniz festigten die Legende und die geschichtliche Bedeutung dieses Fundes durch deren wertvolle Rekonstruktionen. Michael Buchwitz bezeichnet Leibniz‘ Zeichnung als die älteste Rekonstruktion eines ausgestorbenen Tieres, ein mutiger Versuch, das unbekannte Tier aus den gefundenen Überresten zusammenzufügen – eine wahre Pionierleistung.

Bevor die Pläne für das Einhorn abgeschlossen werden können, sind noch einige Herausforderungen zu meistern. Ein passender Wagen für den Umzug und das Podest für das Einhorn fehlen derzeit noch. Der Umzug ist vorerst verschoben, und die Quedlinburger Bewohner müssen sich noch etwas gedulden, um ihr Einhorn wiederzusehen. Für die Vereinsmitglieder ist dies jedoch nur ein kleiner Rückschlag auf dem Weg, die Herkunft dieses ungewöhnlichen Geschöpfs näher zu erforschen und den interessierten Besuchern näherzubringen.

Mehr Details zu diesem Thema sind auf www.mdr.de zu finden.

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