Im malerischen Harz, genauer gesagt in Wernigerode, sind Archäologen derzeit tief in die geschichtlichen Geheimnisse des ehemaligen Klosters Himmelpforte eingetaucht. Dabei kommen beachtliche Funde ans Licht, die auf die beeindruckende Vergangenheit dieser historischen Stätte hinweisen. Projektleiter Felix Biermann vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt äußerte sich begeistert über die Ergebnisse, die die Fachleute bisher gesammelt haben.
Die Grabungen haben bereits Teile der gotischen Kirche des Klosters freigelegt, die einst als dreischiffige Pfeilerbasilika imponierte und eine Länge von mindestens 40 Metern aufwies. „Die sehr gut erhaltenen Steinplatten- und Ziegelfußböden zeigen eine beeindruckende Qualität“, sagte Biermann, während er die Spuren mehrerer Umbauten des Gotteshauses erläuterte. Diese Entdeckungen eröffnen neue Perspektiven auf die architektonische Gestaltung und die künstlerischen Maßstäbe der damaligen Zeit.
Wertvolle Funde im Kloster
Bei den Ausgrabungen stießen die Wissenschaftler auf zwei kunstvoll verzierte Grabplatten aus dem 15. und frühen 16. Jahrhundert. Eine dieser Platten gehört der Adligen Claudia von Königstedt und datiert auf das Jahr 1520. Besonders bemerkenswert ist die Darstellung der Gräber, die Claudia in zeitgenössischer Tracht, mit langem, geflochtenem Haar und einem Rosenkranz abbildet. „Die außergewöhnliche Steinmetzarbeit wirkt erstaunlich frisch und zeugt von hoher Kunstfertigkeit“, hob Biermann hervor.
Darüber hinaus wurden zahlreiche weitere Funde gemacht, darunter Ofenkacheln, Buchschließen, Glas- und Keramikscherben, Münzen und sogar bronzene Schreibgriffel für Wachstafeln. Auch Pressblechbeschläge, die einst sakrale Textilien, sogenannte Paramente, zierten, wurden aufgefunden. Diese Funde geben Aufschluss über die früheren Nutzungen und den Alltagsleben der Mönche in diesem Kloster.
Im Süden schließt sich an die Kirche die Klausur an, der Wohn- und Lebensbereich der Mönche. Diese Anlage ist von einem Kreuzgang umgeben und wies ebenfalls eindrucksvolle Stein- und Ziegelfußböden auf. Biermann berichtete von möglichen Hinweisen auf eine Warmluftheizung im Westflügel, die vermutlich aus dem 14. Jahrhundert stammt. Diese Heizungen waren nicht nur aufwändig, sondern auch kostspielig und kamen vor allem in wohlhabenden Haushalten sowie in Klostern zum Einsatz. Ihr Hauptvorteil: Sie wärmten große Räume rauchfrei.
Historische Bedeutung und zukünftige Pläne
Der historische Kontext dieser Stätte ist ebenso faszinierend. Das Kloster Himmelpforte wurde sometime vor 1253 gegründet und besaß eine bewegte Geschichte. Es war ein Ort des Glaubens, den auch Martin Luther im Jahr 1516 besuchte. Ein gewaltsamer Angriff am 30. April oder 1. Mai 1525 durch aufrührerische Bauern und Bürger führte zu Plünderungen, und ein Barbier aus Wernigerode wurde als Rädelsführer zum Tode verurteilt, jedoch bald darauf begnadigt. Im Zuge der Reformationszeit fiel das Kloster in Verfall und wurden viele der historischen Strukturen später nahezu komplett abgerissen.
Die laufenden Grabungen im Kloster Himmelpforte sind Teil eines umfassenden Ausstellungs- und Vermittlungsprojekts, das durch Bundesmittel in Höhe von rund 540.000 Euro gefördert wird. Sachsen-Anhalt trägt zusätzlich etwa 360.000 Euro dazu bei. Die Arbeiten vor Ort werden voraussichtlich bis zum 10. Oktober dieses Jahres andauern, bevor sie im kommenden Jahr fortgesetzt werden.
Für Interessierte ist dies eine einmalige Gelegenheit, mehr über die Geschichte des Klosters und die wunderbaren Funde zu erfahren. Das Projekt rückt nicht nur die Vergangenheit ins Licht, sondern fördert auch das Verständnis für die kulturelle Bedeutung dieser Stätte.
Weitere Einzelheiten über die Ausgrabungen und deren Bedeutung können in einem Artikel auf www.news38.de nachgelesen werden.
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