Irénée Peyrot, geboren 1972 in Lyon, hat eine beeindruckende Karriere hinter sich, die jetzt eine unerwartete Wendung genommen hat. Nach zahlreichen gesundheitlichen Problemen, insbesondere komplizierten Handbrüchen und mehreren Operationen, musste der bekannte Organist der halleschen Marktkirche seine Orgelspiel-Karriere beenden. Von 2005 an war er ein fester Bestandteil der Musikszene in Halle, wo er nicht nur live musizierte, sondern auch eigene CDs aufnahm und Kompositionen schuf.
Angetrieben von der Leidenschaft für das Bäckerhandwerk, das er als zweite große Liebe für sich entdeckte, entschloss sich Peyrot, einen radikalen Berufswechsel vorzunehmen. „Mit Blick auf mein Alter erschien mir das logisch“, sagt er und blickt auf seine neue Herausforderung im Backen. Um sein Wissen zu vertiefen, ging er nach Frankreich, wo er das Bäckereihandwerk studierte, Brioche und Baguette in ihren verschiedensten Varianten backte und sich durch zahlreiche Teige knetete. Nach nur sieben Monaten intensiver Ausbildung, die er selbst als „Schnellbesohlung“ bezeichnet, entschloss er sich, seine neu gewonnenen Fähigkeiten nach Halle zu bringen.
Neue Herausforderungen und kulturelle Unterschiede
In der heutigen Zeit schaut Peyrot einem Konditor im Café Wittekind über die Schulter und lernt die Abläufe in einer deutschen Bäckerei kennen. Dabei stellte er fest, dass es große Unterschiede zwischen der deutschen und der französischen Brottradition gibt. Während Franzosen ihr Brot traditionell brechen und dazu verwenden, um es in Suppen oder zu Beilagen wie Käse und Wurst zu tunken, haben die Deutschen eine ganz andere Brotform. „Die Deutschen essen ganz anders Brot“, erklärt Peyrot. Sie bevorzugen eher kantige Brote, die ideal für den Brotkasten sind und sich gut zum Belegen eignen.
Mit einem Ziel im Hinterkopf erhofft sich Peyrot, die französische Backkunst mit der deutschen Brotkultur zu vereinen. Die Ideen, die er im Café Wittekind umsetzt, sind noch nicht vollends ausgearbeitet, jedoch verspricht er, dass die Kreationen köstlich werden. Die Herausforderung, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden und seine Leidenschaft für das Backen zu praktizieren, hat für Peyrot eine neue Lebensphase eröffnet, die er mit Begeisterung angeht.
Die Parallelen zwischen den Menschen in Halle und seiner Heimat Frankreich fasziniert ihn: „Die Hallenser und die Franzosen ähneln sich, beide sind stur“, bemerkt er schmunzelnd. Diese Hartnäckigkeit wird ihm sicherlich helfen, sich in der deutschen Bäckertradition zu behaupten und seinen ganz eigenen Zauber in die Backstube zu bringen.
Der Weg von einem hochgeschätzten Musiker zu einem angehenden Bäcker zeigt, dass es nie zu spät ist, neue Wege zu beschreiten. Peyrots Enthusiasmus und die Verknüpfung von französischem und deutschem Backhandwerk könnten bald für frischen Wind in der Hallenser Backkultur sorgen. Für weitere Informationen, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.mdr.de.